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Die geplante Milliarden-Übernahme des Mobilfunkanbieters E-Plus ist noch nicht in trockenen Tüchern, da muss die O2-Mutter Telefonica wohl schon einen neuen Deal angehen. Dieses Mal in Italien. Bis zum 28. September müssen sich die Spanier entscheiden, ob sie aus dem Aktionärsbündnis bei der hochverschuldeten Telecom Italia aussteigen oder doch daran festhalten. Analysten zufolge kommt dies einer Wahl zwischen Pest und Cholera gleich.

Verkauft Telefonica den Anteil, geht das derzeit nur mit Verlust. Wollen die Spanier ihren Einfluss behalten oder ausbauen, brauchen sie Geld, das sie nicht haben. Der Konzern sitzt auf einem Schuldenberg von knapp 50 Mrd. Euro. Zudem strebt Telefonica auf dem deutschen Markt nach mehr Einfluss und hat kürzlich das Angebot für E-Plus auf 8,6 Mrd. Euro erhöht. Die beste Option für Telefonica wäre, wenn alles beim Alten bliebe - da sind sich Analysten einig. Doch das ist eher unwahrscheinlich. Denn dass es zu Änderungen der Eigentümerstrukturen bei dem italienischen Konzern kommen wird, scheint ausgemacht.

Telecom Italia gehört zu 22,4 Prozent der Holdinggesellschaft Telco, die ihrerseits von Telefonica und den italienischen Geldhäusern Mediobanca und Intesa Sanpaolo sowie dem Versicherer Generali kontrolliert wird. Mediobanca hat bereits angekündigt, einen Verkauf des unprofitablen Pakets vorzubereiten. Kreisen zufolge sind auch die anderen Eigner bereit, Anteile zu verkaufen. Telefonica selbst hält sich bedeckt. Ein Sprecher wollte sich nicht zu den Optionen bei Telecom Italia äußern. Doch der spanische Konzern gerät damit unter Zugzwang: "Für Telefonica wird es schwierig, sich würdevoll zurückzuziehen", sagt Analyst Javier Mielgo von Mirabaud in Madrid. Vor sechs Jahren investierte Telefonica etwa 2,7 Mrd. Euro. Jetzt ist die Beteiligung nur noch 830 Mio. Euro wert.

Der Konzern stellte wegen des Kursverfalls von Telecom Italia seit dem Einstieg unlängst bereits 1,6 Mrd. Euro für absehbare Verluste zurück. Inzwischen ist der Aktienkurs aber noch weiter in den Keller gegangen. Die Telco-Partner auszuzahlen, kann sich Telefonica wegen der Milliarden-Übernahme von E-Plus einem Branchenexperten zufolge nicht leisten. "Das würde mehr als 1,5 Mrd. Euro kosten", sagt der Insider. Als Folge würde der Schuldenberg weiter wachsen, dabei soll er 2013 unter 47 Mrd. Euro sinken.

Telefonica werde erst handeln, wenn ein Konzern die Hand nach Telecom Italia ausstrecke, denn dann entstehe Druck - da ist sich Analyst Fabian Lares von JB Capital Markets sicher. Und danach sieht es aus: Der US-Konzern AT&T sowie America Movil des mexikanischen Telekom-Milliardärs Carlos Slim haben Kreisen zufolge bereits Kontakt mit verkaufswilligen Großaktionären aufgenommen. Auch der ägyptische Milliardär Naguib Sawiris meldete Interesse an.

Zusätzlicher Druck kommt vom heimischen Telecom-Italia-Investor Marco Fossati. Im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Reuters brachte er es vergangene Woche auf den Punkt: "Telefonica muss sich entscheiden, entweder sie verkaufen ihren Anteil, um anderen Investoren Platz zu machen, oder sie fusionieren mit Telecom Italia." Und da ist sie wieder - die Wahl zwischen Pest und Cholera.