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Sport unmittelbar nach dem Lernen fördert die Merkfähigkeit, Computerspielen hingegen vermindert das Behalten des eben gelernten Lerninhaltes - zu diesem Ergebnis kommt ein Experiment mit Schülern.

Für die Studie, die in "Cognitive Systems Research" erscheinen soll, wurden insgesamt 60 männliche Schüler aus dem oberösterreichischen Steyr und Linz im Alter von 16 bis 19 Jahren herangezogen, die alle regelmässig ein bestimmtes Computerspiel spielen - "bei dem man sich gegenseitig abmetzelt", wie es Harald Kindermann von der Fakultät für Management der Fachhochschule OÖ am Campus Steyr beschreibt. Sie bekamen das gleiche Mittagessen und sahen anschliessend die gleiche TV-Dokumentation "Planet Erde", um denselben emotionalen Level zu erreichen.

Dann ging es an das Lernen: In einer begrenzten Zeit sollten sich die Schüler türkische Vokabeln, Telefonnummern, einen Weg durch eine imaginäre Stadt sowie verschiedene Objekte merken. Dem folgte - überwacht von 16 Aufpassern - ein erster Test, mit dem erhoben wurde, wie viel sich die Schüler gemerkt hatten. Die 60 Jugendlichen wurden daraufhin in drei gleich grosse Gruppen geteilt: Eine spielte eine Stunde lang das Computerspiel, eine ging moderat walken oder laufen, eine machte nichts. Bei einem erneuten Test wiesen die Computerspieler einen "dramatischen Gedächtnisverlust" auf, berichtete Kindermann. Bei den Sportlern war das Gemerkte deutlich höher als zuvor. Die Gruppe, die sich weder am Computer noch mit Bewegung entspannt hatte, lag mit einem leichten Gedächtnisverlust "mittendrin".

In mehreren Phasen des Testlaufes wurde zudem das Hormon Kortisol im Speichel der Probanden gemessen, um festzustellen, wie sehr sie gestresst waren. Beim Computerspiel war der Hormon-Level nicht erhöht - offensichtlich wirkte das häufig genutzte Spiel beruhigend auf die Schüler. Sport erhöhte den Kortisol-Spiegel dagegen, was beim Abspeichern von Gelerntem nütze, erläuterte Kindermann. "Mein Rat: Genau überlegen, was man nach dem Lernen macht", resümierte der FH-Professor. Er befasst sich als Konsumentenverhaltensforscher schwerpunktmässig mit Werbewirkung und Entscheidungsverhalten. Aber: "Die für das Lernen wichtigen theoretischen Hintergründe sind die gleichen, die auch bei Werbemassnahmen wirken." Kindermann arbeitete bei der Studie mit dem Neurologen Andrija Javor vom Institut für Sinnes- und Sprachneurologie des Krankenhauses der Barmherzigen Brüder in Linz und Martin Reuter vom Institut für Differentielle und Biologische Psychologie an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn zusammen.



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