München ist die smarteste Stadt in Deutschland (Bild: Pixabay)

München bleibt die smarteste Stadt Deutschlands und kann den Vorsprung vor dem erneut zweitplatzierten Hamburg weiter ausbauen. Köln verteidigt den dritten Platz. Die drei digitalsten Grossstädte Deutschlands bleiben 2024 an der Spitze, ansonsten aber gibt es viel Bewegung im Digital-Ranking deutscher Grossstädte. So schaffen es Bochum (Platz 4, Vorjahr: 11), Freiburg im Breisgau (Platz 6, Vorjahr: 14) und Lübeck (Platz 8, Vorjahr: 19) in diesem Jahr unter die zehn besten Städte, dagegen fallen Aachen (Platz 11, Vorjahr: 5), Osnabrück (Platz 12, Vorjahr: 7) und Karlsruhe (Platz 13, Vorjahr: 10) aus den Top 10. Das sind Ergebnisse des Smart City Index, den der deutsche Digitalverband Bitkom in diesem Jahr zum sechsten Mal erhoben hat.

München erreicht 88,3 von möglichen 100 Punkten (plus 3,8 Punkte). Hamburg verbessert sich um 2,3 Zähler von 83,9 auf 86,2 Punkte, der Rückstand stand auf den ersten Platz wird damit aber grösser. Auf Platz drei hält sich Köln (unverändert 83,2 Punkte), das sich zugleich erstmals die Top-Platzierung in der Kategorie Digitale Verwaltung sichert. Erneut rücken die Top 10 enger zusammen. Lagen zwischen Platz 4 und 10 im Vorjahr noch 3,5 Punkte so sind es jetzt nur noch 2,5 Punkte. Und die Städte werden insgesamt digitaler: Haben 2023 noch 76,6 Punkte für eine Top-10-Platzierung gereicht, so sind nun 79,8 Punkte notwendig.

"Deutschlands Städte werden smarter. Auch wenn es an den drei Spitzenplätzen beim Smart City Index in diesem Jahr keine Veränderung in der Rangfolge gibt, sehen wir eine grosse Dynamik innerhalb des Rankings. Auffallend ist, dass nicht mehr nur die Siegerstädte die Spitzenwerte in den Einzelkategorien erreichen, sondern Städte wie Düsseldorf, Ingolstadt oder Berlin trotz schwächerem Abschneiden im Gesamtranking in einzelnen Bereichen echte Digitalisierungs-Vorreiter sind", sagt Bitkom-Präsident Ralf Wintergerst. "Wir sehen teilweise grosse Sprünge nach vorn bei einzelnen Städten. Das zeigt: Jede Stadt kann eine echte Smart City werden. Ein gutes Zeichen ist auch, dass sich unter den Bestplatzierten nicht nur die ganz grossen Metropolen finden."

Etliche Städte haben in einzelnen Bereichen Stärken, auch wenn es im Gesamtranking nicht für eine Top-Platzierung reicht. Auch diese Hidden Champions macht der Smart City Index sichtbar. Erstmals gibt es in diesem Jahr in allen fünf Kategorien unterschiedliche Siegerstädte, die zudem mehrheitlich nicht aus den Top 10 stammen. Düsseldorf (Gesamtrang 17) ist 2024 spitze im Bereich Gesellschaft und Bildung, nachdem es in den beiden Vorjahren noch auf den Rängen 2 und 3 lag. Ingolstadt, im Gesamtranking auf Platz 23, belegt den ersten Platz in der Kategorie Energie und Umwelt – im Vorjahr kam die Stadt in dieser Kategorie nicht einmal unter die besten zehn. Und Berlin, im Gesamtranking lediglich auf 28, sichert sich den ersten Platz bei Mobilität. Mit 100 Punkten schafft es die Bundeshauptstadt als erste Stadt überhaupt, in einer Kategorie bei allen Indikatoren die volle Punktzahl zu erreichen. Aber auch zwei Städte aus den Top 3 sind in jeweils einer Kategorie ganz vorne: Köln (Gesamtrang 3) erreicht erstmals den Spitzenplatz in der Kategorie Digitale Verwaltung, München (Gesamtrang 1) verteidigt die Spitzenplatzierung bei IT und Kommunikation. Aber auch andere Städte schneiden in Einzelkategorien deutlich besser ab als in der Gesamtwertung. So kommt etwa Bergisch Gladbach im Gesamtranking nur auf Platz 62, aber in der Kategorie Energie und Umwelt auf Platz 10. Gelsenkirchen landet insgesamt auf Rang 46, bei IT und Kommunikation schafft es die Stadt aber auf einen beachtlichen Platz 5. Hannover, im Gesamtranking auf Platz 41, ist im Bereich Mobilität auf Platz 8. Und Herne erzielt in der Kategorie Gesellschaft und Bildung Platz 14, auch wenn es gesamt nur zu Platz 42 reicht.

