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Der Storagemarkt wurde über Jahre und Jahrzehnte vornehmlich von Innovationen auf der Hardwareseite vorangetrieben. Die Virtualisierung des Rechenzentrums brachte eine Trendwende und Software wird seitdem immer wichtiger. Software-defined Storage (SDS) und Software-defined Networking (SDN) sind die nächsten Station auf dem Weg zum Software-definierten Rechenzentrum.

Gastbeitrag von Tarkan Maner, Chairman und CEO bei Nexenta

Denken wir an Revolutionen fallen uns als erstes jene Ereignisse ein, die fast über Nacht radikale Änderungen initiierten. Nicht selten gibt es aber auch schleichende Revolutionen, die weniger spektakulär passieren, aber umso tiefgreifender sind. Software wird auf allen Ebenen immer wichtiger. Ist der Markt bereit für die Revolution der Software?

Ein Meilenstein in der Informationstechnologie ist die Virtualisierung, die den Servermarkt nachhaltig erneuert hat. Allerdings auch nicht über Nacht. Revolutionsstifter VMware hatte anfangs zahlreiche Vorbehalte des Marktes aus dem Weg zu räumen. Die grössten Hindernisse waren nicht etwa eine begrenzte Performance und Skalierung der damaligen Systeme. Die Industrie glaubte anfänglich grundsätzlich nicht, dass Virtualisierung jemals eine Rolle spielen könnte. Und natürlich hatten einige Grössen des Servermarktes kein Interesse, den Status Quo zu ändern – hätte eine Revolution doch eine massive Auswirkung auf ihr gutes Geschäft mit Servern gehabt. Heute ist Virtualisierung ein fundamentaler Baustein für sämtliche Infrastrukturen und als selbstverständlicher Bestandteil des Servermarktes unverzichtbar.

Ähnlich weitreichende Veränderungen sind auf allen Ebenen des Rechenzentrums sichtbar. Storage als teuerster Teil erlangte dabei eine besondere Aufmerksamkeit. Wenn es um Speicher ging, ging es bisher allerdings meist um Hardware - mehr Spindeln, mehr IOPS, mehr Gb/s. Nach Jahren der Hardware-Dominanz sieht es jetzt so aus, als würde die Software endlich den Stellenwert erlangen, der ihr zukommt.

Kampf um die Vorreiterrolle

Wenn man von einem Kampf Hardware gegen Software spricht, hinkt dieser Vergleich natürlich. Einige der grössten IT-Unternehmen weltweit sind sowohl Hardware als auch Softwareanbieter. Innovationen tendieren jedoch dazu, periodisch aufzutreten. Ermöglicht doch eine neue Entwicklung auf der einen Seite erst die Innovation auf der anderen. Das iPhone zum Beispiel war weder das erste Smartphone mit einem Touchscreen, noch war es in der ersten Version tatsächlich wirklich ausgereift. Die Kalifornier hatten aber etwas geschafft, was andere Hersteller vermissen liessen: Sie fügten dem Touchscreen Software in Form eines nutzerfreundlichen Interface hinzu. Apple übernahm den Smartphonemarkt und stellte damals namhafte Technologieführer wie Nokia und Blackberry ins Abseits. Man kann durchaus behaupten, Apple konnte die Balance zwischen Innovationen auf der Hardware- und der Softwareseite herstellen.

Im Speichermarkt ist diese Balance schon lange verloren gegangen. Jahrelang bestanden die einzigen Innovationen der grossen Hersteller darin, kreativere Wege zu finden, ihren Kunden Rechnungen zu stellen. Als Kunde konnte man eigentlich nur falsch liegen, gab es doch nur die Wahl zwischen einigen wenigen Herstellern, die alle das gleiche Geschäftsmodell hatten: Proprietäre Hardware und Software im Paket anbieten, damit die Kunden an sich binden, um für Service und Upgrade zu kassieren. Neuerungen in Form von schnelleren, grösseren und damit immer auch teureren Kisten waren jahrelang fast nur hardwareseitig zu verzeichnen.

