Die extreme Hitzewelle, die sich über ganz Europa erstreckt, drückt auch auf die Geschäfte des Online-Modehändlers Zalando. Nach einer schwierigen Saison mit einem späten Start und hohen Temperaturen senkt Zalando seine Umsatz- und Gewinnerwartungen fürs Gesamtjahr leicht. "Wir wären gern stärker gewachsen", bekundete Zalando-Vorstand Rubin Ritter zum Umsatzplus von knapp 21 Prozent auf 1,33 Mrd. Euro von April bis Juni.

Die Anleger reagierten entsprechend enttäuscht. Die Zalando-Aktie fiel mehr als sechs Prozent und hielt am Dienstag im Mittelwerteindex MDAX die rote Laterne. Der neue Ausblick sei enttäuschend, schrieb dazu Analyst Andreas Inderst von Macquarie. Zalando verfolge allerdings die richtige Strategie. Das Unternehmen mit inzwischen 15.600 Mitarbeitern feiert im Herbst seinen zehnten Geburtstag. Im zweiten Quartal hatte sich Zalando mit Irland und Tschechien erstmals seit einem halben Jahrzehnt neue Märkte eröffnet. Die Zahl der Kunden in nunmehr 17 Ländern stieg um fast 16 Prozent auf bisher nie erreichte 24,6 Millionen. Allerdings fiel der Wert des in der Branche viel beachteten durchschnittlichen Warenkorbes auf 60,40 Euro von 64,50 Euro im Vorjahreszeitraum. Ritter erklärte dies unter anderem damit, dass die Kunden inzwischen häufiger bestellten – dies häufig übers Smartphone – und deswegen pro Order weniger Geld ausgeben. Zudem seien angesichts der Temperaturen weniger Sommerjacken nachgefragt worden. Ziel sei es allerdings, in den nächsten Monaten die Grösse des Warenkorbes zu stabilisieren oder sogar wieder zu erhöhen.

Die Berliner investieren seit Jahren auch massiv in Logistikzentren, neue Technologien und zuletzt in Kosmetik, um langfristig gegen Rivalen wie Asos, Boohoo oder auch Amazon zu bestehen. "Fürs Kosmetikgeschäft sind wir sehr optimistisch", sagte Ritter. Kürzlich kündigte der chinesische Onlinehändler JD.com an, nach Europa und Deutschland zu kommen. Auch der Versandhauskonzern Otto setzt mit seiner Mode-Tochter About You auf den umkämpften Markt.

Zuletzt hatte auch Konkurrent Asos Schwierigkeiten: Im abgelaufenen Quartal stiegen die Erlöse lediglich um 22 Prozent. Trotzdem halten die Briten, die sich vor allem an Kunden unter 30 Jahren wenden, an ihrem Ziel fest, im Geschäftsjahr zwischen 25 und 30 Prozent zu wachsen. Gegen den Trend konnte Boohoo zuletzt mit einem Plus von 53 Prozent aufwarten.

Zalando, der grösste Online-Modehändler Europas und auch in der Schweiz operativ tätig, geht nun davon aus, im Gesamtjahr nur ein Umsatzplus in der unteren Hälfte der bisher erwarteten 20 bis 25 Prozent zu erzielen. Auch beim bereinigten Betriebsgewinn (Ebit) ist das Unternehmen etwas pessimistischer und geht davon aus, eher am unteren Ende der bisher gesteckten Prognose von 220 bis 270 Mio. Euro anzukommen. Im abgelaufenen Viertel reichte es zu 94 Mio. Euro, was einem Zuwachs von 15 Prozent zum Vorjahr entspricht.