Bild: Cradlepoint

Bei der Vernetzung vieler Geräte und Maschinen ist eine robuste Konnektivität entscheidend. Private Mobilfunknetzwerke können hier unterstützen. Um eine reibungslose Implementierung sicherzustellen, sollten Unternehmen dabei fünf wichtige Überlegungen anstellen.

Gastbeitrag von Jan Willeke, Area Director Central Europe bei Cradlepoint

Von Sicherheitskameras über Fertigungsausrüstung bis hin zu Gabelstaplern – in Industrieanlagen sind heutzutage eine Vielzahl von Geräten miteinander vernetzt. Das erfordert eine starke und ausfallsichere Konnektivität. Hier kommen private Mobilfunknetzwerke ins Spiel. Diese Netzwerke nutzen eigene Frequenzbereiche und Infrastrukturen, die vollständig vom Unternehmen kontrolliert und verwaltet werden. Dadurch bieten sie Bandbreite, Abdeckung, Latenzzeiten und Sicherheitsfunktionen entsprechend der individuellen Bedürfnissen. Ausserdem bieten sie im Gegensatz zu öffentlichen Mobilfunknetzen eine sichere Vernetzung über grössere Entfernungen von Tausenden bis Hunderttausend Metern hinweg. Die Datenverbindungen über private Mobilfunknetzwerke sind zudem dediziert – so kann zum Beispiel allen Geräten und Maschinen in den verschiedenen Bereichen einer Fabrikfläche eine vordefinierte Menge an Bandbreite zugewiesen werden, die unabhängig von anderen Geräten oder Aktivitäten im Netzwerk zur Verfügung steht. Dann können Daten zuverlässig und in Echtzeit von Geräten und Maschinen erfasst und an das zentrale Steuerungssystem übertragen werden – selbst in Umgebungen mit hohem Datenaufkommen oder kritischen Anforderungen an die Netzwerkstabilität. Für die Implementierung eines privaten Mobilfunknetzwerks sollten Unternehmen sich dabei folgende Überlegungen anstellen:

Welche Anwendungen das Unternehmen über das private Mobilfunknetzwerk nutzen will
Die Konfiguration eines privaten Mobilfunknetzes wird stark durch seinen Verwendungszweck bestimmt. Das Unternehmen sollte sich deswegen zunächst einen Überblick über alle Anwendungen und Anforderungen verschaffen:
• Bandbreite: Kommunikation via Videokonferenzen oder der Livestream hochauflösender Kamerabilder erfordern eine hohe Bandbreite für eine störungsfreie Übertragung, während Anwendungen wie E-Mail-Kommunikationen mit weit geringerer Bandbreite auskommen.
• Latenz: Bei Anwendungen, die auf geringe Latenz angewiesen sind, wie die automatisierte Produktionssteuerung, muss das Netzwerk für schnelle Reaktionszeiten optimiert sein. Ist es aber eher für nächtliche Backups gedacht, ist eine höhere Latenz akzeptabel.
• Ausfallsicherheit und Redundanz: Notfallkommunikationssysteme erfordern ein extrem zuverlässiges Netz mit Redundanzen, während bei Standardbüroanwendungen möglicherweise Kompromisse in der Netzverfügbarkeit gemacht werden können.
• Sicherheit: Auch nötige Sicherheitsmassnahmen werden durch den Verwendungszweck bestimmt. Die Übertragung sensibler Produktions- und Betriebsdaten erfordert höchste Sicherheitsstandards und Verschlüsselung, wohingegen beispielsweise ein offenes Gäste-WLAN weniger strenge Sicherheitsmassnahmen erfordert.

Welcher Standort für die weitere Netzwerkplanung geeignet ist
Die Auswahl geeigneter Standorte für die Installation von Funkzellen und Basisstationen ist entscheidend für die Effektivität und Reichweite des privaten Mobilfunknetzwerks. Eine detaillierte Standortbewertung unter Berücksichtigung von Geländegegebenheiten, Gebäudestrukturen und potenziellen Störeinflüssen ist dabei unerlässlich. Basierend auf diesen Erkenntnissen kann dann eine präzise Netzwerkplanung durchgeführt werden.

Welche Frequenz und Lizenzierung das Unternehmen benötigt
Die Auswahl des richtigen Frequenzbereichs und die entsprechende Lizenzierung sind wesentliche Schritte bei der Implementierung eines privaten Mobilfunknetzwerks. Unternehmen müssen die Verfügbarkeit von Frequenzressourcen prüfen und gegebenenfalls Lizenzen erwerben, um Störungen und rechtliche Konflikte zu vermeiden.

Lässt sich das private Mobilfunknetzwerk mit bestehenden Systemen des Unternehmens integrieren?
Die nahtlose Integration des privaten Mobilfunknetzwerks mit bestehenden IT- und Steuerungssystemen des Unternehmens ist von entscheidender Bedeutung. Dies umfasst die Anbindung an das Unternehmensnetzwerk sowie die Integration von Datenmanagement- und Analysetools. Denn nur durch eine effektive Integration können Unternehmen die Effizienz ihrer Betriebsabläufe steigern und den Mehrwert des privaten Mobilfunknetzwerks voll ausschöpfen.

Sind die Sicherheitsmassnahmen des Unternehmens ausreichend robust?
Die Gewährleistung von Sicherheit und Datenschutz ist ein zentraler Aspekt bei der Implementierung eines privaten Mobilfunknetzwerks. Unternehmen müssen robuste Sicherheitsmassnahmen implementieren, um unbefugten Zugriff, Datenmanipulation und andere Sicherheitsbedrohungen zu verhindern. Dazu gehören Verschlüsselungstechnologien, Kontrollmechanismen und regelmässige Sicherheitsaudits. Die Einhaltung geltender Datenschutzbestimmungen und die transparente Kommunikation mit Mitarbeitern und anderen Stakeholdern sind ebenfalls von grosser Bedeutung.

Durch die Berücksichtigung dieser Überlegungen können Unternehmen ein leistungsstarkes und zuverlässiges privates Mobilfunknetzwerk implementieren, das ihren individuellen Anforderungen gerecht wird und somit eine gute Grundlage für zukünftige digitale Innovationen bildet.

Eine robuste Konnektivität ist im Firmennetz zentral (Bild: Cradlepoint)
Eine robuste Konnektivität ist im Firmennetz zentral (Bild: Cradlepoint)