thumb

Im Auftrag des aargauischen Departements Bildung, Kultur und Sport (BKS) ist mit "aCHo" im Rahmen eines Swisslosprojekts entwickelt worden, mit der Menschen, die neu in die Schweiz kommen, erste deutsche Worte und Sätze lernen und mit der hiesigen Alltagskultur vertraut gemacht werden können. Viele didaktische und gestalterische Aspekte der App seien für digitale Lernmedien richtungsweisend, teilt das BKS mit. Die App "aCHo"steht seit kurzem in allen App-Stores zum kostenlosen Download zur Verfügung.

Auslöser zur Entwicklung der App war der Umstand, dass Asylsuchende oft monatelang auf die Zulassung zu Deutschkursen warten müssen. Die finanziellen Mittel für solche Angebote sind zudem begrenzt, obwohl Einigkeit darüber herrscht, dass der Erwerb von Grundkenntnissen der deutschen Sprache und der hiesigen Kultur für Menschen, die neu in die Schweiz kommen, von zentraler Bedeutung ist. In diesem Zusammenhang entstand im Rahmen der Arbeiten der Task Force Flüchtlingswesen die Idee zu einer Sprachlern-App.

Dazu das BKS: "Eine App könnte ein kostengünstiges, niederschwellig zugängliches Angebot sein, das es motivierten Asylsuchenden erlaubt, eigenständig erste Deutschkenntnisse zu erwerben und mit typischen Alltagssituationen vertraut zu werden. Mit der Verbreitung von Smartphones hat das digitale Lernen von Sprachen einen starken Aufschwung erlebt. Lern-Applikationen sind weit verbreitet und dank ihrer spielerischen Aufmachung beliebt. Zudem können die Einheiten ortsunabhängig geübt werden. Diese Eigenschaften einer Lern-App schienen auch im Hinblick auf die zahlreichen Asylsuchenden, die über viel Zeit und in vielen Fällen auch über ein Smartphone verfügen, interessant."

In der Folge rief das BKS im Spätsommer 2016 eine Projektgruppe ins Leben, welche die Idee entsprechend herausentwickelte. Ende 2016 bewilligte der Regierungsrat einen Beitrag von 200'000 Franken zulasten des Swisslos-Fonds für die Entwicklung und Bereitstellung der Lernapp. An der Entwicklung waren das Zentrum Lesen der Pädagogischen Hochschule an der Fachhochschule Nordwestschweiz (PH FHNW) mit ihrem linguistischen und sprachdidaktischen Fachwissen und die Firma Ovos Media, welche die technische gestalterische Umsetzung begleitete, beteiligt. Die Projektleitung übernahm die Firma Eduxis Consulting unter Andy Schär.

Innerhalb von neun Monaten entwickelten diese Partner die App "aCHo". "aCHo" besteht aus 13 Lektionen, in denen je eine Alltagssituation im Zentrum steht: beispielsweise das Bezahlen an der Kasse beim Einkauf, die Orientierung an der Bushaltestelle oder der Arztbesuch. Dabei werden 119 konkrete Begriffe und 174 Sätze vermittelt, die es ermöglichen, sich im Alltag zurechtzufinden. Die Lernapp ist zudem mit dem schweizerischen System zur Förderung der sprachlichen Integration von MigrantInnen "Fide" ("Français, Italiano, Deutsch in der Schweiz") des Staatssekretariats für Migration (SEM) kompatibel, welches die Grundlage aller Sprachkurse für Asylsuchende bildet.

"aCHo" funktioniert in der Logik von Computerspielen. Der Einstieg erfolgt intuitiv durch Berühren und Wischen. Der Lernfortschritt wird laufend abgebildet und weitere Szenen (Levels) werden erst nach dem Abschluss der vorhergehenden Szene freigeschaltet. Die Grafik ist schlicht gehalten und beschränkt sich auf das Wesentliche. So ist auf den ersten Blick sichtbar, welche sprachlichen Inhalte zu lernen sind. Auf Übersetzungen wird bewusst verzichtet, um mit der App Menschen aus verschiedenen Herkunftsländern und Sprachen zu erreichen. Die Wörter und Sätze wurden von Schweizer Sprecherinnen und Sprechern vertont, welche in hiesigem Akzent Deutsch sprechen.

Das BKS ist der Ansicht, dass die App innerhalb des Kantons über die im Asylbereich tätigen kantonalen Institutionen sowie die Organisationen im Freiwilligenbereich schnell Verbreitung finden werde. Darüber hinaus hätten Erfahrungen in Deutschland gezeigt, dass vergleichbare Angebote via Mund-zu-Mund-Propaganda schnell hohe Aufmerksamkeit erlangten. Das Feedback der ersten NutzerInnen sei jedenfalls sehr positiv. Vor allem würden weitere Lektionen gewünscht. Auch Expertengutachten und eine Lernwirksamkeitsstudie seien positiv ausgefallen und hätten das grosse Potenzial der App deutlich gemacht. Es habe sich gezeigt, dass insbesondere Personen mit geringen Sprachkenntnissen von der Nutzung der App profitierten.

Angesichts des aufgezeigten Potenzials der App als Unterstützung beim selbstständigen Lernen wäre es erstrebenswert, wenn ein neuer Auftraggeber oder Träger Interesse an der App zeigte und diese ausbauen und weiterentwickeln würde, heisst es.



Der Online-Stellenmarkt für ICT Professionals