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Online-Piraten liessen sich von besserer Information über legale Alternativen eher vom illegalen Filesharing abbringen als durch Drohungen und schärfere Gesetze. Zu diesem Schluss kommen britische Forscher in einer aktuellen Studie. Dieser zufolge schulden Dienste wie Spotify und Apples iTunes ihren Erfolg zum Teil eben der Tatsache, dass sie für Konsumenten ähnliche Flexibilitäts-Vorteile bieten wie Filesharing.

Das Team der University of East Anglia, Lancaster und Newcastle hat sich damit befasst, welche Vorteile und Risiken Nutzer beim Filesharing von E-Books und Musik orten und dazu knapp 1.400 Konsumenten befragt. Dabei hat sich gezeigt, dass vor allem wahrgenommene Vorteile wie Qualität, Flexibilität und Kosten Piraterie antreiben. Mögliche Risiken dagegen halten offenbar niemanden von illegalem Filesharing ab. Denn jene Anwender, die rechtliche Konsequenzen klar fürchten, geben dennoch im etwa gleichen Ausmass an, bisweilen illegales Filesharing zu betreiben wie andere.

"Änderungen an den rechtlichen Rahmenbedingungen dürften nicht die effektivste Art sein, das Verhalten zu beeinflussen", meint Studienleiter Steve Watson. Im Kampf gegen illegales Filesharing wäre es demnach eher nützlich, einfachen Zugang zu Informationen über die Vorteile legaler Käufe und Dienste zu bieten - insbesondere dann, wenn die legalen Alternativen eben jene Vorteile bieten, die User überhaupt erst zum illegalen Filesharing ermuntern. Diese umfassen beispielsweise die grosse Auswahl und die Möglichkeit, gezielt einzelne Songs zu beziehen. ITunes oder Spotify bieten demnach genau diese klassischen Filesharing-Vorteile und haben damit Erfolg.

Die im Journal "Risk Analysis" veröffentlichte Studie hat auch ergeben, dass britische Konsumenten weniger Vertrauen in die Musikindustrie haben als in die E-Book-Branche. Zudem geniessen britische Regulatoren wie die Ofcom mehr Kunden-Vertrauen wenn es um E-Books geht als in Sachen Musik. Zugleich sehen Nutzer im illegalen Musik-Austausch eher einen Vorteil als bei Büchern. Das spiegelt sich auch darin wider, dass nur etwa jeder Siebte selbst E-Book-Filesharing betreibt, aber 21,9 Prozent der Befragten illegal Musik beziehen. Es drängt sich also die Frage auf, ob die Musikindustrie nicht eher auf vertrauensbildende Massnahmen als Abmahnungen setzen sollte.