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Der Megadeal zwischen Vodafone und dem US-Mobilfunker Verizon hat möglicherweise den Startschuss für weitere Veränderungen in der Telekomlandschaft gegeben. Der spanische Marktführer Telefonica steht kurz davor, seinen Einfluss beim italienischen Wettbewerber Telecom Italia deutlich auszubauen, berichten mehrere Insider.

Konkret geht es um die Neuordnung der Aktionärsstruktur der Telecom-Italia-Holding Telco. Diese soll noch im September über die Bühne gehen, berichten die Quellen. Die Spanier wollen dabei ihren Anteil an der Holding Telco auf 70 Prozent aufstocken. In Telco sind zwar nur rund 22 Prozent der Telecom-Italia-Aktien gebündelt. Die Holding ist aber einziger Grossaktionär bei Telecom Italia und hat deshalb genug Einfluss, um den italienischen Telekomdienstleister zu kontrollieren.

Ins Rollen gebracht haben die nun möglicherweise bevorstehende Transaktion die Eigentümer der Holding-Gesellschaft. Diese waren im Jahr 2007 bei Telecom Italia eingestiegen, hatten ihre Aktien in Telco zusammengelegt und einen Aktionärspakt geschlossen, der nun am 28. September ausläuft. An Telco halten Telefonica 46 Prozent sowie der Versicherer Generali knapp 31 Prozent. Hinzu kommen die beiden Banken Intesa Sanpaolo sowie Mediobanca mit je 11,6 Prozent. Die Telco-Aktionäre konnten über ihre Beteiligung an Telecom Italia zuletzt nicht glücklich sein. Der harte Wettbewerb auf dem Telekommarkt und die Rezession in Südeuropa machten Milliardenabschreibungen erforderlich. In jüngster Zeit hatte sich deshalb bereits abgezeichnet, dass mit Auslaufen des Aktionärspakts die Telco-Eigentümerstruktur vor gravierenden Veränderungen steht.

Ein Informant berichtet nun, Telefonica spreche über die Aufstockung des eigenen Telco-Anteils auf 70 Prozent. Im März des kommenden Jahres könnten die Spanier dann alle Anteile an der Holding übernehmen. Allerdings sei noch keine Entscheidung gefallen, heißt es von mehreren Quellen.

Telecom Italia ächzt unter einer Schuldenlast von fast 29 Milliarden Euro. Angesichts der zuletzt schwachen finanziellen Entwicklung droht dem Telekomkonzern zudem die Herabstufung seiner Bonität auf Ramsch-Status, was die Refinanzierung noch erschweren würde. Informanten berichten unterdessen, im Raum stehe auch eine mögliche Kapitalerhöhung bei Telecom Italia. Das Unternehmen habe zum Abbau der Schulden erste Gespräche mit Investmentbanken darüber geführt. Die Kapitalmaßnahme könnte bis zu 5 Milliarden Euro schwer sein. Auch hier gebe es aber noch keine Entscheidung.

Andere Investoren als Telefonica haben bislang Abstand davon genommen, sich stark bei den Italienern zu engagieren. Es gab in der Vergangenheit Überlegungen, einen Anteil an strategische Investoren aus der Telekombranche zu verkaufen, etwa AT&T oder America Movil. Eine Transaktion kam aber nie zustande. Telecom Italia könnte deshalb gezwungen sein, zusätzliche Barmittel über eine Kapitalerhöhung oder den Verkauf von Unternehmensteilen aufzutreiben. Über solche Optionen soll im Management der Italiener gesprochen worden sein.

Die Telekomlandschaft ist zuletzt durch den Megadeal zwischen Verizon und Vodafone in Bewegung gekommen. Der Telekomriese Verizon kann seinen europäischen Partner Vodafone endlich aus dem Mobilfunk-Joint-Venture Verizon Wireless herauskaufen. 130 Milliarden US-Dollar lassen sich die Amerikaner diesen heiss ersehnten Befreiungsschlag kosten.