Die Entwicklung der IT-Budgets im DACH-Gebiet (Grafik: Cap Gemini)

Digitalisierungsprojekte und die Einführung von KI-Lösungen (Künstliche Intelligenz) werden die IT-Budgets für 2019 massgeblich mitbestimmen. Generell befinden sich die Ausgaben für Informationstechnologie kontinuierlich im Steigen. Dies belegt die alljährlich im September und Oktober von Capgemini durchgeführte IT-Trends-Studie, an der 108 IT-Verantwortliche von Grossunternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz teilgenommen haben.

Gemäss der Untersuchung soll 2019 bereits jeder vierte investierte Euro in die Digitalisierung fliessen. 44 Prozent der Unternehmen in Österreich, Deutschland und der Schweiz werden ihre IT-Ausgaben steigern, jedes siebente (13.9 Prozent) sogar um mehr als 10 Prozent. Eine Kürzung werde es bei nur rund 2.5 Prozent der befragen Unternehmen geben, das sind deutlich weniger als im Vorjahr (14,6 Prozent). Damit setzt sich bei den IT-Ausgaben der positive Trend der vergangenen beiden Jahre fort.

Die Digitalisierung ist für mehr als 70 Prozent der Unternehmen eines der drei wichtigsten IT-Ziele des kommenden Jahres. In ihren Ausbau fliesst im Schnitt ein Viertel des IT-Budgets. Konzerne mit einem Jahresumsatz ab einer Milliarde Euro investieren sogar 30 Prozent. Daneben will mehr als ein Drittel die Agilität und Flexibilität erhöhen. Fast 30 Prozent der Unternehmen stellen die Bedürfnisse der Endkunden in den Mittelpunkt und rund ein Viertel will IT schneller bereitstellen und Release-Zyklen verkürzen.

Schlechte Dateninfrastruktur bremst Digitalisierungsprojekte aus

Auch die Informationsauswertung und -nutzung soll in vielen Organisationen besser werden. Anscheinend treten zunehmend Defizite in diesem Bereich zutage und der Handlungsdruck steigt. "Datenanalyse ist für den Erfolg der Digitalisierung entscheidend – und die Grundlage für den Einsatz intelligenter Technologien. Hier zählt eine nur mittelmässige Datenverfügbarkeit aktuell zu den vier grössten Hürden", kommentiert Bernd Bugelnig, CEO von Capgemini in Österreich, die Ergebnisse.

Fachabteilungen forcieren den Einsatz intelligenter Technologien

Kostensenkungen und Effizienzsteigerungen, die bis 2016 jahrelang die wichtigsten Vorgaben für CIOs waren, spielen im kommenden Jahr eine untergeordnete Rolle, geht aus der Befragung weiters hervor. Vielmehr drängen Fachabteilungen darauf, intelligente Technologien wie Machine Learning, Bilderkennung oder Natural Language Understanding einzusetzen. Sie finanzieren rund ein Drittel aller Innovationsprojekte und bestimmen bei mehr als der Hälfte dieser Vorhaben massgeblich, wie sie umgesetzt werden. "Offenbar erhöht die Digitalisierung das Arbeitsaufkommen in den Fachabteilungen stark; hinzu kommt der Fachkräftemangel. In dieser Situation sehen Fachabteilungen im Einsatz intelligenter Technologien eine Möglichkeit, ihrer künftigen Aufgaben Herr zu werden", so Bugelnig weiter.

KI bietet global 300 Milliarden Dollar Potential für Händler

Eine neue Studie des Capgemini Research Institute errechnet ein Potenzial von global rund 300 Milliarden US-Dollar für Händler, die ihre aktuellen KI-Anwendungen skalieren und erweitern. Bisher ist das allerdings nur bei 1 Prozent der beobachteten Unternehmen der Fall und Anwendungen fokussieren auf Vertrieb und Marketing, der Kunde steht noch nicht im Mittelpunkt. Dazu Capgemini: "Die Händler weltweit scheinen nun zu wissen, wie wichtig KI für ihre zukünftige Wettbewerbsfähigkeit sein wird. Das Bewusstsein ist da und erste Schritte wurden eigeleitet. Der grossflächige Einsatz in der Praxis ist jetzt der nächste Meilenstein. Vor allem aber sollten Händler der Versuchung widerstehen, nur kurzfristige Renditeziele zu verfolgen und dabei Kunden – vor allen Dingen im Sinne langfristiger Kundenbindung - aus dem Blick zu verlieren. Laut unserer Studie legt der Grossteil der Unternehmen bei KI vor allem Wert auf Kosten, Daten und Return on Investment (ROI), statt zu beobachten, welche Steine sie ihren Kunden damit in den Weg legen. Langfristig werden sich loyale Kunden wesentlich nachhaltiger in finanziellen Kennziffern niederschlagen."

