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Die Software AG mit Sitz in Darmstadt, nach SAP das zweitgrösste Softwarehaus Deutschlands, hat kürzlich im Rahmen eines Kick-off-Meetings in Rom ihre IoT-Strategie (Internet of Things) ausgerollt. Dabei betonte das Unternehmen, sich nicht auf ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit den Grossen der Branche wie etwa Microsoft einlassen zu wollen, sondern sich auf Plattform-Services sowie Beratungsdienste zur Errichtung von IoT-Frameworks zu konzentrieren.

Nach Ansicht von Wolfram Jost, dem promovierten CTO (Chief Technology Officer) und Erfinder der "Digital Business Platform" der Software AG, handelt es sich bei der IoT-Plattform um ein Set von Software-Technologien, welche die verschiedensten Typen von Endgeräten überwachen, kontrollieren, optimieren und managen. Dies geschehe mit IoT-Anwendungen, die direkt auf der IoT-Plattform entwickelt, integriert und bereitgestellt werden. Als typische IoT-Anwendungsfälle verweist er unter anderem auf Smart Parking, Smart Grid, Smart Home, Smart City, Connected Health oder Connected Car.

Wie Jost betont, gibt es weltweit bereits über 400 IoT-Anbieter. Und es sei das erste Mal, dass so viele Lieferanten aus so vielen unterschiedlichen Gebieten zusammentreffen. Ursache sei, dass keines der Unternehmen in der Lage sei, alles „end-to-end“ zu offerieren. Daher gelinge es auch keinem Unternehmen, in diesem Bereich eine herausragende Dominanz zu erlangen.
Auf der Kundenseite wiederum gehe es darum, IoT-Frameworks zu errichten und diese IoT-Rahmenwerke mit Software von unterschiedlichsten Herstellern zu kombinieren.

Gemäss Wolfram Jost hat die Software AG kein Interesse daran, sich mit den Giganten der Branche à la Microsoft auf einen Wettlauf einzulassen oder eine komplette "End-to-End-Plattform“ feil zu bieten. Viel mehr wolle man sich auf „best in class“ IoT Platform Services und „best in class“ Consulting Services zur Errichtung von IoT Frameworks ausrichten, wie es Jost formuliert.

Computer-Business wird zum Algorithmus-Geschäft

Als Beispiel bringt Jost die IoT- und Industrie-4.0-Innovationspartnerschaft mit Bosch ins Spiel, die vergangenen Herbst gestartet wurde. Im Rahmen dieser Kooperation wird die „Digital Business Platform“ der Software AG künftig zu einer hoch-skalierbaren Komponente der Bosch IoT-Cloud. Dazu gehören unter anderem Module zur Datenanalyse und Entscheidungsfindung in Echtzeit. Die Verarbeitung, Analyse und Visualisierung von entscheidungsrelevanten Daten in Echtzeit sind Fähigkeiten, die für datenintensive IoT-Lösungen von essenzieller Bedeutung sind. Ebenso sei die Verfügbarkeit von Vorhersagemodellen (Predictive Analytics Tools), die mit Hilfe der „Digital Business Platform“ realisiert werden können, ein Kernziel dieser Partnerschaft.

Jost ist nicht der einzige in der Branche, der darauf hinweist, dass sich das Computer-Business immer mehr zu einem Algorithmus-Geschäft entwickelt.

Im digitalen Dilemma

Nach Ansicht von Karl-Heinz Streibich, der CEO (Chief Executive Officer) der Software AG, befinden sich die etablierten Unternehmungen in einem digitalen Dilemma. Denn die neuen digitalen Geschäftsmodelle sind sämtlich in Software geschrieben und somit werde die Software zur primären Innovationsquelle in jedem Industrie-Zweig. Ein Kennzeichen digitaler Unternehmen sei es, dass sie bereits auf Microservice-orientierte Architekturen zurückgreifen können. Klassische CIOs und IT-Abteilungen hingegen können nur ein Erbe in "Admin IT“ und nicht im Business-Bereich blicken.

Er gibt den traditionellen Unternehmen fünf Ratschläge mit auf den Weg. Als erstes sei es ein Muss, dass die CEOs aller Branchen dem Wahlspruch „Software First“ folgen. Desweiteren müssten sie alle ihre Produkte „smart“ machen – Stichwort Internet der Dinge. Als drittes müsse die Unternehmens-IT-Landschaft von einem App-Silo-Konzept in eine Microservice Architektur erweitert werden. Als viertens sei es wichtig, ein Hersteller-unabhängiges IoT-Framework zu implementieren, um neue digitale Geschäftsmodelle anstossen zu können. Letztlich gelte es, die CIO-Funktion (Chief Information Officer) in eine CDO-Funktion (Chief Digital Officer) zu überführen, die eine Brücke zwischen Business und IT errichtet. Das Internet sei es letztlich, das die Admin-IT mit der industriellen IT vereine.

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Grafik: Software AG
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Karl-Heinz Streibich, CEO der Software AG
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Wolfram Jost, CTO der Software AG