AI Sparx Healthcare, Blick in die Veranstaltung (Bild: zVg)

Die dritte Ausgabe der von Trust Square in Zürich veranstalteten "AI Sparx Healthcare" brachte knapp hundert Unternehmer, Branchenvertreter und Repräsentanten der Öffentlichkeit zusammen, um über die Herausforderungen manueller Datenverwaltung, Rechtsunsicherheit und darüber, wie Patienten und Gesundheitsdienstleister diese bewältigen können, zu diskutieren.

Wie viel Selbstbestimmung Patienten im Gesundheitssystem haben und welche Rolle dabei die Digitalisierung spielt, wie Daten gesammelt und operationalisiert werden können oder ob es Argumente gibt, die gegen eine Digitalisierung sprechen: Einblicke solche Fragenstellung rund um den Einsatz von KI im Gesundheitswesen gaben im Rahmen des "AI Sparx Healthcare" Vertreter von Agroscope, Didas, Movos, MLL Legal, Moonlight AI, Qumea und dem Universitätsspital Basel. Im Publikum befanden sich Vertreter von Novartis, Roche, Google, Novo Nordisk und anderen Unternehmen der Branche.

Die erste Diskussionsrunde zwischen Forschern und Startups befasste sich mit Fragen der Datenerhebung und -verwaltung: Angesichts der fundamentalen Bedeutung von Daten für KI-Anwendungen stelle sich die Frage, wie genügend grosse Datensätze beschafft werden könnten. Während in der Forschung bei Agroscope datengetriebene Studiendesigns zum Standard geworden seien, gebe es in der Praxis noch viel Handarbeit und damit rücke die Kombination von Datensätzen noch stärker in den Fokus. Daniel Säuberli, Vertreter von Didas und Movos, wies darauf hin: "Je mehr Kontext man erfasst, desto wertvoller werden die Daten - und desto wichtiger wird die Frage nach dem Dateneigentum."

Die Startups Moonlight AI und Qumea teilten ebenfalls ihre Erfahrungen mit Patientendaten und wiesen auf die Notwendigkeit hin, dass Patienten ihre Zustimmung klarer verstehen und ausdrücken müssten, sowie auf die Vorteile der Vermeidung von Datenschutzbedenken durch die Erhebung von Daten, die nicht patientenbezogen sind. Insgesamt bestehe Einigkeit darüber, dass KI in der Prävention einen vergleichsweise grösseren Einfluss haben könne als in der Behandlung, und dass Patient und Betreuer als Team agieren müssten - unterstützt durch Technologie. Fragen zur Schwierigkeit der Datenerfassung leiteten in den zweiten Teil der Diskussion über.

Im zweiten Panel ging Lukas Bühlmann, Partner und Leiter der ICT & Digital Group bei MLL Legal, auf eine der grossen Herausforderungen bei der Anwendung ein: "Wir haben in der Schweiz ein grosses regulatorisches Problem, da wir keine Rechtssicherheit haben." Kantonale Gesetze mit unterschiedlichen Konzepten zur Pseudonomisierung, Anonymisierung usw. würden es nahezu unmöglich machen, dass Anwendungen auf einer soliden rechtlichen Grundlage stehen. Diese Unsicherheit könne ein weiteres Problem verstärken, wie Bram Stieltjes vom Universitätsspital Basel hervorstrich: die Angst vor Transparenz und vor dem Scheitern. Auch wenn die Schweiz nicht so prozessfreudig sei wie andere Länder, sei der Unterschied in der Akzeptanz (oder sogar der Wertschätzung) des Scheiterns zwischen der Technologie- und der Gesundheitsbranche nach wie vor gross. Ein weiteres operatives Problem sei die Vielzahl von Abteilungen, Systemen, Datenformaten usw., die einen grossen Aufwand erforderten, bevor die Praktiker überhaupt mit dem Training von KI-Modellen beginnen könnten. Da die Schweiz zu klein sei, um ihren eigenen Weg zu gehen, dürfte sich die Einbindung in den grösseren EU-Rahmen als vorteilhaft für die Praxis erweisen, hiess es. Die Diskussion mit den Zuhörern über die Herausforderungen bei der Einführung von KI und deren Lösungen wurde im Networking-Teil der Veranstaltung weitergeführt.

Prof. Lucas Pelkmans, Ernst-Hadorn-Lehrstuhl am Departement für Molekulare Biowissenschaften der Universität Zürich, bemerkte in der Diskussion, dass "in der Forschung Magie entsteht, wenn wir freie Diskussionen zwischen Wissenschaftlern aus verschiedenen Bereichen ermöglichen. Besonders gut habe ihm der Diskurs darüber gefallen, wie die Gesellschaft mit der Verwendung biomedizinischer Daten von Patienten umgehen sollte, um die nächste Generation von KI-Modellen zu trainieren, und die Entwicklung von Gesetzen, die dies ermöglichten, werde für den Fortschritt in diesem Bereich entscheidend sein.

Maximilian Plank, Mitglied des Vorstands von Trust Square und Gastgeber der Veranstaltung, betonte, wie wichtig es sei, unterschiedliche Akteure zusammenzubringen: "Innovation entsteht, wenn Menschen mit unterschiedlichem Hintergrund in einem Raum zusammenkommen können, um zu diskutieren."

Panel-Teilnehmende:
- Anna Windisch, CMO bei Qumea
- Bram Stieltjes, Leiter Personalized Health am Universitätsspital Basel
- Daniel Säuberli, CCO bei Movos und Board President bei Didas
- Fabian Wahl, Geschäftsleitungsmitglied bei Agroscope
- Lukas Bühlmann, Partner and Head of the ICT & Digital group bei MLL Legal
- Sezai Taskin, CEO bei Moonlight AI
- Gastgeber und Moderator: Maximilian Plank, Board Member bei Trust Square



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