Symbolbild: DT

Als die Asut, der schweizerische Verband für Telekommunikation, vor fünf Jahren zur ersten IoT-Konferenz einlud, galt das Thema noch als Hype. Inzwischen hat sich das Internet der Dinge einen festen Platz in der Unternehmenswelt und im privaten Alltag erobert. Die diesjährige IoT-Konferenz hat laut dem Asut-Nachbericht gezeigt, dass sein Innovationspotenzial aber längst nicht ausgereizt ist. Denn mit der Künstlichen Intelligenz und der Weiterentwicklung des Mobilfunks vervielfachten sich die Anwendungsfelder, so die Asut.

Türschlösser, Stromzähler, Fahrzeuge, Industriemaschinen: Ausgestattet mit Sensoren, Software und Netzwerkanbindung bekommen immer mehr Dinge "Augen und Ohren" und sammeln ihre "Wahrnehmungen" in Form von Daten, betont Asut. Deren Verknüpfung und Auswertung ermögliche die Überwachung, Visualisierung und Steuerung von Prozessen in den unterschiedlichsten Bereichen. Die sechste IoT-Konferenz zeigte laut Bericht anhand zahlreicher konkreter Anwendungsfälle, wie fest das Internet der Dinge bereits in der ICT-Landschaft verankert ist.

So stellte Marc Tesch, Senior Consultant und Strategic Business Developer bei Substring, im Bereich der Smart City beispielsweise ein gemeinsam mit Bernmobil und Prose entwickeltes System für die selbstlernende Schienenkopfkonditionierung von Strassenbahnen vor. Ziel seien weniger quietschende Trams – was gleichzeitig den Verschleiss von Rädern und Schienen reduziere. Thomas Haiz, Vorstand des Swiss Transit Lab, berichtete über die Erfahrungen, die Schaffhausen mit einem selbstfahrenden Kleinbus zur flexiblen und nachhaltigen Ergänzung des ÖV-Angebots sammelt. Lionel Dumartheray präsentierte den Smart-Meter-Data-Hub der Elektrizitätswerke des Kantons Zürich (EKZ), der über 450'000 intelligente Zähler, Verbrauchs- und Produktionsdaten integriert und damit einerseits völlig neue Möglichkeiten des Monitorings ermögliche und andererseits für Konsumentinnen und Konsumenten Transparenz und Anreize für einen effizienteren Energieverbrauch schaffe.

Diese und weitere IoT-Anwendungen, die im Rahmen zweier Pitch-Sessions vorgestellt wurden, machten gemäss dem Nachbericht deutlich, dass die Weiterentwicklung des Mobilfunks und neue Technologien wie die Künstliche Intelligenz (KI) die Möglichkeiten der Vernetzung und der Echtzeitkommunikation beflügeln. Zum Beispiel im Bereich der Sicherheit am Bau. Hier teste Losinger Marazzi den vierbeinigen autonomen Inspektionsroboter "ANYmal" des Schweizer Startups Anybotics. Oder in der Flugsicherung, wo Skyguide selbst entwickelte autonome Drohnen zur Kontrolle des Instrumentenlandesystems ILS einsetze – ein Pionierprojekt, das nicht nur Kosten spare, sondern auch die Lärm- und Umweltbelastung durch Messflugzeuge reduziere. Im Logistikbereich testet die Post ein neuartiges Videoüberwachungssystem mit KI-Modul, das automatisch Videodaten analysiert, Pakete identifiziert, ihren Zustand erfasst und diese Daten mit den Daten von Sortieranlagen und Sensoren zur Paketerkennung kombiniert.

Damit das IoT sein Potenzial für Effizienz- und Produktivitätssteigerung durch datengetriebene Entscheidungen und Abläufe ausschöpfen könne, müssten Unternehmen die neuen technologischen Möglichkeiten rasch in tragfähige Business Cases integrieren. Für Christof Zogg, Head of Business Transformation bei Swisscom, sind Unternehmen ohne KI demnach so wettbewerbsfähig wie ein Dreirad, das mit einem Sportwagen um die Wette fährt. Und Nils Kleemann, Chief Technology Officer, Central Europe, Nokia, betonte, dass die Weiterentwicklung des Mobilfunks einerseits unendliche Möglichkeiten für innovative multilaterale IoT-Wertschöpfungsökosysteme eröffne, andererseits aber auch flächendeckend ausgebaute, leistungsfähige Netze und eine verzögerungsfreie Datenübertragung voraussetze.

Mit der wachsenden Zahl vernetzter Geräte steige zwangsläufig auch das Risiko gefährlicher und kostspieliger Cyberangriffe. Lösungen für Datenverschlüsselung, Identitätsmanagement und Sicherheitsprotokolle seien daher unerlässlich für zuverlässige IoT-Dienste – insbesondere dort, wo sie zur Steuerung und Überwachung kritischer Infrastrukturen eingesetzt werden. Der Cyber Resilience Act der EU, der den Marktzugang für vernetzte Geräte und Softwaredienste von der Erfüllung strenger Sicherheitsanforderungen abhängig macht, dürfte hier als Katalysator wirken. Fabian Stelling, Software-Ingenieur und IoT-Experte bei der Ergon Informatik, zeigte auf, wie IoT-Ökosysteme mit den neuen Sicherheitsstandards in Einklang gebracht werden können. Marc Strittmatter, Professor für Wirtschaftsrecht an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Gestaltung (HTWG) Konstanz, erläuterte seinerseits, was der EU Data Act und andere komplexe europäische Regelwerke wie die KI-Verordnung für Schweizer Unternehmen bedeuten, die auf dem EU-Markt aktiv sind.

Um seine Erfolgsgeschichte fortzuschreiben, müsse das IoT drei Aspekte vereinen, so das Fazit der diesjährigen IoT-Konferenz: Zukunftsfähige IoT-Lösungen müssten neue technologische Trends integrieren. Sie müssten sicher sein und höchsten Cybersecurity-Anforderungen genügen. Und sie müssten von innovativen Unternehmen in profitable Geschäftsmodelle umgesetzt werden. Die einzelnen Referat sind auf der Asut-Website abrufbar.



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