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Die Mitarbeiter des CSCS sind nach Lugano-Cornaredo umgezogen. Bezogen wurde ein hochmodernes Bürogebäude, das dem Team bestmögliche Arbeitsbedingungen liefert. Im April folgen die Supercomputer. Sie kommen in ein Rechnergebäude, das die nationalen Hochleistungsrechner der kommenden 40 Jahre beherbergen soll.

Etwas mehr als zwei Jahre ist es her, dass mit dem Bau des neuen CSCS (Nationales Hochleistungsrechenzentrum der Schweiz) in Lugano-Cornaredo begonnen wurde. Wo früher ein altes Busdepot stand, steht nun ein moderner zweiteiliger Gebäudekomplex: Ein Betonkubus, in dem die nationalen Hochleistungsrechner Platz finden. Das neue Rechenzentrum ist ein hochflexibles Gebäude, bis ins letzte Detail durchdacht und vorausschauend konstruiert, um die Supercomputer dort für mindestens 40 Jahre unterhalten zu können. «Das Rechnergebäude ist in seiner Komplexität vergleichbar mit einer Industrieanlage und dementsprechend beeindruckend», sagt Tiziano Belotti, Chef des Facility Management (FM) des CSCS. Alleine der hydraulische Bereich, der Bestandteil des innovativen Kühlsystems (Informationen zum Seewasserkühlsystem in Englisch) für IT-Infrastruktur, Supercomputer und Gebäude ist, verfügt über Kilometer lange Rohre, drei Dutzend Pumpen und tausende von Messpunkten, die es für das FM-Team zu überwachen und bedienen gilt.

Vor dem Rechnergebäude steht das moderne fünfstöckige Bürogebäude, das die rund 50 Mitarbeiter des zur ETH Zürich gehörenden CSCS in diesen Tagen bezogen haben. Der Bau entspricht dem Minergie-Eco-Standard und ist eine schlichte, hochmoderne Konstruktion, erstellt mit schadstoffarmen Materialien. Vom Empfangsbereich im Erdgeschoss führt eine Treppe hoch zu den Büros, entlang einer Steintäfelung aus grünem Andeer-Gneis. Der Stein ist symbolträchtig für die zwanzigjährige Geschichte des CSCS.

Der Andeer-Gneis wurde während der Alpenbildung aus dem Süden nach Norden überschoben. Dabei kam er zwischen Ost und West unter starken Druck und machte eine Metamorphose durch, die dem Gestein seine heutige Schönheit verleiht. Auch das CSCS hat in seiner Geschichte eine Metamorphose durchgemacht: Nach dem es in den ersten Jahren nach seiner Identität suchte, ist ihm in den vergangenen Jahren die Transformation zu einem weltweit führenden und international vernetzten Rechenzentrum gelungen.

Beste Voraussetzung, dass das CSCS-Team weiter so erfolgreich arbeitet wie in den vergangenen Jahren, bieten die Büros in den oberen Stockwerken. Dort trifft man von der Treppe auf einen geräumigen Flur, der Begegnungsstätte für die Mitarbeiter ist. Von da gelangt man in die Büros und weiter in windradartig angeordnete Gänge, die zu weiteren Büros führen und in Fensterfronten münden. Le Corbusier-Farben in den Fluren sorgen für eine entspannte und freundliche Atmosphäre. Die Büros sind hell, haben raumhohe Fensterfronten und sind in schlichtem, freundlichem Weiss gehalten.

Maria Grazia Giuffreda, Leiterin des User Support, ist beeindruckt davon, was mit modernster Konstruktionstechnik und umweltfreundlichem Design erreicht werden kann. «Ich sehe in dem neuen Rechenzentrum buchstäblich einen Neuanfang für das CSCS, der dank der grossen Anstrengungen der letzten Jahre möglich geworden ist. Es bietet uns die Aussicht auf ein herausforderndes und vielversprechendes Abenteuer im Hinblick auf die zukünftigen Generationen von Supercomputern.»

Logistische Herausforderung

In den kommenden Wochen wird der Umzug der gesamten Hochleistungsrechen- und Datenspeicher-Infrastruktur vorbereitet, und vom 21. bis 30. April gezügelt. Alle Rechner müssen heruntergefahren, verpackt, mit Lastern ins neue Gebäude gebracht und dort wieder zusammengebaut werden. Das ist eine logistische Herausforderung: Neben den Rechnerschränken sind tausende Meter von Kabeln und Anschlüsse zu demontieren, zusammenzupacken, im Neubau wieder zu verlegen und zu verbinden. Während deshalb einige Supercomputer für Tage ausser Betrieb sind, muss gewährleistet sein, dass der Rechner der MeteoSchweiz ohne Unterbruch läuft. Er versorgt nämlich die Schweiz nicht nur mit den neusten Wetterprognosen. Die Berechnungen dienen auch als Grundlage für Gefahreneinschätzungen, seien es bei drohenden Naturgewalten oder auch bei einem Chemie- oder Reaktorunfall. Im Fall eines Evakuierungsbedarfs hängt die Entscheidung, wo evakuiert werden muss, nicht zuletzt auch von Wind und Wetter ab.

Im September erhält die Öffentlichkeit die Möglichkeit, das neue Rechenzentrum im Rahmen der offiziellen Einweihungsfeier beim Tag der offenen Tür zu besichtigen.