Die Software macht den Unterschied

Es ist kein Geheimnis, dass die Datenmenge weltweit explodiert. 90 Prozent aller Daten wurden in den letzten beiden Jahren generiert und das Internet der Dinge, Social Media und Mobility feuern den Trend weiter an. In den Rechenzentren versucht man mit dieser Entwicklung Schritt zu halten, scheitert aber oft an stagnierenden Budgets. Eine mögliche Lösung des Problems besteht in Software-Defined-Storage (SDS). Das Prinzip ist einfach: Anstatt ein Produkt zu kaufen, das Hard- und Software umfasst, können Kunden die beste Hard- und Software kombinieren, um die bestmögliche Lösung für ihre Speicherumgebung zu erhalten.

Unterschiede der genutzten Hardware bei Speichersystemen von grossen Herstellern sind mittlerweile auch kaum noch auszumachen. Speicherserver kommen vom Band und die Hersteller verschönern diese nur mit unterschiedlichen Abdeckungen und Aufklebern. Auf der Software-Seite beweist SDS, dass die Software-Alternative zur gebundelten Software ebenbürtig sein kann und in vielen Fällen sogar überlegen. Bei kritischen Punkten wie Skalierbarkeit, Verfügbarkeit, Flexibilität und Kosten hat SDS stark aufgeholt und ist teilweise bereits überlegen.

Infrastruktur wird durch Software intelligent

Der Boom bei SDS wird einen fundamentalen Wandel in der IT-Infrastruktur nach sich ziehen. Denn sobald IT-Manager verstehen, dass sie sowohl die beste Software als auch die beste Hardware einsetzen können, werden sich auf beiden Seiten nur noch die besten Lösungen halten können. Damit verschiebt sich auch die Verhandlungsgrundlage zwischen Kunde und Hersteller. Jedes Mal, wenn neue Kapazität gebraucht wird, kann neu verhandelt werden, was den Capex optimiert ohne den Opex zu beeinflussen. Die Grundlage für die Herstellerbindung ist somit entzogen und der Kunde erhält die volle Kontrolle zurück.

Einfluss hat Software in Form von SDS auch auf neue hyperkonvergente Infrastruktur, die Networking, Storage und Computing miteinander verbindet. Hyperkonvergente Lösungen mit VMware Virtual SAN mit EVO:Rail sind dabei eine kritische Komponente von führenden Hardwareherstellern. Diese Lösungen bieten für spezifische Workloads wie VDI sehr einfach einzusetzende und zu verwaltende Möglichkeiten. VMware macht es für Software-Partner möglich, noch weiter zu gehen: Virtual SAN und EVO:Rail können eingebunden und von Anbietern als einfaches Add-on angeboten werden.

SDS spielt darüber hinaus eine Schlüsselrolle bei der Entwicklung der nächsten Generation von Cloud- und Big Data-Infrastrukturen. Openstack-Clouds werden selten auf Speicherhardware von Legacy-Herstellern aufgebaut. Stattdessen bevorzugen Kunden hochskalierte Scale-Out-Shared-Nothing-Architekturen auf x86 Standardservern mit einer Mischung aus günstigen SSDs und HDDs für Object-, Block- und File-Services.

Speicher ist die Grundlage jeder Datacenter-Infrastruktur und software-definierter Speicher revolutioniert die komplette Speicherbranche. Das Ergebnis sind neue, bessere, flexiblere und günstigere Strukturen. Software verändert damit die Kostenstruktur von Speicher und ermöglicht hyperkonvergente Strukturen. Mit der neuen Generation an Openstack-Clouds am Horizont sind weitere grosse Umwälzungen am Markt zu erwarten. Gut, dass Software mittlerweile aufgeholt hat und das Beste aus den Hardware-Innovationen der Vergangenheit herausholen kann.

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Bei der Datenspeicherung übernimmt die Software immer mehr die Leitfunktion (Symbolbild: ict)
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Gastautor Tarkan Maner, Chairman und CEO bei Nexenta