"Wenn wir mehr digitale Infrastruktur und digitale Verwaltungsangebote wollen, dann müssen wir etablierte digitale Lösungen priorisieren. Bund und Länder fördern seit Jahren einzelne Leuchttürme und Pilotkommunen, aber viel zu wenig kommt in der Fläche an. Wenn jede Stadt das digitale Rad neu erfinden soll oder will, kommen wir in Deutschland nicht wirklich vom Fleck", sagt Wintergerst. "Dazu gehört auch, dass die Smart City als Teil der kommunalen Infrastruktur dauerhaft finanziert wird und nicht immer nur einzelne Projekte, für deren Weiterbetrieb dann irgendwann kein Geld mehr da ist." Zudem fordert Bitkom von der Politik, die Umsetzung und Finanzierung des im Juni verabschiedeten Smart-City-Stufenplans zeitnah sicherzustellen.

Blickt man auf das Abschneiden der Grossstädte aus den unterschiedlichen Bundesländern im Smart City Index, so schneiden wie in den Vorjahren im Mittel Städte in Baden-Württemberg (74,1 Punkte, 2023: 68,1 Punkte), Bayern (72,2 Punkte, 2023: 66,5 Punkte) und Sachsen (71,8 Punkte, 2023: 67,3 Punkte) deutlich besser ab als der Durchschnitt. Rheinland-Pfalz (68,1 Punkte, 2023: 62,7 Punkte) und Nordrhein-Westfalen (66,2 Punkte, 2023: 61,1 Punkte) liegen im Mittelfeld. In Hessen (64,5 Punkte, 2023: 63,7 Punkte) und Niedersachsen (64,0 Punkte, 2023: 61,4 Punkte) fallen die Ergebnisse dagegen unterdurchschnittlich aus. Dabei ist zu berücksichtigen, dass sich auch die Anzahl der im Ranking berücksichtigten Städte zwischen den Ländern deutlich unterscheidet – so gibt es in Nordrhein-Westfalen 30 Grossstädte, in Rheinland-Pfalz nur 5. Für Bundesländer mit weniger als drei Grossstädten lässt sich daher auch keine Aussage treffen. Überdurchschnittlich schneiden zudem grosse Städte ab 300.000 Einwohnern sowie die vom Bund geförderten Modellprojekte Smart Cities (MPSC) ab. Aber auch Landeshauptstädte und Universitätsstädte liegen über dem Durchschnitt. "Es gibt Strukturmerkmale, die es Städten erleichtern, eine Smart City zu werden. Der Austausch zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft gehört ebenso dazu wie etwa Hochschulstandorte mit einer hohen Startup-Dichte", so Wintergerst. „Aber auch Städte, die nicht über diese Vorteile verfügen, können mit einer klaren Strategie, klarer Verantwortung und klarer Schwerpunktsetzung smarter und digitaler werden.“



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