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Viele Manager wissen Coaching-Angebote nicht richtig einzuordnen. Die Offerte macht sie stutzig: Will der Vorgesetzte Wissenslücken schliessen? Ist die Arbeit nicht in Ordnung? Dabei können sich Projektmanager durch die Zusammenarbeit mit einem Coach Klarheit über ihr Verhalten verschaffen und neue Lösungen für alte Probleme entwickeln.

Coaching ist jedenfalls kein Unterricht, sondern ein intensives, auf gleicher Augenhöhe geführtes Gespräch. Gemeinsam mit dem Coach verschaffen sich Projektmanager Klarheit über ihr Verhalten und entwickeln dabei neue Lösungen für alte Probleme. Diese Reflexion hilft die eigenen Fähigkeiten noch besser zu entfalten. Tina Hiller, Coaching-Fachfrau bei Next Level Consulting, empfiehlt sieben Regeln für ein Coaching, von dem Projektmanager profitieren können.

1. Freiwillig ins Coaching gehen:
"Ich rufe Sie an, wenn ich Bedarf habe" - so entziehen sich viele Projektmanager dem Gesprächsangebot ihres Coachs. Kommt es dann doch zu einer Sitzung, kreist das Gespräch um Banalitäten. „Besuchergespräch“ nennen Coaching-Fachleute den Dialog, der aus Höflichkeit stattfindet und für den Klienten nichts bringt. „Nur wer freiwillig zur Coaching-Sitzung kommt, kann auch Nutzen daraus ziehen“, erklärt Tina Hiller. Zudem sollten Projektmanager in Coaching-Sitzungen Themen wählen, die ihnen auch emotional auf den Nägeln brennen - etwa Konflikte im Projekt, Führungsfragen oder die eigene Angst vor dem Auftritt beim Kunden oder Lenkungsausschuss.

2. Der „Logik“ von Coachings folgen
"Ein guter Coach bringt keine Ratschläge oder Rezepte mit in die Sitzung“, erklärt Tina Hiller. Er ist weder Lehrer noch Mentor oder gar Prüfer. Das Coaching-Gespräch folgt einer eigenen Logik. Durch klug gestellte Fragen regt der Coach seinen Klienten zum Nachdenken über eigene Lösungen an. Er spielt mit ihm verschiedene Szenarien durch, erwägt Vorteile und Nachteile, hält die Entscheidung lange in der Schwebe, spiegelt dem Klienten sein Verhalten zurück - um ihn dann selbst zu einem Ergebnis kommen zu lassen. So sprechen Coachs typischerweise viel im Konjunktiv nach dem „Was-wäre-wenn“-Modell. Beispielsweise: Angenommen, der Projektmanager würde dem Team mehr Freiheit geben - was würde sich verändern? Diese „Ambiguität“, wie es Fachleute nennen, ist für den Erfolg der Gespräche essentiell.

3. Den Coach sorgfältig auswählen
Das Angebot an Coachs ist in den vergangenen Jahren enorm gewachsen. Ein Problem: Die Bezeichnung „Coach“ ist bis heute nicht geschützt - was die Auswahl eines geeigneten Coachs schwierig macht. Coachs brauchen eine gründliche Ausbildung, möglichst über mehrere Monate oder sogar Jahre. Klienten sollten deshalb Coachs offen nach ihrer Ausbildung fragen. Ebenfalls wichtig: Projektcoachs sollten Erfahrungen im Projektmanagement mitbringen; damit kann er auch bei schwierigen Projektfragen helfen. „Manche Coachs bringen geschickt ihr Fachwissen ein“, erklärt Tina Hiller, „sie beraten dann nicht, sondern entwickeln im Dialog Fachlösungen.“ Dafür muss unbedingt die Chemie zwischen Klient und Coach stimmen. Erfahrene Coachs sprechen diese Frage von sich aus an und bieten einem zweifelnden Klienten an, vor der Entscheidung einen anderen Coach „auszuprobieren“.

4. Offenes Gespräch
Offenheit ist Pflicht bei Coaching-Sitzungen, anderenfalls bleiben die Gespräche wirkungslos an der Oberfläche. Jeder Coach verpflichtet sich zur Vertraulichkeit, auch gegenüber ihrem Auftraggeber. Dadurch bleibt die Coaching-Sitzung ein sicherer Raum für den Klienten. Oft lassen sich nämlich berufliche und private Anliegen nicht strikt voneinander trennen. Gute Lösungen seien häufig auch aus dem Privatleben inspiriert, auch wenn die Fragen ursprünglich aus dem beruflichen Projektumfeld stammen.

5. Ergebnisse für sich selbst „übersetzen“
Jedes gute Coaching hilft Projektmanagern, Alternativen zu ihren Strategien oder ihrem Verhalten entwerfen, beispielsweise Konflikte anders zu lösen als bisher. Entscheidend dabei ist: Diese Alternativen müssen nicht nur vom Kopf her “logisch“ passen, sondern auch vom Bauch her. „Im schlimmsten Fall zwingen sich Projektmanager ‚dem Coach zu Liebe’ zu einem Verhalten, das ihnen eigentlich fremd ist“, erklärt Tina Hiller, „mit solchen Lösungen ist niemandem gedient.“ Sie empfiehlt, allgemein formulierte Lösungsalternativen in die eigene Lebenswirklichkeit zu übersetzen, konkrete Szenarien daraus zu entwickeln und ehrlich zu prüfen, ob der diskutierte Weg auch persönlich gangbar ist.

6. Intervalle der Sitzungen optimal bemessen
Einige Projektmanager setzen die Abstände zwischen den Coachingterminen zu kurz. Manchmal liegt nur wenige Tage zwischen den Sitzungen. Diese „Viel-hilft-viel“-Strategie kann sich rächen. Denn zwischen den Sitzungen soll der Projektmanager mit dem Coach Besprochenes ausprobieren. Er soll versuchen, seine Probleme mit anderem Verhalten zu lösen. Er soll Erfahrungen sammeln und diese Erfahrungen für sich bewerten. Dies braucht Zeit.

7. Geduld mitbringen
Erfolge beim Coaching zeigen sich nicht immer sofort. Manchmal wird die Ernte erst nach Monaten eingefahren; der Coach hat nur die Saat ausgebracht. Besonders lange dauert es, Gewohnheiten zu ändern, Routinen aufzubrechen oder mutig neues Verhalten auszuprobieren. Insofern: Bei Fachleuten gilt Coaching auch als Langzeit-Investition in die eigenen Stärken.

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Tina Hiller, Coaching-Fachfrau bei Next Level Consulting
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Bild: Pixelio