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In der Schweiz wissen 8 von 10 Personen nicht, was Sexting ist. Folglich werde in den meisten Familien nicht über solche Cyber-Risiken gesprochen, kritisiert die Organisation Pro Juventute in einer Aussendung. Das sei fatal, denn der Missbrauch von Sexting könne für Jugendliche massive Konsequenzen haben.

Vor diesem Hintergrund hat Pro Juventute heute Montag den Startschuss zur ersten nationalen Aufklärungskampagne zum Thema Sexting gegeben. Diese soll Jugendliche zu den Risiken von Sexting aufklären und über die Notrufnummer 147 für Betroffene informieren, wie es dazu heisst. Eltern und Schulen in der ganzen Schweiz erhalten demnach Informationen, wie sie Jugendliche unterstützen könnten.

Unter dem Slogan "Sexting kann dich berühmt machen. Auch wenn du es gar nicht willst." macht die Organisation mit der aktuellen Kampagne auf Risiken von Sexting aufmerksam. Denn der Missbrauch von intimen Fotos oder Filmen von Jugendlichen gilt als eine der schwerwiegendsten Formen von Cyber-Mobbing. Urs Kiener, Kinder- und Jugendpsychologe und Leiter Produkte bei Pro Juventute: „Für die betroffenen Jugendlichen kann es äusserst belastend sein, wenn intime Fotos von ihnen im Netz kursieren. Solche Fotos entwickeln eine gefährliche Eigendynamik und die Betroffenen fühlen sich extrem hilflos und verzweifelt.“ Die Aufklärungs-Kampagne zeige daher mit Plakaten und einem TV-Spot auf, dass der Missbrauch von intimen Fotos harte Konsequenzen haben könne – für Betroffene wie für Täter. Mit einer für die Kampagne entwickelten Facebook-App können Jugendliche im Sinne eines Cyber-Risiko-Checks ihr Profil überprüfen. Auf der Kampagnenplattform (www.projuventute.ch/sexting) finden Jugendliche und Eltern Informationen zum Thema. Allen Schulen in der Schweiz werden Materialien angeboten, um Jugendliche auf die Hilfe via Notrufnummer 147 von Pro Juventute aufmerksam zu machen.

Eine repräsentative Umfrage zeigt Pro Juventute zufolge dringenden Bedarf an Aufklärung: 8 von 10 (79 Prozent) Schweizerinnen und Schweizer wissen demnach nicht, was Sexting ist. Jeder Zweite (47 Prozent) weiss nicht, wo Betroffene Informationen zu Sexting finden könnten. Besonders nötig sei eine Enttabuisierung des Themas: 7 von 10 Personen (73 Prozent) geben an, dass mit Jugendlichen in ihrer Familie, respektive in ihrem Umfeld selten oder nie über Risiken von Sexting gesprochen wird. Nur 11 Prozent geben an, dass hin und wieder und nur 1 Prozent, dass regelmässig darüber gesprochen wird. Und die Bevölkerung wünsche sich Aufklärung für Jugendliche: über die Hälfte sei der Meinung, dass die Jugendlichen die Folgen von Sexting nicht abschätzen können (59 Prozent). Jedem Dritten (29 Prozent) sei zudem nicht bekannt, dass dies auch für die Täter harte Konsequenzen haben könne So ist das Verbreiten von Material von unter 16-Jährigen, das als pornographisch gilt, nicht harmlos, sondern strafbar.

Das Versenden von intimen Fotos via Internet, Whatsapp oder Textnachrichten birgt für Jugendliche massive Risiken. Was als Austausch von Bildern mit dem Freund oder der Freundin beginnen kann, kann unkontrollierbare Folgen haben. Werden solche Fotos weitergesendet oder gar im Internet veröffentlicht, können die Betroffenen unter massiver Cyber-Belästigung leiden. In anderen Fällen sind es erwachsene Unbekannte, die unter Pseudonymen in Chatrooms mit Jugendlichen Kontakt aufnehmen und diese dann mit ausgetauschten Nacktbildern erpressen. Dies sind Formen von neuen Risiken, die im Bereich ‚Sexualität und Medien‘ entstanden sind und dringend nach gezielten Massnahmen verlangen. So hat die im Vorjahr durchgeführte Prävention gegen Cyber-Mobbing gezeigt: Die schwerwiegendste Form von Cyber-Mobbing ist der Missbrauch von intimen Fotos oder Filmen von Jugendlichen. Gleichzeitig ist das sogenannte ‚Sexting‘ ein neues Phänomen und weder Jugendliche noch Eltern sind sich den entsprechenden Risiken ausreichend bewusst. Über neue Technologien wie Instant Messaging verbreiten sich Bilder oft ungewollt und in Sekundenschnelle über das Internet.

In der aktuellen James-Studie geben 6 Prozent der befragten Jugendlichen an, selber bereits ‚erotische Fotos oder Videos von sich‘ über das Mobiltelefon verschickt zu haben. Die Optimus-Studie zeigt, dass die häufigste Form von Opfererfahrungen der Missbrauch ohne Körperkontakt via elektronischer Medien ist: fast jedes dritte Mädchen hat schon erlebt, dass jemand ihm gegenüber anzügliche Bemerkungen machte, ihm pornografische Fotos oder Filme schickte, es zum Sex vor der Webcam aufforderte und Ähnliches mehr. Bei den Knaben machte diese Erfahrung etwa jeder zehnte Befragte.

www.projuventute.ch/sexting