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Die Internetseite Politwoops sammelt und veröffentlicht gelöschte Politiker-Tweets. Die von holländischen Netzaktivisten ins Leben gerufene Initiative archiviert in bisher 13 Ländern das, was Politiker gern für immer aus dem Netz getilgt hätten.

Ab sofort gibt es auch eine US-Version des Dienstes. Die Gründe für die Löschversuche reichen von Rechtschreibfehlern bis zu inhaltlichen Verfehlungen der Politiker. Neben den USA, Frankreich, England und einigen skandinavischen Ländern gibt es unter anderem auch in Deutschland eine nationale Version von Politwoops, die unter http://politwoops.de erreichbar ist.

"Auch in der prä-online Zeit waren Kampagnen nicht vor Fehlern gefeit. Heute rächt sich das aber mehr als früher. Ein österreichischer Journalist hat einst gesagt, das Archiv sei die Rache des Journalisten. Heute gilt das für alle Menschen. Politiker müssen damit leben, dass 'Message Control' immer schwieriger wird, auch für grosse, professionelle Teams. Wenn ein Fauxpas passiert, sollten Politiker dazu stehen und sich entschuldigen. Das Löschen von Tweets weckt unweigerlich das Interesse von Journalisten, Wachhunden und Konkurrenten", sagt Thomas Hofer von H&P Public Relations.

Beim Grossteil der Einträge auf Politwoops handelt es sich um Tweets, die wegen Tippfehlern gelöscht wurden. Auf der US-Seite, die der neuste Zugang in der Familie ist, finden sich zwischendurch aber sehr wohl einzelne Botschaften, die politisch unkorrekte Inhalte haben. Von untergriffigen Angriffen auf Gegner bis hin zu Beleidigungen von TV-Serien ist alles dabei. "Die Bandbreite geht bis zu wirklichen Aussetzern. Politwoops bietet ein durchsuchbares Fenster zu dem, was Politiker eigentlich verstecken wollten", sagt die Chefin der US-Version.

Die Tweets lassen sich nach Politiker oder Partei sortieren und werden durch Informationen zum Löschzeitpunkt und Dauer des offiziellen Online-Lebens ergänzt. Die US-Plattform umfasst mittlerweile mehr als 3.000 Tweets. "Für die Wähler ist das Angebot natürlich toll. Hier können die Verfehlungen von Politikern ewig nachgeschlagen werden. Bei geschickter Reaktion lassen sich die Folgen für die Karriere einschränken. Die Menschen verstehen, dass niemand perfekt ist, solange es sich nicht um unverzeihliche Fehler handelt", so Hofer.

Dass Missgeschicke passieren, lässt sich auch mit immer professionellerem Kampagnen-Management nicht verhindern. "Jeder neue Kanal hat seine Fallstricke. Die meisten Politiker und Berater haben die neuen Medien noch nicht verstanden, auch in den USA nicht. Selbst die bislang wohl beste Online-Kampagne, Obama 2008, hat Fehler gemacht. Da haben teilweise Mitarbeiter den Gegner beschimpft. Da hilft nur offener Umgang mit den Botschaften. Das macht es auch für Gegner schwerer Kapital aus Fehltritten zu schlagen. Eine Cool-Down-Phase bevor eine Nachricht versendet wird, ist auch Online sehr zu empfehlen", erklärt Hofer.
http://politwoops.com