thumb

In der Schweiz ist die Fusion respektive Integration von Aastra in Mitel mehr oder weniger abgeschlossen. Im Gespräch mit ICTkommunikation erläutert Ulrich Blatter, Managing Director von Mitel Schweiz, wie es mit dem vereinten Unternehmen nun strategisch weiter geht und wie Mitel etwa die Echtzeit-Kommunikation mit Cloud-, Enterprise- und Mobiltechnologien verbinden will.

Interview: Karlheinz Pichler

ICTkommunikation: Wenn ein Unternehmen ein anderes übernimmt, kann es mitunter Jahre dauern, bis die unterschiedlichen Firmenkulturen zusammengeführt sind. Ist in der Schweiz diese Kulturenverschmelzung nach der Übernahme von Aastra durch das kanadische Hightech-Unternehmen Mitel bereits zu 100 Prozent über die Bühne gebracht worden?

Ulrich Blatter: Wenn zwei Konzerne dieser Grösse fusionieren, geht das nicht von einem Tag auf den anderen, so etwas braucht seine Zeit. Beides waren internationale Konzerne, in unterschiedlichen Märkten tätig. Bis das alles harmonisiert ist, dauert es. In der Schweiz waren die Auswirkungen geringfügig, da Mitel vorher kaum oder nicht präsent war und Aastra eine dominante Stellung im Markt hatte. Somit können wir sagen, die Fusion ist in der Schweiz abgeschlossen.

ICTkommunikation: Was hat sich in Solothurn unter dem neuen Konzern-Logo konkret geändert? Ist es in der Schweiz zu Synergieeffekten gekommen?

Ulrich Blatter: Da sind wir momentan noch daran. Aktuell wird eine DACH-Region institutionalisiert. Somit werden wir von den Erfahrungen und Dienstleistungen unserer Nachbarn noch besser profitieren können. Auf internationaler Ebene konnten gewisse Synergien bereits genutzt werden.

ICTkommunikation:
Wird Solothurn auch weiterhin ein Entwicklungsstandort bleiben? Wenn ja, mit welchen Schwerpunkten?

Ulrich Blatter: Mit der Internationalisierung sind nicht mehr die Standorte der Keyfaktor, sondern es sind die Lösungen, welche für unsere Kunden entwickelt werden. Sicher ist, dass auch in Zukunft unsere äusserst erfolgreiche Kommunikationsplattform "MiVoice Office 400" den Anforderungen des Marktes entsprechend weiterentwickelt wird. Dieser Server wurde von der Konzernleitung als strategisches Produkt für die KMU-Betriebe weltweit erklärt.

ICTkommunikation: Welche Aufgabenbereiche kommen der Mitel-Niederlassung in Zürich zu? Wie viele Personen sind dort beschäftigt?

Ulrich Blatter:
In unserer Niederlassung Zürich befindet sich einerseits der Standort der Verkaufsleitung, andererseits wird die ganze Region Ost von dort aus bedient, also Showroom für Kunden, Support, Partnerbetreuung, Technik usw. Auch wird Zürich von der Konzernleitung häufig als "Hub“ für das EMEA-Geschäft genutzt. Rund 30 Personen haben dort ihren Arbeitsort.

ICTkommunikation:
Wie sieht das gegenwärtige Vertriebskonzept von Mitel für die Schweiz aus? Welche Kanäle bedienen Sie in der Schweiz aktuell?

Ulrich Blatter: Nach wie vor haben wir – und setzen weiter – auf unser bewährtes Zweikanalsystem: Für den KMU-Bereich arbeiten wir mit ausgewählten Distributoren sowie landesweit mit über 300 bestens geschulten und zertifizierten Vertriebsartnern zusammen, die sämtliche Kundenwünsche abdecken können. Im Enterprise-Bereich haben wir unser eigenes Sales- und Technik-Team, welches mit Grosskunden eng zusammenarbeitet.

ICTkommunikation:
Mitel hat auf der letzten Cebit in Hannover angekündigt, das Thema Cloud massiv zu forcieren. Welches sind denn die zentralen Faktoren, die der Cloud-Strategie von Mitel zugrunde liegen?

Ulrich Blatter: Die Konzernstrategie von Mitel lautet "Enterprise, Mobility und Cloud". Dort sehen wir das grösste Wachstum, diese Pfeiler bilden ergo die wesentlichen Faktoren für die Zukunft.

ICTkommunikation:
Wie legen Sie dieses Cloud-Konzept speziell in der Schweiz an?

Ulrich Blatter: Wir fahren hier eine Zwei-Stufen-Strategie: „Public Cloud“ und „Private Cloud“. In der Schweiz sind wir, was die Public Cloud anbelangt, in Verhandlung mit ausgesuchten, namhaften Providern. Hier werden wir Mitte 2016 mehr sagen können. Generell können wir aber sagen: Egal, ob Private oder Public Cloud, die Einbindung unserer Vertriebs-Partner spielt immer eine zentrale Rolle bei der Vermarktung des entsprechenden Angebotes.

