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Dass sich ausgerechnet Amazon eine Reihe neuer Top-Level-Domains (TLDs) wie ".book", ".author" und ".read" sichern will, hat jetzt zu einer Welle an Protesten geführt. Autoren, Verleger und Händler befürchten eine massive Wettbewerbsverzerrung, wenn ausgerechnet der grösste Online-Buchhändler über die Vergabe von Domains zu derart allgemeinen Begriffen entscheiden kann.

Dies zeigt eine Reihe von Protestschreiben, die an die oberste Domainverwaltung Icann ergangen sind. Dass Gegner der Amazon-Pläne sich gerade jetzt Luft machen, hat einen einfachen Grund: Nur noch diese Woche nimmt die Icann formale Einsprüche gegen die entsprechenden TLD-Anträge an. Schliesslich sind sie wie Städte- und Regionen-Domains Teil einer geplanten Expansion, dank der noch dieses Jahr potenziell hunderte neue Endungen starten sollen. Wie die Icann letztlich auf die aktuellen Proteste reagiert, bleibt abzuwarten.

Besonders Amazons Antrag auf .book stösst auf breiten Widerstand. Die Association of American Publishers (AAP) verweist in ihrem aktuellen Schreiben an die Icann auf die breite Bedeutung von "book", also Buch, als gebundenes literarisches Werk und die damit verbundene Zahl an potenziellen Interessenten an entsprechenden Domains. Nach Einschätzung der AAP macht Amazon in seinem Antrag klar, dass es die Endung nur für seine geschäftlichen Interessen nutzen will - es sei also nicht im öffentlichen Interesse, die TLD an den Online-Händler zu vergeben.

Bereits Anfang des Monats hat der Buchhändler Barnes & Noble seine Bedenken angemeldet, dass eine Vergabe von .book an Amazon potenziell eine gewaltige Wettbewerbsverzerrung bedeutet - unter anderem, weil Amazon dann zu sehr mit Büchern an sich identifiziert werden könnte. Ähnliches befürchtet man auch für .read und .author. "Solche Domains in private Hand zu geben, ist einfach wettbewerbsfeindlich", meint auch Scott Turow, Präsident der Schriftstellervereinigung Authors Guild, in seinem Schreiben an die Icann. Das Missbrauchspotenzial sei praktisch grenzenlos.

Viel Streitpotenzial

Bei .book ist Amazon nicht das einzige Unternehmen, dass die neue TLD beantragt hat. Es könnte sich also ein anderer Antragsteller durchsetzen, dessen Pläne für die Endung noch eher im Interesse der Allgemeinheit liegen. Dazu müsste er bei einer Icann-Bewertung besser abschneiden als Amazon. Auf .author und .read dagegen hat einzig der Onlinehändler Anspruch erhoben. Hier muss die Domainverwaltung also wirklich eine grundsätzliche Entscheidung treffen, ob sie die Endungen Amazon zuspricht oder angesichts der von Dritten geäusserten Bedenken eine Vergabe verweigert.

Noch bis 13. März haben Interessenten Zeit, bei der Icann ihre Bedenken gegen diese oder andere TLD-Anträge anzumelden. Das Streitpotenzial ist dabei gewaltig - allein Amazon hat 76 Endungen beantragt, die 100-prozentige Google-Tochter Charleston Road Registry sogar 101 (darunter auch .book). Auch innerhalb der Branche werden diese zahlreichen Bewerbungen mit Skepsis betrachtet. Befürchtet wird unter anderem, dass die Riesen Gratis-Domains vergeben oder dass Google die eigenen Endungen bei seinen Suchergebnissen bevorzugen könnte.



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