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Die Bewertung von Auslagerungsprojekten könnte widersprüchlicher kaum sein. Dennoch will in der Realität kein Unternehmen sich diese Alternative zum IT-Eigenbetrieb oder zur Software-Eigenentwicklung verbauen.

Unternehmen, die sich mit Outsourcing befassen, stehen vor einem Dilemma. Seit Jahren vermitteln Studien zu Auslagerungsprojekten ein, freundlich gesagt, disparates Bild. So haben kürzlich Analysten von Roland Berger Strategy Consultants in einer Studie zum Erfolg oder Misserfolg von IT-Outsourcing festgehalten, dass nur „rund die Hälfte aller Outsourcing-Verträge die in sie gesetzten Erwartungen erfüllen“. Dass nur wenige Tage zuvor die PwC IT-Sourcing-Studie 2012 genau das Gegenteil ermittelt hatte passt ins Bild. Wurde dort doch ermittelt, dass sich an der Beliebtheit von Outsourcing wenig geändert habe und „die Anwender grösstenteils zufrieden sind und dieses Bezugsmodell fest in ihre Unternehmen integriert“ haben.

In der Realität zeigt sich allerdings, dass trotz solcher Widersprüche selbst Unternehmen, die schlechte Erfahrungen gemacht haben, Sourcing als Business-Modell nicht in Frage stellen. Wer konkurrenzfähig bleiben will, brauche eine klare Strategie, so der Tenor. Kein Unternehmen könne es sich erlauben, technisch mögliche Alternativen als strategische Konzepte für wirtschaftliches Wachstum einfach zu ignorieren.

Marketing und Alltag

Die Bedeutung dieser unternehmerischen Sichtweise wird insbesondere deshalb immer virulenter, weil gerade die Möglichkeiten des Cloud-Einsatzes neue Business-Modelle hervorbringen und Outsourcing mit Cloud schlicht gleichgesetzt wird. Hans-Jürg Siegenthaler, Partner und Verwaltungsrat beim Zürcher Beratungshaus Intercai, stellt die Techniken dafür heute als voll ausgereift dar. Das gelte selbst dann, wenn nach wie vor - wie bei jeder Technik und Dienstleistung, bei denen Menschen am Werk sind - punktuell immer wieder Probleme auftreten.

Weil das so ist, hält Hansjörg Bühler, Geschäftsführer des Berner Sourcing-Beraters Soberano, fest, muss jedes interessierte Unternehmen zunächst einmal eine klare Strategie definiert haben: „Was ist entscheidend für die angestrebte Fertigungstiefe?“

Wer dann tatsächlich auslagert oder in die Cloud wandert, hat sich dann allerdings von einigen oft als Marketingfloskel verbreiteten Vorstellungen zu verabschieden. So stellt Siegenthaler klar, dass naiv sei, wer glaubt, sich nach einem solchen Projekt ganz auf seine Kernkompetenzen konzentrieren zu können. Zwar sei in Teilbereichen wie Netzwerk oder Storage der Commodity-Status erreicht, aber je komplexer eine Infrastruktur ist, desto anspruchsvoller würde auch das Outsourcing, mit allen Konsequenzen für das jeweilige Unternehmen.

Und Bühler ergänzt, dass der Kostenfaktor dabei nicht den Ausschlag geben darf. Vielmehr müsse eine kritische Grösse vorhanden sein, lohnt sich doch manchmal ein Projekt schlicht nicht. Zudem müsse man wissen, dass bei jeder Auslagerung weiterhin eignes Knowhow im Unternehmen unumgänglich ist, weil das Management in jeden Fall im Hause bleibt. Dass am Ende der richtigen Auswahl des Partners grosse Aufmerksamkeit zu widmen ist, wird allgemein vorausgesetzt.

Outsourcing sauber planen

Das Outsourcing nicht mehr rückgängig machen will man beispielsweise beim Sportausrüster Mammut Sport Group in Seon. René Meister, Head of IT-Operations, ist zwar heute grundsätzlich zufrieden, würde aber bei einem Neuanfang insbesondere dem Vorprojekt mehr Aufmerksamkeit schenken. Trotz Beratung und detaillierter Vorgaben von Mammut, habe man keine direkt vergleichbaren Offerten erhalten. Der Aufwand zur Auswahl des Providers sei entsprechend hoch gewesen. Zudem habe man die Vertragsgestaltung vernachlässigt und zu lange vor sich her geschoben. Die technischen Anpassungen im Verlauf des Projektes seien dann allerdings weitgehend gut abgewickelt worden. Die Basis, so Meister, bildet aber das bei uns intern vorhandene Knowhow. Firstlevel-Support und das Client-Management leiste man intern.

Fazit

Am Ende treffen sich die verschiedenen Aspekte für ein Cloud- respektive Outsourcing-Projekt in der unternehmerische Frage: Wie kann man seine Kunden behalten und neue hinzu gewinnen. Jedes Unternehmen muss sich immer wieder Gedanken darüber machen, wie es schneller, besser und günstiger werden kann. Wer sich dabei nicht frühzeitig mit anderen Business-Modellen beschäftigt, überlebt nicht.

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