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Nur knapp jeder zehnte Deutschschweizer überprüft regelmässig, was über ihn im Internet auffindbar ist. Dabei hat fast jeder Dritte schon unerwünschte Inhalte über sich entdeckt. Riskant: Jeder Vierte unter 30 postet in Online-Netzwerken privat Inhalte, wie etwa freizügige Bilder, die der Arbeitgeber nicht sehen darf.

Dies geht aus einer repräsentativen Studie, die vom beruflichen Online-Netzwerk Xing in Auftrag gegeben wurde, hervor.

Das mangelnde Wissen über den eigenen digitalen Fussabdruck birgt Risiken für die Karriere, denn Arbeitgeber interessieren sich zunehmend für diese Angaben. Gleichzeitig eröffnet der bewusste Umgang mit solchen Informationen neue Chancen, sich etwa bei der Jobsuche in ein positives Licht zu rücken. Beides, Chancen wie Risiken, wird gemäss Studie unterschätzt.

Im Internet verfügbare, persönliche Informationen beeinflussen immer mehr Lebensbereiche. Sei es der zukünftige Arbeitgeber, der vor einer Anstellung die Social-Media-Profile der Kandidaten auf verfängliche Inhalte abklappert, die neue Bekanntschaft, die sich vor dem zweiten Date online Hintergrundinformationen besorgt oder der Nachbar, der sein Gegenüber anstatt beim Schwatz im Treppenhaus lieber auf unverbindliche Weise durch Google besser kennenlernt. Keine Frage: Unser digitaler Fussabdruck, wie die Summe dieser Informationen auch genannt wird, gewinnt an Bedeutung. Vermeiden lässt sich dieser kaum. Ein bewusster Umgang mit diesen Informationen kann im Berufsleben neue Möglichkeiten schaffen.

Aus der Xing-Umfrage zu diesem Thema ist ersichtlich, dass nicht einmal 10 Prozent der Deutschschweizer ihren digitalen Fussabruck regelmässig überprüfen, zum Beispiel indem sie in Google nach dem eigenen Namen suchen. 50 Prozent geben an, ihre Informationen selten zu überprüfen, wenn sie per Zufall daran denken. 24 Prozent haben ihren digitalen Fussabdruck nur ein einziges Mal überprüft und 17 Prozent haben sich noch gar nie darum gekümmert, welche Informationen über sie öffentlich im Internet verfügbar sind. Insgesamt mehr auf ihr virtuelles Erscheinungsbild bedacht sind die Männer. 13 Prozent von ihnen geben an, regelmässig nach Informationen zur eigenen Person im Netz zu suchen. Bei den Frauen sind es lediglich 6 Prozent.

Gründe für eine regelmässige Überprüfung der Informationen, die man im Netz hinterlässt, gibt es offenbar sehr wohl. Denn 30 Prozent der Befragten haben bereits einmal Informationen gefunden, die sie lieber nicht öffentlich im Internet sehen würden. In den übrigen 70 Prozent enthalten sind natürlich auch alle Personen, die gar nicht erst gesucht haben. Diejenigen, die fündig wurden, haben sich vor allem über nicht mehr gültige Angaben zur Person und veraltete Social Media-Profile geärgert, gefolgt von Inhalten, die ohne Zustimmung publiziert wurden.

Ein Viertel der Unter-30-Jährigen sitzt auf einer digitaler Zeitbombe
26Prozent der Befragten in der Altersgruppe bis 29 Jahre gaben an, im privaten Umfeld bereits online Inhalte geteilt zu haben, die der Arbeitgeber nicht sehen darf. Die häufigsten Sünden: zu freizügige Fotos, Bilder mit Personen, mit denen man beruflich lieber nicht in Verbindung gebracht werden möchte und Aufnahmen, auf denen man offensichtlich zu tief ins Glas geschaut hat. Ältere Altersgruppen gehen stärker auf Nummer sicher und posten seltener Inhalte, die später zum Problem werden könnten. Zudem sind Frauen insgesamt bedachter als Männer, wenn es um heikle Inhalte geht. Von ihnen verkneifen sich 90 Prozent jegliche Inhalte, die dem Arbeitgeber sauer aufstossen könnten. Bei den Männern sind es nur insgesamt 77 Prozent.

Zwei Drittel der Deutschschweizer (66 Prozent) glauben nicht, dass ihre Aktivitäten in Online-Netzwerken die berufliche Laufbahn beeinflussen. Ein Trugschluss, warnen Experten. Dazu Danica Ravaioli, Head of Human Resources Adecco Schweiz: "Im Internet öffentlich verfügbare Informationen bilden Teil des Gesamtbildes, das wir von möglichen neuen Mitarbeitern erhalten. Dabei geht es in erster Linie nicht einmal so sehr um mögliche negative Inhalte, sondern vielmehr um die Chance, sich durch interessante Online-Profile und einen insgesamt positiven digitalen Fussabdruck von anderen Kandidaten abzuheben."

Genau diese Chancen werden gemäss Stefan Poth, Managing Director Smart.Heads und Dozent für Personal Branding an der Zürcher Hochschule für Wirtschaft HWZ noch zu wenig wahrgenommen: "Die Pflege eines Profils in professionellen Online-Netzwerken lohnt sich. Gerade bei der direkten Kandidatensuche, dem Headhunting, wird immer mehr über die digitalen Netzwerke recherchiert und da ist ein aktuelles und ansprechendes Profil ausschlaggebend. Die Resultate der Befragung erstaunen mich daher. Offenbar gibt es eine Lücke zwischen wahrgenommener und in der Praxis beobachtbarer Relevanz des digitalen Fussabdrucks für die Stellensuche." Besonders gross ist diese Wahrnehmungslücke bei den weiblichen Befragten. 75 glauben nicht an einen Einfluss ihrer Aktivitäten in Online-Netzwerken auf die eigene Karriere.

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