Christine Grimm, DSAG-Fachvorständin Transformation & Sustainability (Bild: zVg)

SAP hat in einer aktuellen Veröffentlichung angekündigt, jedem Anwenderunternehmen dabei zu helfen, eine Cloud-first-Geschäftsstrategie zu entwickeln. Insbesondere solchen, die der SAP-Strategie in Richtung S/4HANA bereits gefolgt sind, wolle der Walldorfer Software-Hersteller mit dem Programm "Rise with SAP Migration and Modernization§ entgegenkommen. Damit reagiert SAP auf eine Forderung der Deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe (DSAG).

Zunächst hatte das Statement bei der SAP-Bilanzpressekonferenz im Juli 2023, dass massgebliche Innovationen zukünftig nur noch Anwenderunternehmen mit einem Rise- oder Grow-Vertrag angeboten würden, insbesondere On-Premises-Kunden hart getroffen und entsprechend verärgert. In der Folge hatte die DSAG im Rahmen des DSAG-Jahreskongresses 2023 gefordert, "On-Premises-Kunden nicht im Regen stehen zu lassen". Und umso erfreulicher sei es jetzt, dass SAP nun reagiere, betont Jens Hungershausen, DSAG-Vorstandsvorsitzender.

Konkret werde der Software-Hersteller ein zeitlich bis Ende 2024 befristetes Migrations- und Modernisierungsprogramm für Rise with SAP anbieten. "Laut SAP sollen sich auf diese Weise die Kosten für die Migration um bis zu 50 Prozent reduzieren lassen und die Zeit, bis konkret Mehrwert geschöpft werden kann, deutlich verkürzen", fasst Hungershausen das SAP-Vorhaben zusammen. Damit gehe der Software-Hersteller auf die seitens der DSAG geäusserte Komplexität der Herausforderungen ein, denen Kunden beim Wechsel in die Cloud gegenüberstünden. "Gleichzeitig bedeutet das von SAP angekündigte Programm eine Anrechnung für bereits geleistete Investitionen", so der DSAG-Vorstandsvorsitzende.

Konkret will SAP bisherigen S/4Hana-On-Premises- und SAP-Enterprise-Resource-Planning-Central-Component (SAP ERP ECC)-Kunden, die einen Rise-with-SAP-Vertrag abschliessen und in die Private oder Public Cloud gehen, Folgendes anbieten:
- S/4Hana-On-Premises-Kunden erhalten bis zu 60 Prozent des durchschnittlichen jährlichen Vertragswerts, wenn sie in die Private Cloud wechseln.
- S/4Hana-On-Premises-Kunden erhalten bis zu 100 Prozent des durchschnittlichen jährlichen Vertragswerts, wenn sie in die Public Cloud gehen.
- ERP-ECC-Kunden erhalten bis zu 45 Prozent des durchschnittlichen jährlichen Vertragswerts, wenn sie in die Private Cloud wechseln und bis zu 100 Prozent, wenn sie in die Public Cloud gehen.
- Für Kunden oberhalb eines noch festzulegenden Schwellenwerts, was ihr Vertragsvolumen anbelangt, stellt SAP zudem einen Enterprise-Architekten im Rahmen des Rise-with-SAP-Vertrags zur Verfügung. Dieser soll die Kunden ohne Vertriebsdruck als Trusted Advisor beraten, um die Integration der von SAP im Rahmen von Rise with SAP betriebenen SAP-Systeme in die Unternehmens-IT-Architektur zu begleiten und erfolgreich zu realisieren.

Die eingesparten Kosten beim Wechsel zu Rise with SAP werden als Gutschrift bei SAP hinterlegt. "Sie können dann zur Deckung der Kosten für Wartung, Cloud-Services oder weitere Cloud-Subskriptionen genutzt werden", erläutert Hungershausen. Aus DSAG-Sicht sei dies begrüssenswert, da insbesondere das Entgegenkommen für die S/4Hana-On-Premises-Kunden auf deren Transformationsprojekte einzahlt.

Für Michael Bloch, DSAG-Fachvorstand Lizenzen, Service & Support, ist das kommerzielle Entgegenkommen von SAP ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. "Die Gutschrift kann über einen Zeitraum von zwei Jahren verwendet werden. Die noch nicht veröffentlichte Obergrenze muss sich aber im Markt erst noch bewähren. Hier bleibt zu hoffen, dass aus dem Angebot ein wirklich wirksames Instrument erwächst und SAP, ähnlich wie bei anderen zunächst befristeten Programmen, eine Fortführung über das Jahr 2024 hinaus erwägt. Es wäre sehr bedauerlich, wenn sich zum Jahresende hin ein künstlicher Druck ergeben würde."

Darüber hinaus hat SAP das kostenpflichtige Programm SAP S/4Hana Cloud Safekeeper angekündigt. Dieses soll insbesondere die Kunden ansprechen, die mehr Zeit benötigen, um vollständig zu migrieren. Konzipiert wurde es für Rise-with-SAP-Kunden, die noch auf älteren S/4Hana-Versionen setzen und somit unter Kundenspezifische Wartung fallen. Konkret:
- Für S/4Hana-On-Premises-Releases, die 2025 aus der Wartung laufen, stellt SAP noch für 27 Monate Sicherheits-Updates, Bug-Fixes und Legal Patches zur Verfügung.
- Zusätzlich stellt SAP stellt ein Sandbox-System zur Verfügung, um ein neues Release zu migrieren. Die Voraussetzung, um den SAP-Safekeeper-Service zu subskribieren, ist ein gültiger Rise-with-SAP-Vertrag. Kunden, die keinen Safekeeper-Vertrag abschliessen, erhalten weiterhin Kundenspezifische Wartung.

Im Communiqué dazu begrüsst die DSAG die Ausweitung des Rise-with-SAP-Programms und die Gründung des neuen Vorstandsbereichs Customer Services & Delivery. "Mit diesem Bereich die Cloud-Transformation in den Anwenderunternehmen unterstützen und beschleunigen zu wollen, ist ein vielversprechender Ansatz, der sich nun in der Realität beweisen muss", kommentiert Christine Grimm, DSAG-Fachvorständin Transformation & Sustainability. SAP greife damit eine langjährige Forderung der DSAG auf, die Kunden bei ihren Transformationsprozessen noch intensiver zu begleiten. Damit mache der Software-Hersteller aus DSAG-Sicht einen wichtigen Schritt, um die Kunden bei den technischen und betriebswirtschaftlichen Herausforderungen einer Migration in die Cloud besser zu unterstützen. Es sei auch ein Signal, dass die früheren Investitionen der Kunden anerkannt würden. Die DSAG werde sich weiterhin aktiv an der Ausarbeitung und Ausgestaltung der angekündigten SAP-Initiativen beteiligen, um sicherzustellen, dass die Herausforderungen der Mitgliedsunternehmen bei ihren Transformationsprojekten berücksichtigt würden.

Jens Hungershausen, DSAG-Vorstandsvorsitzender
Jens Hungershausen, DSAG-Vorstandsvorsitzender
Michael Bloch, DSAG-Fachvorstand Lizenzen, Service & Support
Michael Bloch, DSAG-Fachvorstand Lizenzen, Service & Support