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Autor Willy Chyr aus Chicago lässt bei seinem Projekt "The Collabowriters" einen kompletten Roman von willigen Internetnutzern schreiben. Jeder kann Vorschläge für den Text abgeben, die Gemeinschaft stimmt dann Satz für Satz darüber ab, wie es weitergehen soll.

Das Projekt soll als Experiment zeigen, ob Crowdsourcing bei der Erstellung eines komplexeren Textes überhaupt sinnvolle Ergebnisse liefert. Der derzeitige Stand der Dinge ist jederzeit auf der Homepage des Projekts abrufbar. Zwei Seiten Text sind bisher vollendet.

"Ähnliche Projekte gab es schon früher, bislang mit mässigem Erfolg. Unterschiedliche Schreibstile und Eifersüchteleien zwischen verschiedenen Autoren führen oft zu Verwirrung. Die Kontrolle durch die Community birgt auch Gefahren. Es gewinnt eben nicht immer der beste Satz", sagt Gergely Teglasy, Autor des weltweit ersten Facebook-Romans "Zwirbler".

Wenn immer andere User abstimmen, könne Verwirrung im Text entstehen. "Kunst und Literatur sind normalerweise keine Demokratie. Versuche, neue Formen und digitale Zugänge in der Literatur zu erschliessen, sind aber zu begrüssen. Wenn es klappt, bin ich daher glücklich", so Teglasy. Auch Collabowriters-Initiator Chyr weiss nicht, ob sein Experiment so funktoniert, wie geplant. Auf der Homepage schreibt er, er wolle vor allem gruppendynamische Prozesse und Erzähldynamik beobachten. Ob der Roman überhaupt eine Struktur bekommt und inwieweit Charaktere entwickelt werden, ist unklar.

Die User können jeden vorgeschlagenen Satz, der maximal 140 Zeichen lang sein darf, mit "+1" oder "-1" bewerten. Der bestbewertete Textbaustein wird dann Online an den Text angefügt, sofern er zumindest einen Wert von "+5" erreicht. Erst dann wird über den nächsten Satz abgestimmt. Um mitstimmen zu können, ist eine Registrierung auf der Collabowriters-Webseite nötig.

Eine Deadline gibt es für das Projekt nicht. Die bisher entstandenen Seiten ergeben durchaus Sinn, der Fortschritt erfolgt aber relativ langsam. Der erste Satz "It was a dark and stormy night" ist zwar ein Klassiker, zeugt aber nicht unbedingt von viel Kreativität. "Solche Initiativen sind wichtig. Längerfristig werden digitale Zugänge die Literatur verändern, bislang passiert aber noch zu wenig", so Teglasy.



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