Am Dienstag hat im Amazon-Verteilzentrum in Großebersdorf (Bezirk Mistelbach) eine Großrazzia der Finanzpolizei stattgefunden, wie zahlreiche Medien berichten. Ein entsprechender Bericht der Tageszeitung „Die Presse“ wurde von der Finanzpolizei bestätigt. Ziel der Razzia war aber nicht Amazon, sondern dort tätige Zusteller und Subfirmen.

65 Beamte der Finanzpolizei trafen um 10.00 Uhr im Paketverteilzentrum von Amazon in Großebersdorf ein und sperrten alle sechs Ausfahrten des Verteilzentrums. Alle Fahrer, die ein- oder ausfahren wollten wurden aufgrund des Verdachts auf Scheinfirmen und Schwarzarbeit kontrolliert. Der Verdacht erhärtete sich, hieß es seitens der Finanzpolizei gegenüber noe.orf.at. In zwei Stunden wurden 36 Betriebe und 174 Dienstnehmer kontrolliert und in 49 Fällen arbeitsrechtliche Verstöße festgestellt. In zehn Fällen wurden Forderungspfändungen gestellt, diese Firmen schulden dem Finanzamt jetzt insgesamt rund 185.000 Euro. Zudem deckten die Beamten eine Scheinfirma mit 20 Beschäftigen auf, die seit Mai keine Abgaben gezahlt hatte und forderten 105.000 Euro ein.

Viele Fahrer, die die Pakete von Großebersdorf aus zustellen, sind nach Angaben der Finanzpolizei geringfügig angestellt, arbeiten in Wahrheit aber deutlich mehr und spricht von „massiven Schwarzzahlungen“ und von „Lohn- und Sozialdumping“. Fahrerlisten, auf denen ersichtlich ist, wann der Fahrer welches Paket wo ausliefern wird wurden beschlagnahmt und werden jetzt ausgewertet. Damit will man die oftmals gängige Praxis unterlaufen, diese Listen bei drohenden Überprüfungen zu fälschen. Die Finanzpolizei erwartet sich dadurch die Aufklärung bzw. Entdeckung weiterer Betrugsfälle.

„Wir sind gerne bereit, mit den Behörden zusammenzuarbeiten. Unsere Partner sind verpflichtet, sich an die geltenden Gesetze und den Verhaltenskodex für Amazon Lieferanten zu halten. Amazon setzt sich insbesondere dafür ein, dass unsere Lieferpartner ihre Mitarbeiter im Einklang mit geltendem Recht beschäftigen. Wir ergreifen unverzüglich Maßnahmen gegen Partner, die diese Erwartungen nicht erfüllen“, erklärte der Konzern nach der Razzia in einer schriftlichen Stellungnahme.

https://noe.orf.at/stories/3035248/

„Presse“-Artikel https://www.diepresse.com/5771113/grossrazzia-bei-amazon-osterreich