Geflüchtete Kinder in einem Lager in Syrien (Foto: unsplash.com, Siddhant Soni)

Vertriebene Familien in syrischen Flüchtlingslagern greifen immer öfter auf das Videoportal Tiktok zurück, um Menschen rund um den Globus um Spenden zu bitten. Entsprechende Videostreams, in denen vor allem Kinder um Geld betteln, können pro Stunde bis zu 1.000 Pfund (rund 1.130 Euro) einbringen, wie eine Untersuchung von "BBC News" zeigt. Die Betroffenen sehen davon aber nur einen kleinen Bruchteil, weil Tiktok bis zu 70 Prozent der so eingenommenen Gelder in die eigene Tasche wandern lässt.

"Seit einiger Zeit werden die News-Feeds von Tiktok-Usern mit Livestreams von Familien überschwemmt, die in syrischen Flüchtlingslagern sitzen. Einige Zuseher sagen daraufhin ihre Unterstützung zu, andere haben Angst, Opfer von Betrügereien zu werden", beschreibt das britische Nachrichtenportal die Situation. In einigen der Camps im Nordwesten Syriens sei daraus ein regelrechter Trend entstanden. "Dort gibt es sogenannte 'Tiktok-Mittelsmänner', die den Familien Handys und Equipment zur Verfügung stellen, um ihre Livevideos online zu verbreiten", heisst es weiter.

Laut Auskunft dieser Mittelsmänner arbeiten sie vor Ort wiederum mit verschiedenen Agenturen zusammen, die eng mit Tiktok in China und im Nahen Osten verbunden sind. "Das ermöglicht den Familien, einen leichten Zugang zu Tiktok-Konten zu bekommen. Diese Agenturen sind Teil der globalen Strategie des Videoportals, um Livestreamer zu rekrutieren und Nutzer dazu zu bringen, mehr Zeit auf der App-Plattform zu verbringen", so die Schilderung der Hintergründe.

Um diese aufzuzeigen, haben BBC-Mitarbeiter über einen Zeitraum von fünf Monaten hinweg insgesamt 30 Tiktok-Accounts, die ihre Streams live aus syrischen Flüchtlingslagern senden, genau beobachtet. Mittels eines speziellen Analyse-Software wurden dabei so viele Infos wie möglich gesammelt. Das Ergebnis: Viele Nutzer zeigen sich durchaus spendenfreudig gegenüber den hilfsbedürftigen Familien. "Oft werden digitale Geschenke im Wert von bis zu 1.000 Pfund pro Stunde an einzelne Konten gespendet", so der Bericht.

Die Familien, die Tiktok auf diese Weise für ihre Spendenaufrufe nutzen, würden allerdings berichten, dass sie selbst tatsächlich nur einen kleinen Bruchteil der gesammelten Gelder erhalten. Die grosse Mehrheit geht an Tiktok. Wie viel genau, will das Portal nicht verraten. Deshalb liess man einen BBC-Reporter in Syrien kurzerhand den Praxistest machen und fand heraus, dass im konkreten Fall 69 Prozent der erzielten Spenden bei Tiktok landeten.



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