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Der serbelnde finnische Handy-Riese Nokia will in den boomenden Markt für Flachcomputer einsteigen. Tablet-Computer seien «wichtig, daher wird das angeschaut», sagte der scheidende Chef des Nokia-Verwaltungsrates, Jorma Ollila, gegenüber der «Financial Times» vom Donnerstag.

Daneben wolle Nokia in Zukunft auch mobile Geräte produzieren, welche die Funktionen unterschiedlicher Geräteklassen wie Smartphones oder Tablet-Computer vereinen. Es werde «verschiedene Hybriden und verschiedene Formen» geben, sagte Ollila der Zeitung.

Nokia steckt in einer tiefen Krise. Der Konzern hat nach Ansicht von Branchenexperten den Trend zu Multimediahandys verschlafen und versucht jetzt, mit neuen Geräten aufzuholen. Erst vor wenigen Tagen hatte Nokia eingeräumt, nach 14 Jahren die Weltmarktführerschaft als Handyhersteller an Samsung verloren zu haben. Der derzeit boomende Markt für Tablet-Computer mit berührungsempfindlichen Bildschirmen wird vom US-Konzern Apple dominiert.

Seit dem 2. Mai steht zudem fest, dass Nokia wegen Patentrechtsverletzungen gerichtlich in Deutschland und den USA gegen drei Konkurrenten vorgeht. Der finnische Konzern reichte Klagen gegen HTC aus Taiwan, den kanadischen Blackberry-Hersteller RIM und die US-Elektronikgruppe Viewsonic bei den Landgerichten Mannheim und München ein, wie Nokia am Donnerstag mitteilte. RIM und HTC klagte Nokia demnach zudem in Düsseldorf ein.

Vor einem Bundesgericht im US-Bundesstaat Delaware geht Nokia gegen Viewsonic und HTC vor, vor der US-Handelskommission gegen HTC. «Auch wenn wir es bevorzugen würden, von den Klagen abzusehen, muss Nokia diese Massnahmen ergreifen, um die unerlaubte, nicht lizenzierte Nutzung unserer geschützten Innovationen und Technologien zu beenden», erklärte der Konzern. Es geht in den Klagen demnach um insgesamt 45 Patente.

Die grossen Elektronikriesen bekämpfen sich derzeit weltweit verstärkt mit Gerichtsverfahren um Patente und das Design ihrer Produkte. Viele dieser Klagen reichen sie in Deutschland ein – denn hier gelten die Gerichte als besonders streng und die Klagen deshalb als aussichtsreich.

Vor dem Landgericht Mannheim hatte erst am Mittwoch der US-Handybauer Motorola einen Zwischensieg gegen den Softwarekonzern Microsoft errungen. Wegen Verletzung eines Patents von Motorola müsse Microsoft Schadenersatz leisten und seine Produkte aus dem Handel zurückrufen, urteilten die Richter. Praktisch hat das zumindest zunächst allerdings noch keine Auswirkungen. Motorola gehört inzwischen zum Internetriesen Google.