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Das amerikanische Stromnetz ist tagtäglich Ziel von Cyber-Attacken, doch sind viele Stromversorger auf Attacken nur schlecht vorbereitet. Sie setzen nur absolute Mindeststandards in Sachen IT-Sicherheit um, wie aus einem Bericht hervorgeht, den zwei Abgeordnete zum US-Repräsentantenhaus veröffentlicht haben.

Der zugrunde liegenden Umfrage zufolge wird vielerorts auf empfohlene, aber nicht vorgeschriebene Schutzmassnahmen gegen den Wurm Stuxnet einfach verzichtet. Dabei spricht ein befragter Versorger von 10.000 versuchten Angriffen pro Monat. "Die Zahl von 10.000 Angriffen gegen eine ICS-Infrastruktur pro Monat deckt sich mit unseren Beobachtungen und gilt generell für alle Segmente von industriellen Kontrollsystemen", so Martin Rösler, Director Threat Research bei Trend Micro. So hat das Unternehmen erst im März die Ergebnisse eines Experiments veröffentlicht, bei dem eine simulierte Pumpstation schnell massiv angegriffen wurde. "Dass die Sicherheit bei diesem Thema generell vernachlässigt wird, müssen wir leider immer wieder feststellen", so Rösler.

Die Demokraten Ed Markey und Henry A. Waxman hatten über 150 Versorger - von ländlichen Kooperativen bis zu wichtigen Bundeseinrichtungen - gebeten, Fragen zur Sicherheit des Stromnetzes zu beantworten - eine Bitte, der 112 Unternehmen zumindest in Teilen nachgekommen sind. Die Ergebnisse zeigen, dass Cyber-Angriffe auf Stromversorger durchaus gängig sind, über ein Dutzend Unternehmen berichtet von "täglichen" oder "ständigen" Attacken. Tatsächliche Schäden durch Cyber-Angriffe hat zwar keines der befragten Unternehmen eingeräumt, doch scheint ein beachtliches Risiko zu bestehen.

Wenngleich fast alle Versorger angeben, dass sie von der North American Electric Reliability Corporation (NERC) vorgeschriebene Cyber-Security-Standards einhalten, ist das bei empfohlenen Massnahmen bei weitem nicht der Fall. NERC-empfohlene Vorkehrungen gegen Stuxnet haben lediglich 62,5 Prozent der Bundeseinrichtungen und 44 Prozent der städtischen Versorger oder Kooperativen ergriffen, unter den Stromversorgern in Investorenhand gar nur jeder Fünfte. "Die Antworten der Versorger sind ernüchternd", meint daher Waxman.

Es ist aber nicht nur die Cyber-Sicherheit von Stromversorgern, die der Bericht bemängelt, sondern auch der Umgang mit natürlichen Risiken. Nur eine Minderheit der Betriebe hat demnach auch konkrete Massnahmen ergriffen, um die Anfälligkeit des Netzes gegen geomagnetische Stürme zu mindern. Die meisten Versorger dagegen besitzen nicht einmal eigene Ersatztransformatoren, die nach einem Magnetsturm zum Einsatz kommen könnten. Es sei unklar, ob insgesamt die Zahl der Reservegeräte im Fall eines grossflächigen Netzausfalls überhaupt ausreichen würde.