thumb

Eine jetzt entdeckte Spionage-Software hat offenbar drei iPhone-Schwachstellen ausgenutzt, um sich weitreichenden Zugriff auf die Geräte zu verschaffen. Security-Experten zufolge wurde das Programm auch gegen Menschenrechtler und Journalisten eingesetzt. Apple stopfte jetzt, zwei Wochen nach dem ersten Verdacht, die Sicherheitslücken im iPhone-System iOS. Laut den Spezialisten steckt ein israelisches Unternehmen Experten hinter dem Programm, das von ihnen "Pegasus" getauft wurde.

Das US-amerikanische IT-Security-Unternehmen Lookout erkundete, dass das Spionage-Programm Nachrichten und E-Mails mitlesen, Anrufe verfolgen, Passwörter abgreifen, Tonaufnahmen machen und den Aufenthaltsort des Nutzers aufzeichnen konnte. Es sei aussergewöhnlich, dass eine Software zur Überwachung von iPhones mit derartigen Fähigkeiten, die meist nur Geheimdiensten zugeschrieben würden, entdeckt und analysiert habe werden können, heisst es.

Auf das Schadprogramm aufmerksam geworden sei man, als der Menschenrechtler Ahmed Mansur Verdacht bei einer Nachricht mit einem Link zu angeblichen Informationen über Folter von Häftlingen in den Vereinigten Arabischen Emiraten geschöpft habe, erklärten die Experten. Statt den Link anzuklicken, habe er die Forscher eingeschaltet. Sie gaben dem entdeckten Überwachungsprogramm den Namen "Pegasus". "Pegasus ist die ausgeklügeltste Attacke, die wir je auf einem Endgerät gesehen haben", resümierte Lookout. Das Programm profitiere davon, dass mobile Geräte tief in den Alltag integriert seien. Zudem vereinten sie eine Vielzahl an Informationen wie Passwörter, Fotos, E-Mails, Kontaktlisten, GPS-Standortdaten. Die Spionage-Software sei modular aufgebaut und greife zu Verschlüsselung, um nicht entdeckt zu werden. Das kanadische Citizen Lab fand auch Hinweise darauf, dass ein mexikanischer Journalist und bisher nicht näher bekannte Zielpersonen in Kenia mit Hilfe von "Pegasus" ausgespäht worden seien.

Nach Meinung der Security-Spezialisten steckt ein Unternehmen aus Israel hinter "Pegasus", das von einem Finanzinvestor übernommen wurde und als eine Art Cyberwaffen-Händler gelte. Ein Sprecher der Firma NSO Group erklärte der "New York Times", man verkaufe nur an Regierungsbehörden und halte sich streng an Ausfuhrbestimmungen. Er wollte keine Angaben dazu machen, ob Software des Unternehmens in den Vereinigten Arabischen Emiraten oder in Mexiko im Einsatz sei.

Die von Apple veröffentlichte iOS-Version 9.3.5. ist für iPhones, iPad-Tablets und den Multimedia-Player iPod touch gedacht. Für den Konzern ist das Spionageprogramm ein schmerzlicher Dämpfer: Die Sicherheit der Geräte ist ein wichtiger Pfeiler des Apple-Marketings und der Konzern investiert viel in Verschlüsselung und andere Sicherheitsmechanismen. Sogenannte "Zero-Day"-Sicherheitslücken, die dem Anbieter einer Software nicht bekannt sind, werden von Geheimdiensten und kriminellen Hackern genutzt. Auch der Computer-Wurm "Stuxnet", der das iranische Atomprogramm sabotierte, griff mehrere solcher Lücken an.



Der Online-Stellenmarkt für ICT Professionals