Ins Multi-Cloud-Zentrum geschaut (Bildquelle: VMware)

Lösungsansätze, die Anwenderunternehmen dabei unterstützen sollen, das bestehende Cloud-Chaos zu überwinden und gleichsam "Cloud smart" zu werden, standen im Mittelpunkt der VMware Explore, der Hausmesse des Virtualisierungs- und Cloud-Konzerns VMware, die letzte Woche in Barcelona über die Bühne ging.

VMware hat in den vergangen Jahren sein Softwarelösungsportfolio massiv erweitert und bietet heute ein breites Spektrum in den Bereichen Cloud Infrastruktur, Cloud Management Plattformen sowie Sicherheitssoftware und das Verwalten von (mobilen) Endgeräten für den Endbenutzer. Das Motiv hinter der Unternehmensstrategie ist es, Anwendungen nach den Charakteristika von Cloud Computing als Cloud Services (IaaS, PaaS, SaaS) den Anwenderunternehmen bereitzustellen und auf jedes beliebige (mobile) Endgerät auszuliefern. Neben der Entwicklung kommerzieller Software ist VMware in der Open Source Community aktiv und Unterstützer diverser Open-Source-Projekte insbesondere im Zusammenhang mit Cloud Native Applications.

Souvereign Cloud

Um das durch den unkontrollierten Multi-Cloud-Einsatz entstandene Cloud-Chaos wieder in den Griff zu bekommen, verweist Vmware auf einen Cloud-Smart-Ansatz. Wobei der sogenannten "souveränen Cloud" eine wesentliche Rolle zukommt. Eine neue Studie unterstreiche den Bedarf an souveränen Clouds, die Unternehmen dabei helfen sollen, das heikle Gleichgewicht zwischen Datenmonetarisierung und Datensouveränität zu meistern, betont VMware. Besagte Studie, die von Vanson Bourne im Auftrag von VMware durchgeführt wurde und für die 6.000 CIOs, CISOs und CTOs sowie Cloud-Architekten und Devops befragt wurden, zeigt, dass 96 Prozent aller befragten Unternehmen davon ausgehen, dass Daten in den nächsten zwei Jahren eine Einnahmequelle sein werden. Die Hälfte der Befragten geht sogar davon aus, dass Daten eine bedeutende Einnahmequelle sein werden. Angesichts der zunehmenden wirtschaftlichen Unsicherheit sei es nicht verwunderlich, dass immer mehr Führungskräfte ihre Daten als ungenutzte Einnahmequelle ins Visier nehmen. Doch die Kehrseite der Medaille sei ebenso gross: Die Befragten nannten die Datenhoheit als eine der grössten Herausforderungen für Unternehmen. 95 Prozent gaben zu, dass dies ein Problem darstelle. Unternehmen, welche die Vorschriften zur Datenhoheit nicht einhielten, müssten oft Geldstrafen in dreistelliger Millionenhöhe zahlen und würden aufgrund von Datenkompromittierungen eine Schädigung des Markenrufs erleiden. Heute haben gemäss der Studie mehr als 100 Länder ihre eigenen Gesetze, die regeln, wie Daten innerhalb ihrer Landesgrenzen verwaltet und gespeichert werden sollten, und die meisten dieser Vorschriften ändern sich ständig. VMware Sovereign Cloud Providers wollen ihren Kunden nun einen sichereren Weg bieten, um das Risiko der Datenmonetarisierung zu verringern, so VMware in Barcelona.

Dabei verweist VMware darauf, dass es Multi-Cloud-Strategien den Anwenderfirmen ermöglichten, Sovereign-Cloud-Anbieter zu nutzen, um die Privatsphäre ihrer Kunden zu schützen und die Einhaltung von Gesetzen zur Datensouveränität effektiver zu verwalten. "Kunden erkennen, dass sie in einer Multi-Cloud-Umgebung die freie Wahl der Clouds haben - souverän und global - um die richtige Cloud für die richtige Anwendung auszuwählen", legte VMware-CEO Raghu Raghuram in seiner Keynote vor rund 10.000 Besuchern in der Konferenz-Halle der Fera Barcelona dar.

Raghuram informierte in diesem Zusammenhang, dass sich die Zahl der VMware Sovereign Cloud-Anbieter mit 25 Partnern weltweit mehr als verdoppelt habe. Im Hinblick darauf kündigte VMware denn auch eine Reihe neue Produkte wie VMware Tanzu in der Sovereign Cloud, VMware Aria Operations Compliance Pack für Sovereign Clouds sowie neue offene Ökosystemlösungen an. In der Summe sollen diese neuen SaaS-Neuerungen den Partnern die Bereitstellung von Diensten ermöglichen, die denen in öffentlichen Clouds gleichwertig seien. Gleichzeitig werde sichergestellt, dass die Daten geschützt sowie rechtlich konform seien und sich innerhalb der nationalen Grenzen bewegten. Mit Sovereign SaaS könnten VMware Sovereign Cloud Provider hochdifferenzierte Lösungen aufbauen, um moderne Workloads zu erfassen, den Betrieb mit kontinuierlicher Compliance-Überwachung zu vereinfachen und die Datenmonetarisierung mit geringerem Risiko zu unterstützen.

