Logobild: DSAG

"Work in Progress" lautet das Motto der Technologietage 2023 der Deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe (DSAG), die derzeit im Congress Center Rosengarten Mannheim über die Bühne geht. Wie das Motto schon sagt: Bei SAP ist derzeit vieles in Arbeit. Nach der umfassenden strategischen Neuausrichtung von SAP wünschen sich die Anwenderunternehmen wieder eine stärkere Rückbesinnung auf das Credo "Customer first" der Gründerjahre, betont die DSAG in einer Aussendung dazu. Die Realitäten der Anwenderunternehmen sollten demnach in der SAP-Strategie wieder stärker berücksichtigt werden – gerade vor dem Hintergrund des bevorstehenden Wartungsendes vieler wesentlicher SAP-Lösungen und der daher benötigten Planbarkeit und Verlässlichkeit der SAP-Produktstrategie. Die konzeptgleiche Anbindung der SAP-Cloud-Services an die mehrstufigen SAP-Landschaften und die Positionierung der Business Technology Platform (BTP) seien hierbei ebenso essenziell, wie ein angemessenes Pricing, wie an der Veranstaltung erörtert wird.

Durch die starken Veränderungen im SAP-Produktportfolio seien Themen wie eine einfache Migration, Integrationsfähigkeit, Datenschutz und IT-Security relevanter denn je. "Aktuell wird das Komplexitätsmanagement nicht hinreichend durch übergreifende Standards, Klarheit und Investitionssicherheit unterstützt – auch und gerade bei Cloud-Produkten. Sie sind, wie das Motto der Technologietage 2023 sagt, 'Work in Progress'", erläutert dazu Sebastian Westphal, DSAG-Technologievorstand.

Das Anker-Release von SAP S/4Hana, das im Oktober dieses Jahres verfügbar sein werde, bilde die Basis für die Technologie der nächsten Generation und Kompatibilität mit Legacy-Software. Damit sei ein wichtiger Abschnitt erreicht, so die DSAG. Die Kunden seien seit der Markteinführung 2015 gemeinsam einen weiten Weg mit SAP gegangen und hätten die kontinuierliche Weiterentwicklung des Kernprodukts über die Jahre mit hohem finanziellen und personellen Engagement begleitet und in ihren Unternehmen realisiert. Auch heute würden die Anwenderunternehmen die Bereitstellung bisheriger ECC-Funktionalitäten im aktuellen SAP-Produktportfolio vermissen – und erwarteten hier zeitnah eine vollständige Funktionsgleichheit. "Bei bereits getätigten Investitionen in S/4Hana-Transformationen, die schnell in ein-, zwei- oder gar dreistelligen Millionenbudgets mündeten, darf das Anker-Release 2023 aber vor allem nicht bedeuten, dass Innovationen und Erweiterungen nur noch in der Public Cloud erfolgen", betont Westphal und ergänzt: "Bei einer Wartungszusage für S/4Hana bis 2040 bedarf es daher noch weiterer Details und verbindlicher Zusagen von SAP, um die bisherigen S/4Hana-Projektinvestitionen zu sichern."

Neue Sphären der Datenanalyse

Positiv hervorzuheben sei in diesem Kontext das neue Angebot "SAP Datasphere", das die seit Langem bestehende Forderung der DSAG nach der Zusammenführung von SAP- und Non-SAP-Daten adressiere. Diese Evolution der SAP Data Warehouse Cloud sei ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung – wenn es gelänge, die komplexe Integration von Daten aus SAP-Systemen und Drittsystemen der immer hybrideren Architekturmodelle zu vereinfachen, so die DSAG in der Mitteilung.

"Wir hoffen, dass SAP zielgerichtet den Weg weiterverfolgt und im Rahmen dieser Entwicklung einfache Produkte mit attraktiven Lizenzmodellen kombiniert. Sofern den Anwenderunternehmen zeitnah auch ein passendes kommerzielles Angebot für klassische Planungsszenarien (wie Gelegenheitsnutzer) in der SAP Analytics Cloud angeboten wird, wäre sowohl inhaltlich als auch kommerziell ein grosser Wurf gelungen", so Sebastian Westphal weiter.

Die DSAG und SAP seien sich einig, dass die Business Technology Platform das zentrale Fundament der SAP-Strategie bilde. Die DSAG-Investitionsumfrage 2023 habe deutlich gezeigt, dass die BTP in den Projektbudgets der Anwenderunternehmen ihren Platz gefunden habe. Ein klarer Fokus sei dabei auf dem Bereich Data und Analytics gelegen, also auf Produkten, die bereits seit Jahren Bestandteile des Portfolios seien. Augenfällig sei zudem der Anteil an Befragten, welche die BTP zwar lizenziert hätten, aber noch nicht aktiv nutzten. Das heisse, die Entwicklung der BTP müsse noch deutlicher für ihren Einsatz als zentraler Baustein hybrider Architekturen positioniert werden.

Vor dem Hintergrund der mit SAP in den vergangenen 50 Jahren gemeinsam entwickelten drei- und vierstufigen Landschaften, sei hierbei ein zentraler Punkt die korrespondierende, mehrstufige Bereitstellung der BTP inklusive zentraler Administration der Umgebungen für alle Business-Services und die Integration-Suite. Ein damit einhergehendes Test- und Transportwesen sei in vielen Cloud-Plattformen aber noch nicht einheitlich berücksichtigt und bremse die Adaption der neuen Produkte und Services entsprechend aus. Da aufgrund der SAP-Strategie das ehemals zentrale und mächtige SAP-System zunehmend durch eine modulare Systemlandschaft ersetzt werden solle, steige die Komplexität, diese Systeme zu implementieren, zu integrieren und auch zu lizenzieren. Dies sei für die S/4Hana Public Cloud als Grundvoraussetzung für den Einsatz in hybriden Landschaften Ende letzten Jahres bereits korrigiert worden und solle für die Business-Services auf der BTP ebenso selbstverständlich sein wie über alle Lines-of-Business hinweg gelten, um die Adaptionsraten weiter zu erhöhen, streicht die DSAG hervor.

