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Swisscom forciert den Bereich Blockchain und gründet dafür ein eigenes Unternehmen, die Swisscom Blockchain AG. CEO der neuen Firma wird Daniel Haudenschild, der von EY (vormals Ernst & Young) zu Swisscom gewechselt hat.

Hintergrund des Blockchain-Vorstosses der Swisscom ist, dass zwar im Alltagsgebrauch Online-Angebote logischerweise voll digital erscheinen – die Prozesse dahinter aber manchmal wie vor 40 Jahren und mehr funktionierten. Lieferketten, Zahlungsströme oder auch Vertragsbeziehungen seien oft komplex, träge und teuer, so der Rote Riese. Vereinfachen liessen sich solche Abläufe, wenn nicht alle beteiligten Parteien selber Buch führen müssten, sondern eine gemeinsame Datenbank existierte, auf die alle zugreifen könnten. Blockchains, verteilt angelegte Datenbanken, könnten diese Rolle übernehmen, ist Swisscom überzeugt. Die Daten würden hier redundant bei allen Teilnehmern gespeichert und unveränderbar hinterlegt.

Aus Sicht von Swisscom-CEO Urs Schaeppi "hat die Blockchain-Technologie das Potenzial, Geschäftsmodelle und Ökosysteme in fast allen Branchen zu revolutionieren, indem die Akteure sicher verbunden sind. Und das entspricht ganz der DNA von Swisscom: Menschen, Organisationen und Dinge auf hochverfügbaren Infrastrukturen sicher verbinden." Die Umsetzung von Blockchain-Initiativen erfordere ein klares Verständnis der Technologie, Beratungskompetenz, Entwicklungskapazitäten und verlässliche und sichere Infrastruktur, so Schaeppi. Diese Kompetenzen führe Swisscom nun in der Swisscom Blockchain AG zusammen. Die neue Tochtergesellschaft hat ihren Sitz an der Konradstrasse in Zürich. Swisscom hält mit 70 Prozent die Mehrheit am Unternehmen. 30 Prozent sind im Besitz der Gründungspartner.

Das Beraterteam der Swisscom Blockchain soll dabei durch ein im Blockchain Umfeld erfahrenes Team verstärkt werden, das Anfang Oktober zur Swisscom Blockchain wechsle. Zuvor habe das Team bei EY unter der Leitung von Daniel Haudenschild unter anderem dafür gesorgt, dass EY Bitcoin als Zahlungsmittel akzeptiere und sämtliche Mitarbeitende global mit einer virtuellen Bitcoin-Brieftasche ausgestattet würden.

Für erste Gehversuche bietet Swisscom den Entwicklern auch eine virtuelle Werkstatt sowie Werkzeug an: Die Blockchain Crypto Infrastruktur. Auf der Plattform können Pilotprojekte und sogenannte Minimal Viable Products (MVP) umgesetzt werden. Dieselbe Plattform könne für produktive Lösungen auch auf hochverfügbarer, sicherer Infrastruktur angelegt werden, wie sie Swisscom für Kundenbanken einsetze, heisst es.

Aktuell arbeitet Swisscom an Projekten, die im Bereich Gesundheitswesen, Versicherungs- und Bankenwesen neue Wege der dezentralen, vernetzten Zusammenarbeit ermöglichen sollen. So arbeitet Swisscom im Rahmen von Digitalswitzerland an einem Handelsregister-Prototypen. Ein weiteres Projekt dreht sich um eine digitale Aktie, die ausserhalb der Börse gehandelt werden kann. Bereits realisiert hat Swisscom im Konglomerat mit ZKB und mit anderen Partnern die Swiss OTC Blockchain, einen Software-Prototypen einer Blockchain-basierten Lösung für den ausserbörslichen Handel. Die meisten dieser Projekte werden heute auf Hyperledger Fabric realisiert. Swisscom ist seit Ende 2016 Mitglied des Hyperleger Projects, einem weltweit führenden Blockchain-Konsortium.

Neben Beratung und Umsetzung von Blockchain-Anwendungen soll die Swisscom Blockchain auch sogenannte Initial Coin Offerings (ICO) unterstützen, heisst es weites. Sie seien eine alternative Finanzierungsquelle für Projekte und Unternehmen, die immer häufiger eingesetzt werde. Im Kern funktionieren sie ähnlich wie ein klassischer Börsengang (IPO). Statt Franken und Euro erhalten die Unternehmen aber virtuelle Währungen wie Bitcoins oder Ether. Im Gegenzug erhalten die Investoren handelbare Coins, die sie berechtigen, an künftigen Einnahmen zu partizipieren oder Dienstleistungen zu nutzen.



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