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Auf dem Weg zu alternativen Arbeitsmodellen läuft die ICT-Branche oft vorneweg. Sie bietet Lösungen zur Neuorganisation der Arbeit und erzeugt damit neue Arbeitsformen.

Gastkommentar von Frank Schabel, Head of Marketing/Corporate Communications bei der Hays AG

Auch wenn sich die Dynamik innerhalb der ICT-Branche verlangsamt hat: Ihre Arbeitsmodelle wie auch ihre Lösungen prägen Unternehmen. Schon vor Jahren hat sich die ICT-Branche von der klassischen Linienorganisation verabschiedet, die schlicht zu träge war. Stattdessen etablierte sie in vielen Bereichen die Projektwirtschaft. In ihr entwickeln interdisziplinäre Projektteams neue Lösungen – sowohl zeitlich als auch thematisch befristet und verbunden mit einer hohen Geschwindigkeit. Eine vergleichsweise hohe Dichte an Projektwirtschaft ist in anderen Branchen nur noch in Forschung und Entwicklung zu finden.
In Projekten zu arbeiten, bedeutet auf der individuellen Ebene für die Experten, wesentlich flexibler arbeiten zu können – auch in Bezug auf ihre Arbeitsform. So gibt es in keiner Industrie so viele Freelancer wie in der ICT-Branche, die ihr Wissen als Externe in Projekten einbringen. Mixed Teams lautet das Zauberwort, und langsam setzt sich das Modell in anderen Branchen und Bereichen durch.

Neue Formen des Teilens

Neue unternehmensübergreifende Kooperationsmodelle im Umfeld von Open Innovation greifen derzeit den Open-Source-Gedanken, das offene und gemeinsame Arbeiten an neuen Lösungen, auf. Über Crowd-Sourcing-Plattformen im Web 2.0 nutzen Unternehmen die (Schwarm-)Intelligenz vieler User. Neue Ideen, neue Designs oder neue Prozesse sind künftig nicht mehr das Hoheitsgebiet interner Stabsabteilungen. Vielmehr entwickeln eigene Kunden oder profunde externe Experten über diese Plattformen gemeinsam innovative Ansätze.
Die ICT-Industrie entwickelt solche Plattformen und ist zugleich einer der aktivsten Nutzer - mit Signalwirkung für andere Industrien. Die Erkenntnis, nicht alles wissen zu müssen und stattdessen die Intelligenz Dritter nutzen zu können, verändert die Kultur in Unternehmen nachhaltig.
Oder denken wir an die neuen Teilemodelle der Share Economy: Car-Sharing funktioniert nur über vernetzte IT-Lösungen, in denen Backend-Systeme mit Apps und Frontend-Systemen wie Chipkarten und Lesegeräten vernetzt sind. Ein Transfer dieser Teilemodelle in die eigene Unternehmenswelt, gekoppelt mit einer anderen Wirtschaftsethik, wird die Arbeitsweise von Unternehmen ebenfalls spürbar bewegen. Es liegt nahe, dass die ICT-Branche, die diese Lösungen entwickelt, selbst die neuen Teileformen in ihre Welt einpflanzen wird.
Auch das gemeinsame Teilen von Wissen prägt die Arbeitswelt von Menschen – anhand moderner Werkzeuge und virtueller Plattformen. Auf ihnen interagieren Menschen in Echtzeit, teilen Informationen und bearbeiten gemeinsam Themen. In ICT-Unternehmen findet dies nicht mehr über E-Mails statt, sondern über Chats, Instant Messaging und Social-Collaboration- sowie Social-Media-Plattformen. Mit ihrer Technikaffinität sind ICT-Spezialisten hier Pioniere, wenn es um die Nutzung neuer Formen geht.

Diese neuen Formen ermöglichen uns mehr denn je, unabhängig von Ort und Zeit zu arbeiten, im Einklang mit dem Privatleben. Die ICT-Industrie liefert die passenden Werkzeuge für unsere Work-Life-Balance und die autonome Gestaltung unserer Arbeitszeit. Was die ICT-Industrie hingegen nicht frei Haus liefert, ist die kulturelle Öffnung von Unternehmen für alternative Arbeitsmodelle. Das ist die originäre Aufgabe der Organisationen selbst.

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Frank Schabel, Head of Marketing/Corporate Communications bei der Hays AG