Symbolbild: SAP

SAP-Anwenderunternehmen können ab voraussichtlich 2022 die On-Premise-SAP-Reisekosten-Management-Lösung Travel Management auch integriert in S/4Hana betreiben. "Das freut insbesondere diejenigen Kunden, die im zeitlichen Umfeld des Jahres 2025 noch nicht zu Concur in die Cloud wechseln wollen oder können," betont die Deutschsprachige SAP-Anwendergruppe (DSAG), die sich in den vergangenen Monaten für die Fortführung der On-Premise-Lösung Travel Management im Kontext von S/4Hana stark gemacht hat. Hintergrund des DSAG-Engagements war, dass die langfristig positionierte Software-as-a-Service-Lösung Concur aus Sicht der DSAG derzeit für einige Unternehmen und Organisationen noch nicht als echte Alternative für die etablierte On-Premise-Lösung gesehen werden könne.

Für das Reisemanagement und die Abrechnung geschäftlicher Reisen bietet SAP einerseits die Reiseplanungs- und Reisekostenabrechnungslösung SAP Concur. Neben dem Wechsel zu Concur können Kunden andererseits noch bis Ende 2025 die On-Premise-Lösung Travel Management im Rahmen des Compatibility-Packages im Kontext von S/4Hana nutzen. Ansonsten kann die Lösung innerhalb der Business Suite (SAP ECC) bis 2027 bzw. 2030 eingesetzt werden. Für diejenigen, die mehr Zeit benötigen, um in die Cloud zu wechseln, hat SAP jetzt also ein neues Angebot geschaffen. So wird das On-Premise-Travel-Management voraussichtlich ab 2022 als Teil der Anwendungssuite S/4Hana Enterprise Management zur Verfügung gestellt. "Aus Anwendersicht begrüssen wir diese Entscheidung sehr. Sie verschafft unseren Mitgliedern mehr Zeit, sich für die Zukunft aufzustellen und sich intensiv Gedanken über den Weg in die Cloud zu machen", kommentiert Hermann-Josef Haag, DSAG-Fachvorstand Personalwesen & Public Sector.

Das von SAP angekündigte Produkt zur Fortführung der On-Premise-Lösung in S/4Hana erhält gmäss der DSAG keine funktionalen Innovationen und es werden nur die technischen Vorteile der zugrungeliegenden Hana-Plattform genutzt. SAP plane jedoch, Migrations-Tools und –Services zur Verfügung zu stellen, um eine Migration zu ermöglichen. "Kommerzielle Details stehen noch aus, doch SAP hat versichert, dass die Investitionen der Kunden geschützt werden", so Haag. Diese Investitionssicherheit sei der DSAG ein besonderes Anliegen – insbesondere für Anwenderunternehmen, die spezielle Anpassungen vorgenommen hätten, die nicht so einfach in die Cloud mitgenommen werden könnten. "Aus Anwendersicht ist es ein grosser Erfolg, dass das Travel Management technisch und im bekannten Funktionsumfang voll integriert bleibt. Hier zeigt sich die gute Zusammenarbeit zwischen DSAG und SAP und auch, dass SAP die Stimme der Anwender durchaus ernst nimmt", meint der DSAG-Fachvorstand.

Geäussert hatten die DSAG-Mitglieder den Wunsch, dass die On-Premise-Lösung insbesondere in Bereichen des Öffentlichen Dienstes für das Reisekosten-Management über 2025 hinaus fortgeführt werde, im Rahmen des DSAG-Jahreskongresses 2019 in Nürnberg. "Zwar akzeptiert die DSAG die strategische Ausrichtung von SAP in Richtung Concur. Doch insbesondere für die Öffentliche Verwaltung ist die neue Lösung derzeit noch keine wirkliche Option", ordnete Haag damals ein. Die Gründe dafür seien vielfältig. Zum einen würden bestimmte Ausprägungen der Länder-Reisekostengesetze fehlen, aber auch der Trennungsgeldverordnungen. "Zum anderen hinterfragen viele Kunden die Bereitstellung der Software – das Deployment", weiss Haag. Insbesondere für Personalprozesse im Beamtenbereich bewerten die DSAG-Mitglieder der Öffentlichen Verwaltung ein Public-Cloud-Deployment unter den Punkten Compliance, Datenschutz und Security als noch nicht realisierbar. Um diese Fragestellungen für die Branche generell zu klären, strebt die DSAG an, eine Strategiegruppe für den Cloud-Einsatz in der Öffentlichen Verwaltung zu gründen. Dabei arbeitet sie mit SAP, Spezialisten des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) sowie Vertretern der zuständigen Ministerien aus Bund und Ländern zusammen. Darüber hinaus arbeiten DSAG und SAP Concur im Rahmen der Einflussnahme-Programme zusammen daran, gemeinsam funktionale Lösungen zu finden und zu verbessern.   Des Weiteren geben die SAP-Anwender zu bedenken, dass die Bestands-Software aufgrund der föderalen Strukturen im Public Sector oftmals stark modifiziert wurde. "Uns stellt sich die Frage, wie diese Modifikationen in die Cloud mitgenommen werden können – schliesslich müssen wir unsere Prozesse auch künftig vollständig abdecken. Das Entgegenkommen von SAP hinsichtlich des Travel Managements gibt nun Zeit, einen für alle Beteiligten gangbaren Weg zu finden", betont Hermann-Josef Haag. Denn es müsse bei einem Wechsel zu Concur sowohl sichergestellt sein, dass bisher getätigte Investitionen geschützt bleiben, als auch, dass sich der Business-Case rechne. Das gelte insbesondere für Fälle, in denen bereits ein Datacenter existiere und beibehalten werden soll.

Hermann-Josef Haag, DSAG-Fachvorstand Personalwesen & Public Sector (Bild: zVg)
Hermann-Josef Haag, DSAG-Fachvorstand Personalwesen & Public Sector (Bild: zVg)