Facharbeiter im Rechenzentrum (Symbolbild: Pexels)

Der Mangel an geeigneten Fachkräften hierzulande wird immer kritischer und die negativen Folgen sind kaum abzusehen. Es ist also höchste Zeit, aktiv zu werden. Unternehmen und öffentliche Institutionen ringen schon jetzt mit allen Kräften um guten Nachwuchs. Aber das allein wird nicht reichen. Wir brauchen eine gemeinsame Kraftanstrengung von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, um das Problem endlich gezielt anzugehen.

Gastkommentar von Michael Groove, Head of Recruiting, Adesso Schweiz

Die schlechten Nachrichten vom Arbeitsmarkt reissen nicht ab. Laut dem Fachkräftemangel-Index Schweiz von Ende 2023 ist der Mangel an Arbeitskräften um 24 Prozent gestiegen und erreicht somit einen neuen Rekordwert. Zu den nach wie vor besonders gesuchten Kandidaten gehören unter anderem IT- und Ingenieurtechnische Fachkräfte. Und eine PWC-Studie prognostiziert bis 2030 einen Fehlbedarf von über 130.000 Fachkräften im öffentlichen Sektor. Eine solche Konstellation kann schnell in eine Abwärtsspirale führen. Diese Problematik betrifft uns alle – und deshalb sind wir alle gefordert.

Für Unternehmen ist damit die Aufgabe verbunden, ihre Attraktivität als potenzielle Arbeitgeber für Auszubildende und Studierende, aber auch für Quereinsteiger zu steigern. Sie brauchen eine praxisnahe Nachwuchsförderung sowie eine überzeugende Unternehmenskultur für ein starkes Employer Branding. Dazu gehören die praktische Einbindung der Nachwuchskräfte in die Prozesse sowie der ständige Austausch mit den Expertinnen und Experten. Zu einer authentischen Unternehmenskultur gehören neben einer bedarfsgerechten, zielfokussierten Potenzialentfaltung (Learning and Development) unter anderem eine konstruktive Feedbackkultur (Continuous Dialogue), aber auch die für alle verbindlichen Werte der Zusammenarbeit (Values of Collaboration). Eine solche Kultur sorgt im Idealfall dafür, dass Mitarbeitende und Auszubildende zu den besten Markenbotschaftern und Markenbotschafterinnen ihres Unternehmens werden.

Machen wir uns jedoch nichts vor: Die Attraktivität eines Unternehmens im Sinne des Employer Branding steigert zwar die Chancen, guten Nachwuchs zu finden. An der chronischen Mangelsituation selbst aber ändert das nichts. Die hängt daran, wie attraktiv der Standort Schweiz für Arbeitskräfte ist. Hier ist ein ganzes Bündel von Massnahmen notwendig, sei es durch entsprechende Ausbildungsinitiativen, Nachwuchs- und Quereinsteigerförderung, duale Angebote, aber auch Anreize, die ihn interessanter für qualifizierte ausländische Fachkräfte machen. Dazu gehört beispielsweise eine Diversity-Strategie, die die Vielfalt im Unternehmen fördert, um andere Kulturen gut zu integrieren. Hier sind Fantasie und der Verzicht auf Scheuklappen gefragt. Nur eins darf auf keinen Fall passieren: weiter warten!

Gastkommentator Michael Groove, Head of Recruiting, Adesso Schweiz (Bild: zVg)
Gastkommentator Michael Groove, Head of Recruiting, Adesso Schweiz (Bild: zVg)