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Die Schweiz verfügt über die höchste Dichte an Rechenzentren. Und die Nachfrage nach hiesigen RZ-Dienstleistungen steigt weiter. NSA, Prism und Co befördern den Wunsch nach helvetischen Sicherheitsmassstäben.

Klar wird der Brei nicht so heiss gegessen, wie er gekocht wird. Dass aber Hightech-Firmen wie Google, Microsoft, Yahoo oder Amazon mit dem US-Geheimdienst National Security Agency (NSA) kooperiert haben und dafür auch noch Geld kassiert haben sollen, hat viele Anwenderunternehmen verunsichert und auch verägert. International tätige amerikanische RZ- und IT-Dienstleister spüren denn auch die Verunsicherung und die Skepsis der Betriebe und fürchten um Umsatz- und Gewinnentgänge. Diese Skepsis bestätigt auch Franz Grüter, CEO von Green.ch. Grüter: „Ja, eine Skepsis ist deutlich zu spüren. Kunden legen bei der Auslagerung vermehrt Wert darauf, dass ihre Daten bei Schweizer Firmen beherbergt werden.“ Er lehnt auch diesen ganzen Datenhandel und die Kooperation von IT-Firmen mit Geheimdiensten ab. Der Green-Chef verdeutlicht: „Wir lehnen eine staatliche Überwachung ab. Die in der Schweiz geltenden Gesetze reichen in unseren Augen vollkommen, um kriminelle Handlungen aufzuklären. Für Ermittlungen muss hierzulande eine richterliche Anordnung vorliegen, der blosse Verdacht einzelner Behörden oder gar Beamten reicht nicht. Die hohe Anzahl ausländischer Behörden und Geheimdienste, die offensichtlich in grossem Stil und ohne Verdachtsmomente in Daten schnüffeln, macht einem Sorgen. Offenbar funktionieren dort die politischen und juristischen Kontrollmechanismen nicht, was Missbrauch geradezu begünstigt.“

Run auf Schweizer RZs

Sarkastisch ausgedrückt, können die Schnüffeleien der ausländischen Geheimdienste Schweizer RZ-Anbieter und IT-Dienstleister nur recht sein. Auf die Frage, ob Green.ch durch das Misstrauen gegenüber amerikanischen Outsourcing- und Cloud-Anbietern einen verstärkten Run auf die RZs in der Schweiz, gibt Grüter eine klare Antwort: „Wir spüren eine deutlich erhöhte Nachfrage, die aus der Schweiz selbst, den EU-Staaten und auch den USA stammt. Schweizer Unternehmen, aber auch Privatpersonen, möchten ihre Daten lieber in der Schweiz untergebracht wissen und stehen ausländischen Angeboten seit der NSA-Affäre kritischer gegenüber. Eine gesteigerte Nachfrage spüren wir insbesondere bei E-Mail-Diensten und virtuellen Servern, aber auch bei der Rechenzentrumsfläche. Die ausländischen Anfragen stammen vor allem von mittelgrossen Unternehmen, die ihre Geschäfts- und Kundendaten vor fremden Zugriffen schützen möchten. Für sie ist die Schweiz ein attraktiver Standort: politisch stabil, mit gutem Datenschutz, sehr guten Infrastrukturen und gut ausgebildeten Fachkräften.

Trotz der Enthüllungen von Edward Snowden rechnet Grüter damit, dass der Trend zum Outsourcing anhält. „Die IT-Abteilungen der Unternehmen konzentrieren sich auf das Management ihrer Business-kritischen Applikationen. Die reine Unterbringung von Daten oder auch die Beschaffung und Wartung von Hardware gehört immer weniger zu den Kernaufgaben der Unternehmens-IT.“ Bei Green peilt man denn auch die Einführung neuer Dienste an, die auf der eigenen Infrastruktur aufsetzen, zu der unter anderem virtuelle Server mit frei einzuteilender Speicher- und Rechenleistung oder Backup- und Archivierungslösungen für Unternehmen zählen. „Im Rechenzentrum in Lupfig haben wir bereits mit dem Bau des zweiten Trakts begonnen, der weitere 3500 m2 Rechenzentrumsfläche bieten wird. Darüber hinaus prüfen wir weiterhin verschiedene Rechenzentrumsstandorte in der Zentralschweiz,“ so Green.ch-CEO Franz Grüter.

Swissness pur

Auch der in Glattbrugg angesiedelte IT-Outsourcing-Anbieter iSource setzt voll auf den Standort Schweiz, obwohl verschiedene IT-Dienstleistungen im Ausland sicher günstiger zu beziehen wären. Rainer Egli, CEO der Glattbrugger Firma, die vor allem KMUs bedient, dazu: „Tatsächlich lassen sich mit Offshoring, gerade im Bereich der Personalkosten, gewisse Vorteile erzielen. Für uns kommt dies aber aus zwei Gründen nicht in Frage: Erstens müssen in unserem Geschäftsmodell nicht nur die Leute im Verkauf und der Beratung, sondern auch jene hinter den Kulissen – also die Techniker, Supporter und Ingenieure – das Business des Kunden verstehen und “mitleben” können. Nur dann – so unsere Überzeugung - kann Outsourcing für ein KMU erfolgreich sein. Zweitens stellen sich bei einer Lagerung der Daten im Ausland, gerade in einer Public Cloud, sehr schnell Datenschutzthemen. Wir hingegen können unseren Kunden jederzeit den ‚Aufenthaltsort’ ihrer Daten in der Schweiz garantieren. Auf einen Nenner gebracht, Swissness pur. Unsere Kunden wollen Face to Face mit uns kommunizieren – und zwar auf allen Ebenen, in allen Situationen, zu jeder Zeit.

Gerade KMUs erhoffen sich neben den Sicherheitsaspekten auch konstenmässige Vorteile von der Auslagerung der IT-Agenden in ein aussenstehendes Rechenzentrum. Egli zu diesem Aspekt: „Outsourcing wird oft mit dem Ziel der Kosteneinsparung angegangen. Obwohl dies letztlich meistens nicht der grösste oder entscheidende Vorteil darstellt, sind wir diesbezüglich gegenüber unseren Kunden sicher in der Pflicht, Kostenvorteile, zum Beispiel durch Skalenerträge und gezielteren Ressourcen-Einsatz zu erzielen. Der technologische Fortschritt und dessen Umsetzung in alltagstaugliche Services im IT Outsourcing ist ja gerade unser Kerngeschäft. Es ist ein Spagat, modernste Technologie in stabile Serviceangebote zu integrieren.“ Hier würde sich denn auch iSource am Markt gegenüber der Konkurrenz abheben, so Rainer Egli: „Unsere Kunden sollen mit Hilfe moderner und stabiler Technologie, als Service genutzt, ihr Kerngeschäft vorantreiben können und sich nicht mit IT Entwicklungen beschäftigen müssen.“

((Bild 1)) Franz Grüter, CEO von Green.ch ortet eine deutlich gesteigerte Nachfrage nach Schweizer RZ- und IT-Dienstleistungen

((Bild 2)) Setzt voll auf den Standort Schweiz: Rainer Egli, CEO der Glattbrugger iSource

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Franz Grüter, CEO von Green.ch ortet eine deutlich gesteigerte Nachfrage nach Schweizer RZ- und IT-Dienstleistungen
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Setzt voll auf den Standort Schweiz: Rainer Egli, CEO der Glattbrugger iSource