Das VMware Sovereign Cloud Framework und die damit verbundenen Funktionen, welche die VMware Sovereign Cloud Initiative ausmachen, sind den Angaben zufolge auf Gaia-X und andere globale Datensouveränitätsvorschriften abgestimmt, um die Bereitstellung von Sovereign Clouds weiter zu vereinfachen. Zu den neuen VMware Sovereign Cloud-Anbietern gehören Advanced Wireless Network, Fundaments B.V., Hitachi, Macquarie Government, National Information Center, NCS PTE, PT Aplikanusa Lintsarta, Tata Communications sowie Credence.

Datensouveränität

Jedenfalls baue VMware jetzt ein Portfolio von Sovereign SaaS-Angeboten auf. Die Partner stellen demnach Sovereign SaaS nativ mit VMware-Software bereit, die in ihren Sovereign-Cloud-Rechenzentren ausgeführt werde und vollständig vom öffentlichen Internet getrennt sei. Alle Daten verbleiben demnach in dem jeweiligen Hoheitsgebiet und liegen nur dort, ohne dass ausländische Gerichtsbarkeiten darauf zugreifen können.
"Es gibt keine Datensouveränität ohne Cloud-Souveränität. Und Souveränität muss nicht auf Kosten von Cloud-Innovationen gehen", resümiert Rajeev Bhardwaj, Vice President, Cloud Provider Platform Solutions, VMware.

Mit "Tanzu on Sovereign Cloud" sollen Unternehmen moderne Anwendungen auf einer Sovereign-Cloud-Infrastruktur mit integriertem Enterprise Kubernetes erstellen, ausführen, verwalten und besser absichern können, verspricht VMware. Das Tanzu-Portfolio vereinfache den Plattformbetrieb und beschleungie die Arbeit der Entwicklungsteams. Das Portfolio umfasst Tanzu Kubernetes Grid, Tanzu Application Platform, Tanzu Mission Control und die VMware Data Solutions (vormals Tanzu Data Services) für das zugehörige Daten-Management.

Das Aria Operations Compliance-Paket für Sovereign Clouds wiederum bringe kontinuierliche Compliance-Überwachung, Reporting, Korrektur- und Automatisierungsfunktionen mit. Sovereign-ready Aria Operations biete umfassende Funktionen in den Bereichen Verfügbarkeit, Performance, Kapazitäts-Management, Kosten-Management und Compliance für Infrastruktur und Anwendungen. Es gebe Compliance-Pakete mit sofort einsatzbereiten Compliance-Kits, Konfigurationsprüfungen und Berichten, die auf den 20-Punkte-Sovereign-Kontrollen basieren. Dazu zählen Mikrosegmentierung, Verschlüsselung von Daten im Ruhezustand wie auch während der Übertragung sowie die Einhaltung von ISO 27000. Die vollständige Integration mit VMware Cloud Director und ein einheitliches Dashboard sollen einen automatisierten und effizienten Nachweis der Compliance über die gesamte Infrastruktur hinweg ermöglichen.

Zudem hat VMware in Zusammenarbeit mit Partnern Angebote von Drittanbietern wie Cloudian, Veeam und Fortanix für Object Storage, Ransomware-Schutz, Backup/Recovery und Key-Management bereitgestellt. Diese Dienste seien eng in Cloud Director integriert. VMware baue dieses Ökosystem nun mit weiteren Partner-Services aus, darunter Risiko- und Compliance-Management (per Kooperation mit Caveonix) oder Data Lakehouse as a Service (per Integration von Tanzu Greenplum in den S3-kompatiblen Objektspeicher Cloudian HyperStore).

Kosten, Security und Energieverbrauch als grosse Herausforderungen

Wie VMware-Chef Raghu Raghuram bei seiner Keynote auf der europäischen Hausmesse von Vmware herausstrih, stellten die Kosten, die Sicherheit und der Energieverbrauch für die Anwenderunternehmen derzeit die grössten Herausforderungen dar. Trotz dieser Hürden setze sich das "Rennen, um digital smart zu werden", weiter fort. Die Heterogenität heutiger Cloud-Landschaften verursache dabei aber neben Verzögerungen auch Risiken. Raghuram zufolge gaben die Anwenderbetriebe im letzten Jahr insgesamt 420 Milliarden Dollar für Cloud-Projekte aus, das seien aber nicht einmal zehn Prozent der globalen IT-Ausgaben (4,5 Billionen Dollar). Und man habe noch einen langen Weg vor sich, man müsse sich rascher bewegen, so der CEO. Nach der Cloud-first-Phase und dem aktuellen Cloud-Chaos müsse es den Unternehmen jetzt darum gehen, "Cloud-smart" zu werden. Damit gemeint sei, dass die Applikation die Cloud-Strategie und den Ort des Softwarebetriebs bestimmte. Für Raghuram ist der Cloud-first-Ansatz in der digitalen Transformation veraltet, ab sofort stehe der Cloud-smart-Ansatz im Zentrum.

VMware-CEO Raghu Raghuram bei der Keynote der VMware Explore (Bild: Kapi)
VMware-CEO Raghu Raghuram bei der Keynote der VMware Explore (Bild: Kapi)
Vom Cloud-Chaos zur Cloud Smart (Bild: Kapi)
Vom Cloud-Chaos zur Cloud Smart (Bild: Kapi)