Bild: SAP

Beim deutschen ERP- und Cloudriesen SAP tritt mit dem langjährigen CEO und dann Aufsichtsratsvorsitzende Hasso Plattner der letzte verbliebene Gründer von SAP zurück. Ab 2024 soll nun der ehemalige Deloitte-Chef Punit Renjen an seine Stelle treten und den SAP-Aufsichtsrat führen. Die Veränderung im Aufsichtsrat kommentiert Jens Hungershausen, Vorstandsvorsitzender der Deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe (DSAG) im nachfolgenden Gastkommentar.

Gastkommentar von Jens Hungershausen, Vorstandsvorsitzender der Deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe (DSAG)

Hasso Plattner hat in den letzten 50 Jahren ein bemerkenswertes Lebenswerk geschaffen, indem er gemeinsam mit vier Mitstreitern das grösste europäische und eines der weltweit führenden Software-Unternehmen gegründet hat. Dafür gebührt ihm der tief empfundene Respekt und die Anerkennung aller 3.800 Kundenunternehmen, die wir als DSAG in Deutschland, Österreich und der Schweiz vertreten.

Hasso Plattner war in seinen verschiedenen Funktionen ein überzeugter Streiter für die Sache, und verstand es, hier und da auch seine grosse Emotionalität einzubringen, aber immer auf einer von Respekt bestimmten Ebene. Hasso Plattner haben wir als DSAG immer als Visionär und als treibende Kraft wahrgenommen, die technologische Innovationen entwickelt und vorantreibt.

Der DSAG war Punit Renjen, der bei der SAP-Hauptversammlung vergangenen Donnerstag in den SAP-Aufsichtsrat gewählt wurde und 2024 als neuer Aufsichtsratsvorsitzender auf Hasso Plattner folgen soll, bisher nicht bekannt. Es wird interessant sein zu sehen, wie Renjen, als ehemaliger CEO von Deloitte, seine umfassende Beratungskompetenz in den SAP-Aufsichtsrat einbringt, der bislang aufgrund der Vita von Hasso Plattner sehr technologisch geprägt war. Die DSAG bleibt gespannt, welche strategischen Veränderungen damit einhergehen werden.

In den letzten Monaten stand die SAP-Strategie immer wieder im Fokus der Öffentlichkeit und natürlich auch der DSAG-Mitgliedsunternehmen. Das Thema der Cloud-Company hat beim letzten DSAG-Jahreskongress mit den hybriden Szenarien eine neue und wichtige Facette dazugewonnen, da viele Bestandskund:innen einen Cloud-only-Ansatz aus vielerlei Gründen nicht realisieren können. Mit der Berufung von Punit Renjen als neuem SAP-Aufsichtsratsvorsitzendem wird es spannend sein zu beobachten, wie das Wissen um die Sorgen und Nöte der SAP-Kund:innen aus der Sicht des Beratungsgeschäfts in die SAP-Unternehmensstrategie einfliesst.

Die Forderungen der DSAG-Mitgliedsunternehmen nach verlässlichen Roadmaps und langfristiger Planungssicherheit werden auch unter der Leitung des neuen Aufsichtsratsvorsitzenden eine zentrale Rolle spielen. Übergreifende Standards, Klarheit und Investitionssicherheit sind unabdingbar – auch und gerade bei Cloud-Lösungen. Eine 'One-SAP-Lösung' für die Cloud mit einer ganzheitlichen Pricing-Strategie und entsprechend nach unten skalierbaren Lizenzmodellen, anstelle unterschiedlicher Preisstrategien und -Verhandlungspartner wäre hier wichtig.

Wir werden Punit Renjen als DSAG nach Kräften unterstützen. Gleichzeitig bedanken wir uns bei Hasso Plattner für sein unermüdliches Wirken, das SAP zu dem gemacht hat, was es heute ist - ein Software-Unternehmen von Weltrang.

Jens Hungershausen, Vorstandsvorsitzender der Deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe (DSAG) (Bild: zVg)
Jens Hungershausen, Vorstandsvorsitzender der Deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe (DSAG) (Bild: zVg)
Mit ihm tritt eine der markantesten Figuren der IT-Szene ab: Hasso Plattner (Bild: HPI, 2019)
Mit ihm tritt eine der markantesten Figuren der IT-Szene ab: Hasso Plattner (Bild: HPI, 2019)