Wirecard-Hauptsitz in Aschheim bei München (Bild: zVg)

Das Amtsgericht München hat das Insolvenzverfahren über das Vermögen des Zahlungsdienstleisters Wirecard AG sowie sechs weiterer deutscher Wirecard-Gesellschaften eröffnet und der Jurist Michael Jaffé von der Kanzlei Jaffe Rechtsanwälte Insolvenzverwalter, der sich in den vergangenen Monaten bereits um das Unternehmen aus Aschheim bei München gekümmert hat, jeweils zum Insolvenzverwalter bestellt. Damit geht die Verfügungsgewalt über das Vermögen der insolventen Gesellschaften auf den Insolvenzverwalter über.

Wirecard hatte im Juni Insolvenz angemeldet, nachdem Wirtschaftsprüfer in der Bilanz ein Loch von 1,9 Milliarden Euro gefunden hatten. Die Staatsanwaltschaft ermittelt unter anderem wegen Betrugs gegen ehemalige und noch amtierende Manager. Ex-Chef Markus Braun sitzt in Haft, der für das Asiengeschäft zuständige Vorstand Jan Marsalek – ebenfalls ein Österreicher – ist auf der Flucht.

Eine Zerschlagung des ehemaligen Börsenstars dürfte nun schnell vorangetrieben werden. Ab sofort muss die Firma auf eigenen Beinen stehen und die Gehälter der Mitarbeiter wieder selbst bezahlen. In der Zeit nach Anmeldung der Insolvenz bis zur Eröffnung des Insolvenzverfahrens übernimmt dies die Arbeitsagentur.

"Die wirtschaftliche Lage der Wirecard AG war und ist angesichts der fehlenden Liquidität und der bekannten skandalösen Begleitumstände äusserst schwierig. Mit den üblichen Restrukturierungs- und Kostenanpassungsmaßnahmen ist es daher nicht getan, denn eine so massive Verlustsituation ist im eröffneten Insolvenzverfahren unter Vollkosten nicht darstellbar. Demgemäss müssen Arbeitnehmerzahl und alle weiteren Kostenpositionen bei allen insolventen Gesellschaften der unternehmerischen Wirklichkeit angepasst werden. Im Verkaufsprozess für das Kerngeschäft, in dessen Rahmen auch die nicht insolvente Wirecard Bank am Markt angeboten wird, stehen wir aktuell mit mehreren namhaften Interessenten in Verhandlungen über einen Erwerb. Die Erlöse aus der Verwertung werden dabei den Gläubigern zugutekommen", betont Insolvenzverwalter Michael Jaffé.