ICTkommunikation:
Ist Mitel bereits so weit, dass sämtliche Produkte und Lösungen in Bezug auf Telefonie, Unified Communications, Collaboration, Video und Contact Center für die Anwenderunternehmen als Dienste über die Cloud beziehbar sind?

Ulrich Blatter: Die Private Cloud ist mit dem heutigen Sortiment bereits abgedeckt und verfügbar und wird zu Beginn des kommenden Jahres mit der virtualisierten Version unserer bekannten und bestens bewährten "MiVoice Office 400"-Plattform ergänzt.
Public Cloud: Da arbeiten wir mit Hochdruck daran. In den USA sind die Dienstleistungen aus der Cloud bereits nutzbar, in Europa braucht es noch einige Abklärungen sowie ein entsprechendes Dienstleistungsangebot. Wir rechnen aber wie erwähnt damit, in Bälde für unsere Kunden entsprechende Lösungen anbieten zu können.

ICTkommunikation: Wie können Ihre Vertriebspartner in der Schweiz und die Service Provider an Ihrer Cloud-Strategie partizipieren?

Ulrich Blatter: Beides sind strategische Key Player bei der Umsetzung.

ICTkommunikation: Mitel kommt ja eigentlich ursprünglich aus dem Hardeware-Business. Haben Sie nicht die Befürchtung, aufgrund des Cloud-Kurses hier viel aufs Spiel zu setzen, auch im Hinblick auf die Händler? Oder ist das Hardware-Geschäft nicht mehr relevant?

Ulrich Blatter: Mitel hat an der Verkaufsfront schon länger Lösungen, die von CAPEX zu OPEX gewechselt haben, wie zum Beispiel eben Cloud-Lösungen, Managed Services, SW Subscription usw. Wie bereits erwähnt werden wir in unserem Konzept den Vertriebspartner mit einbeziehen und somit können weiterhin am Markt erfolgreich tätig sein.

ICTkommunikation: Haben sich Ihre langjährigen Kunden eigentlich schon an die Neuausrichtung gewöhnt?

Ulrich Blatter: Wir begleiten unsere Kunden immer wieder in die neuen Technologien und haben es immer wieder geschafft, sie zu begeistern. Wir haben heute bereits Lösungen und arbeiten weiter an Lösungen von morgen, auch dorthin werden wir unsere Kunden begleiten.

ICTKommunikation:
Wie ist das aktuelle Geschäftsjahr für Mitel bislang verlaufen?

Ulrich Blatter: In der Schweiz sind wir mit dem Geschäftsgang 2015 sehr zufrieden, wenn ich da an den Januar zurück denke, sogar sehr! Die Herausforderungen im kom-menden Jahr werden jedoch enorm sein, erstens mit der Umstellung auf „All IP“, den Cloud-Angeboten und unseren Lösungen für das Enterprise Business. Mit unseren Plattformen "MiVoice Office 400“ für den KMU-Bereich und "MiVoice MX-ONE“ für den Enterprise-Bereich wollen wir weiterhin unseren Marktanteil erhöhen.

ICTkommunikation: Wo sehen Sie mittelfristig die grössten Herausforderungen für Mitel? Was für Pläne haben Sie für das nächste Jahr?

Urlich Blatter: "Move to Mobility", dieses Konzept wollen wir in Zukunft am Markt verankern und umsetzen. Dies braucht noch einige Anstrengungen, auch bei uns selber, um diese Entwicklungsstory zeitnah umzusetzen.

ICTkommunikation: Wie wird die Geschäftskommunikation in der Zukunft aussehen?

Ulrich Blatter: Die Zukunft wird geprägt durch bessere Erreichbarkeit dank Präsenzstatus und One Number-Konzept mit fast grenzenloser Mobilität, eine direktere Zusammenarbeit dank verbesserter Collaboration Tools sowie Videokommunikation. Das Ganze läuft unter der Bezeichnung UCC und heisst bei uns „MiCollab“. Die Wege werden noch kürzer werden und viele unnötige Reisen werden dank dieser Instrumente wegfallen.

Unser Konzernleiter Rich MeBee wird Ende Januar 2016 in Berlin das diesbezügliche Mitel-Konzept der Öffentlichkeit näher vorstellen und zu diesem Thema referieren.

20058-20058aastraublatter1.jpg
Ulrich Blatter (Bild: Mitel)
20058-20058aastraublatter2xs.jpg
Ulrich Blatter
20058-20058aastraublatter3klein.jpg
Ulrich Blatter (Fotos: Mitel)