SAP hat für das Jahr 2027 das Wartungsende wichtiger Lösungen angekündigt. Hier bedürfe es schnellstmöglich einer klaren Perspektive und entsprechender Migrationsszenarien. Das gelte insbesondere für den SAP Solution Manager und die SAP Process Orchestration. "Für die Ablösung des Solution Managers als dem zentralen Element heutiger SAP-Architekturen bedarf es eines Cloud-Application-Lifecycle-Management-Produkts mit identischem Leistungsumfang und einer verlässlichen Roadmap sowie entsprechenden Migrationspfaden. Gleiches gilt für die Migration von der Process Orchestration auf die SAP Integration Suite. Hier lässt sich der kürzlich erfolgte Launch der Migration-Assessment-App und des Migration-Tools bereits positiv hervorheben", konstatiert Westphal. Zusammenfassend lasse sich sagen: "Was unweigerlich in Richtung Cloud geht, muss maximal gleichwertig zu den bestehenden Lösungen sein, und zwar am besten schon bis Ende 2023. Dann bleiben den Kunden noch vier Jahre, um vom Investitionsantrag bis zur Migration ihre Systeme erfolgreich umzustellen."

Kosten- und Lizenzsituation

Aus DSAG-Sicht führten fehlende Konzepte bzw. Lösungen für Entwicklungs- und Testsysteme auf der BTP zu erheblichen Kosten, da – um eine Mehrstufigkeit nach derzeitigem Stand zu erreichen – ein Service teils mehrfach lizenziert werden müssse. Dabei gebe es keine offizielle Unterscheidung, ob ein Service produktiv oder nur zu Testzwecken genutzt werde. "Die Kosten- und Lizenzierungssituation muss SAP angehen", meint dazu Thomas Henzler, DSAG-Fachvorstand Lizenzen, Service & Support. Die zunehmende Modularisierung von Lösungen, die im Enterprise-Ressource-Planning (ERP) enthalten waren und nun vermehrt z. B. über die BTP vermarktet würden, lasse zudem die Komplexität bei Lizenzierung und Verwaltung steigen. Im Endeffekt müssten Anwenderunternehmen mit vielen unterschiedlichen SAP-Lines-of-Business sprechen und verhandeln, um eine vollumfängliche ERP-Lösung wie in ECC-Zeiten zu erhalten. Hinzu kämen viele unterschiedliche Lizenzmetriken. Dies führe dazu, dass die Kosten für SAP-Architekturen stark steigen würden. Aus DSAG-Sicht brauche es daher ganzheitliche Pricing-Strategien in der Cloud mit zugehörigen, auch nach unten skalierbaren Lizenzmodellen. Hier zeige sich einmal mehr das Technologietage-Motto "Work in Progress".

Die Kernbotschaften der mehr als 3’800 DSAG-Mitgliedsunternehmen zählenden DSAG an SAP sind gemäss Communiqué:
- Es brauche verbindliche Zusagen zu Innovationen und Weiterentwicklungen auch in S/4Hana-Private-Cloud- und On-Premise-Editionen.
- Anwenderunternehmen benötigten ein verlässliches SAP-Portfolio und eine Perspektive für alle Produkte, die bis 2027 auslaufen, sowie tragfähige Migrationsszenarien – besonders für den Solution Manager und die Process Integration/Process Orchestration (PI/PO).
- Hinsichtlich SAP Datasphere für die Verarbeitung und Analyse geschäftskritischer Informationen erwarte die DSAG, dass SAP zielgerichtet den Weg der Evolution weiterverfolge und einfache Produkte mit attraktiven Lizenzmodellen und schnellen Entwicklungsfortschritten kombiniere.
- Aufgrund der heutigen mehrstufigen SAP-Landschaften bedürfe es auch für die SAP-Cloud-Lösungen und die Business Technology Platform inkl. ihrer Business-Services eines einheitlichen Test- und Transportwesens sowie übergreifender Betriebs- und Monitoring-Prozesse.
- Die Kosten für den generellen Betrieb der Business Technology Platform, die Entwicklung, die Qualitätssicherung und die Nutzung der Services ohne produktiven Bezug sollten gesenkt werden bzw. es müsse eine technische und kommerzielle Lösung für diese Anforderung gefunden werden.
- Es brauche ganzheitliche Pricing-Strategien in der Cloud mit zugehörigen, auch nach unten skalierbaren Lizenzmodellen.

DSAG-Technologietage 2023:
An den DSAG-Technologietagen in Mannheim partizipieren 2’600 Teilnehmende. Keynote-Sessions mit den DSAG-Vorständen Sebastian Westphal und Thomas Henzler sowie dem SAP-Vorstandsmitglied Jürgen Müller stehen auf der Agenda. Zahlreiche Themensitzungen der DSAG-Gremien mit 110 Vorträgen sollen für ein abwechslungsreiches Programm sorgen. TED-Talks, Expert- und Live-Influencing-Sessions der SAP sowie fünf SAP-Hands-on-Workshops mit limitierter Teilnehmerzahl, 16 Partnervorträge und eine Fachausstellung mit 40 Partnern runden die Veranstaltung ab.

DSAG-Technologievorstand Sebastian Westphal (Bild: zVg)
DSAG-Technologievorstand Sebastian Westphal (Bild: zVg)