Im Rahmen der Capgemini-Studie “Retail superstars: How unleashing AI across functions offers a multi-billion dollar opportunity” wurden dazu 400 global tätige Handelsunternehmen befragt, die KI-Anwendungen bereits in unterschiedlichen Reifegraden einsetzen und gemeinsam 23 Prozent des Umsatzes im globalen Einzelhandelsmarkt repräsentieren. Weitere Erkenntnisse:

• Mehr als ein Viertel (28 Prozent) der Händler verwenden heutzutage KI: Dies entspricht einem deutlichen Anstieg von 17 Prozent im Jahr 2017, seit 2016 hat sich dieser Prozentsatz versiebenfacht (4 Prozent).

• KI schafft Arbeitsplätze, die Verluste sind bisher überschaubar: 71 Prozent der Händler geben an, dass KI heute Arbeitsplätze schafft, wobei sich über zwei Drittel (68 Prozent) dieser Jobs auf einem recht erfahrenen Niveau bewegen. Dagegen erklärten 75 Prozent, dass KI bislang keinerlei Arbeitsplätze in ihrer Organisation ersetzt habe. Diejenigen die sagten, dass Arbeitsplätze eingespart wurden, schätzen die Zahl auf 25 oder weniger.

• KI führt zu weniger Kundenbeschwerden und höheren Umsätzen: Händler sind sich bemerkenswert einig bezüglich des Einflusses von KI auf die Kundenbeziehung und Umsätze: Während die Erwartungen seit 2017 sanken, erwarten 98 Prozent der Befragten, die KI in kundennahen Funktionen einsetzen, bis zu 15 Prozent weniger Kundenbeschwerden, während 99 Prozent der Befragten einen Anstieg der Umsätze von bis zu 15 Prozent erwarten. Das ist ein bedeutender Sprung seit 2017, als die Antworten von „Null“ über „15 Prozent Wachstum“ bis hin zu „ich weiss es nicht“ reichten.

Enormes Potenzial für KI im Betrieb

Heute sind nur 26 Prozent der KI-Anwendungsfälle auf den Betrieb ausgelegt, die aber hinsichtlich der Renditen zu den profitabelsten gehören. Zu den herausragenden Beispielen zählen die Verwendung von AI für Beschaffungsaufgaben (rund 7,9 Prozent ROI), die Verwendung von Bilderkennungsalgorithmen zur Diebstahlerfassung im Geschäft (7,9 Prozent) und die Optimierung der Supply-Chain-Routenplanung (7,6 Prozent). Eine digitale und optimierte Lieferkette bietet große Chancen, da KI hier deutlich mehr Effizienz bringt.

Einzelhändler sind realistischer in Bezug auf ihre Bereitschaft für KI

Nun, wo Künstliche Intelligenz in der Praxis angekommen ist, sind auch die Unternehmen realistischer, was ihre eigene Bereitschaft dafür angeht. Während im Jahr 2017 noch 78 Prozent behaupteten, dass sie über die für die Implementierung der KI erforderlichen Fähigkeiten verfügen, sind es heute nur noch 53 Prozent. Mehr als acht von zehn Einzelhändlern waren 2017 zuversichtlich, dass ihr Datenökosystem für die Implementierung der KI bereit ist. In der aktuellen Studie ist dieser Wert auf 55 Prozent gefallen. Der Anteil von Organisationen, die angeblich eine Roadmap für die KI-Implementierung haben, ist von 81 Prozent im Jahr 2017 auf nur noch 36 Prozent gesunken.