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Zum Auftakt seiner Hausmesse "IO" in San Francisco muss Internet-Gigant Google Proteste zur Kenntnis nehmen. "Google: Don’t be evil" heisst es auf Plakaten vor dem Moscone Center. Der Hightech-Riese soll seine soziale Verantwortung übernehmen, wird eingefordert.

Im Tagungszentrum drinnen läuft anscheinend alles normal. Die Tech-Gemeinde feiert sich an der IO, die gestern begonnen hat, selbst, neue Smartphones, intelligente Digitaluhren, ein Android-TV-Gerät und neue Software wird vorgestellt. Dann jedoch springt eine Frau auf und protestiert lautstark gegen einen Google-Anwalt, der sieben Familien in San Francisco aus ihren Wohnungen geworfen hat. Er hat das Haus, nur wenige Strassen entfernt vom Tagungsort, für sich gekauft und alle Mieter mit Hilfe eines umstrittenen kalifornischen Gesetzes (Ellis Act) auf die Strasse gesetzt. Google-Entwickler Dave Burke, der gerade seine Präsentation hielt und über Batterielebensdauer sprach, reagierte mit einem Witzchen darauf: Android L biete künftig verbesserte Akkulaufzeiten, "sogar während Protesten". Er hat die Lacher auf seiner Seite, untermauert aber nur, mit welcher Menschenverachtung die Konzerne agieren.

Gegen Ende der Keynote wurde diese dann noch einmal von einem Mann aus den hinteren Reihen unterbrochen. Seine Agenda war ein wenig anders: Er beschuldigte die Google-Mitarbeiter für einen totalitären Konzern zu arbeiten, der Roboter baue, die Menschen töten. Auch er wurde aus dem Raum geführt.

Schon bereits seit Beginn des Jahres wird in San Francisco immer wieder gegen Google und andere Hightech-Konzerne protestiert. Für Durchschnittsbürger sei das Leben aufgrund der vielen hochbezahlten Beschäftigten in der Tech-Branche nahezu unleistbar geworden sei. Die Mietpreise sind in San Francisco und der Bay Area mittlerweile auch für Gutverdienende zu einer Herausforderung geworden. Google, insbesondere die Google-Busse, die Mitarbeiter nach Mountain View ins Headquarter bringen, sind zu einer Art Symbol für diese Proteste geworden. Selbst Tech-Milliardäre wie Vinod Khosla, Mitgründer von Sun Microsystems, sind mittlerweile davon überzeugt, dass etwas schief läuft in der neuen Weltordnung: "Technologie konzentriert den Reichtum in den Händen der Unternehmer und derer, die sie finanzieren", so Khoslas in einem Interview mit dem San Francisco Chronicle. Dies werde die Spannungen immer weiter verschärfen. "Die Ungleichheit wird immer grösser. Während einige wenige Jobs für Hochqualifizierte geschaffen werden, fallen am unteren Ende immer mehr Arbeitsplätze weg," so Khosla.