Symbolbild: Gerd Altmann auf Pixabay

Der Einsatz von generativer KI könnte das jährliche Bruttoinlandsprodukt der Schweiz innerhalb der nächsten zehn Jahre um 80 bis 85 Milliarden Franken (bis zu 11 Prozent) steigern. Dies geht aus einer neuen Studie hervor, die die Implement Consulting Group im Auftrag von Google Schweiz durchgeführt hat.

Die generative KI werde laut Studie schätzungsweise 3,9 Millionen Arbeitsplätze in der Schweiz beeinflussen und dürfte die meisten (66 Prozent) unterstützen. Ein bedeutender Anteil des wirtschaftlichen Potenzials generativer KI in der Eidgenossenschaft liege dabei in wissensintensiven Branchen, rund 80 Prozent im Dienstleistungssektor. Auch verfüge die Schweiz über ein starkes Innovationsökosystem und habe im europäischen Vergleich eine führende Ausgangsposition, um das Potenzial von KI produktiv auszuschöpfen. Weitere KI-bezogene Investitionen und Fähigkeiten seien jedoch erforderlich, um das volle wirtschaftliche Potenzial von KI in der Schweiz entsprechend auszuschöpfen.

Christine Antlanger-Winter, Länderchefin von Google in der Schweiz, kommentiert dazu: "Die Schweiz hat eine ideale Ausgangslage, um das volle Potential von KI für ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum auszuschöpfen. Das ist aber kein Selbstläufer. Wir müssen weiter in Forschung und Entwicklung investieren, die Zusammenarbeit zwischen Universitäten und Unternehmen stärken und die Aus- und Weiterbildung fördern. Gleichzeitig ist die verantwortungsvolle Entwicklung und der bewusste Einsatz von KI zentral. Wir können das Vertrauen in KI stärken, indem wir Transparenz, Fairness und Datenschutz sicherstellen. Ganz im Sinne von ‘bold and responsible’ können wir so wirtschaftliches Potential nutzen und dafür sorgen, dass KI der gesamten Gesellschaft zugutekommt."

Studienautor Martin H. Thelle von der Implement Consulting Group, erläutert: "Die Schweiz verfügt über eines der grössten Potentiale für generative KI in Europa, dank ihrer führenden Rolle in den meisten Innovationsindikatoren, wie Fachkräfte, Forschung und Entwicklung. Dies belegen auch unsere europäischen Vergleichsstudien. Im globalen Vergleich hingegen, fällt die Schweiz hinter die USA zurück. Um das volle Potential von generativer KI auszuschöpfen, bedarf es spezialisierterer KI-Anwendungen. Die Schweiz sollte ihre starke Ausgangslage nutzen, um zukünftig weitere Innovationen voranzutreiben."

Die Studie "Das wirtschaftliche Potential von KI für die Schweiz" kommt zum Schluss, dass generative KI das jährliche BIP der Schweiz bis in zehn Jahren um 80 bis 85 Milliarden Franken steigern kann, was im Spitzenjahr einer Steigerung des BIP um 11 Prozent entspricht – eines der grössten Potenziale in Europa. Vorausgesetzt, dass eine weit verbreitete KI-Einführung erreicht werde. Die KI-Technologie entwickle sich rasant und entsprechend könne der maximale wirtschaftliche Nutzen bereits in etwa zehn Jahren wirksam werden. Die prognostizierten Erträge stammen aus drei Quellen: aus Produktivitätssteigerungen durch die Zusammenarbeit von Menschen mit generativer KI, aus gewonnener Zeit durch das Automatisierungspotential der generativen KI und aus der Nutzung dieser Zeit für andere wertschöpfende Tätigkeiten.

Insgesamt werde die generative KI gemäss der Untersuchung schätzungsweise bis zu 3,9 Millionen Arbeitsplätze in der Schweiz beeinflussen. Es wird erwartet, dass sie die meisten Arbeitsplätze (66 Prozent) unterstützt, indem sie einen begrenzten Teil ihrer Aufgaben automatisiert und dabei hilft, Inhalte (Text, Code und Bilder) zu erstellen, mit Arbeitnehmenden an komplexen Problemen zusammenzuarbeiten oder zum Produktdesign beizutragen. Bei einem kleineren Teil der Arbeitsplätze (8 Prozent) könnte möglicherweise mehr als die Hälfte der Aufgaben durch generative KI automatisiert werden. Gleichzeitig werde aber erwartet, dass neue Arbeitsplätze in der KI-gesteuerten Wirtschaft entstehen werden, die den Verlust durch Automatisierung ausgleichen. So ist davon auszugehen, dass die Gesamtbeschäftigung stabil bleibt.

Im Gegensatz zu früheren Automatisierungsmethoden, wie Robotern, könne die generative KI die Produktivität im Dienstleistungssektor steigern. Etwa 80 Prozent des wirtschaftlichen Potenzials der generativen KI liegen laut Studie sodann im Dienstleistungssektor. Aber auch das verarbeitende Gewerbe und andere Sektoren in der gesamten Breite der Schweizer Wirtschaft würden von KI profitieren.

Gemäss Studie schneidet die Schweiz mit Blick auf die wichtigsten Treiber einer schnellen KI-Einführung gut ab und verfügt über ein starkes Innovationsökosystem. Dies zeige sich nicht zuletzt darin, dass viele Unternehmen KI bereits in Prozesse integriert haben (62 Prozent gemäss IMD-Umfrage von 2023). Unter anderem profitiere die Schweiz auch von einem innovationsfreundlichen regulatorischen Umfeld und belege bereits 13 Jahre in Folge den ersten Platz im Global Innovation Index. Darüber hinaus sei die Schweiz in Europa führend in der KI-Forschung und -Entwicklung und habe die höchste Anzahl an KI-Unternehmen pro Kopf. Ausserdem beherberge sie zwei der weltweit führenden Supercomputer im Schweizerischen Nationalen Hochleistungsrechenzentrum (CSCS). Für die global bedeutenden Finanz- und Pharmasektoren sei das KI-Potential besonders gross, was der Schweiz im europäischen Vergleich einen zusätzlichen Vorteil verschaffe.

Die Studie wurde von der Implement Consulting Group (Implement) im laufenden Jahr im Auftrag von Google durchgeführt. Alle Informationen in diesem Bericht stammen den Angaben zufolge aus der Analyse von Implement unter Verwendung von geschützten und öffentlich zugänglichen Informationen oder wurden von Implement geschätzt. Die Autor:innen sind Martin H. Thelle, Anders Thor Lundber, Bodil Emilie Hovmand, Hans Henrik Woltmann, Laura Virtanen, Nikolaj Tranholm-Mikkelsen, Sofie Tram Pedersen, Alexander Jagd Oure.