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Daten dienen heute als eine neue Art von Währung und spielen im Geschäftsumfeld eine zentrale Rolle. Die exponentiell wachsenden Datenbestände erfordern dabei neue Ansätze für Speicherung und Verarbeitung. Remo Rossi, Senior Director Switzerland & Austria Netapp Switzerland, erläutert im Interview mit ICTkommunikation, worauf es beim Management und Speichern von Daten aktuell und in Zukunft ankommt, und er gibt Einblicke in den Schweizer Storage-Markt.

Interview: Karlheinz Pichler

ICTkommunikation: So wie viele andere Speicher-Anbieter, setzt auch Netapp auf die All-Flash-Technologie. Kann man mit anderen Systemen überhaupt noch punkten? Wie sieht es aktuell zum Beispiel im Bereich der Festplatten-Arrays aus?

Remo Rossi: Trotz der inzwischen weit verbreiteten Nutzung von Flash-Drives in Storage-Systemen ist heute noch nicht alles Flash. Die Speichertechnologien unterliegen einer ständigen Weiterentwicklung. Für Anbieter ist es wichtig, Plattformen und Lösungen im Portfolio zu führen, die neue Technologien schnell adaptieren und dort einsetzen, wo sie mit Blick auf das Preis-Leistungsverhältnis sinnvoll sind. Heute liegen aktive Daten auf einem auf Flash basierenden Performance-Tier, während die "kalten“ Daten auf einem Capacity-Tier aus traditionellen Festplatten liegen.

ICTkommunikation:
Netapp hat im vergangenen Jahr viel Geld in die Hand genommen, um mit Solidfire eine All-Flash-Spezialistin zu übernehmen. Ist dieses Unternehmen bereits voll integriert respektive was hat Netapp diese Übernahme bislang konkret gebrach?

Remo Rossi: Mittlerweile ist Solidfire vollständig integriert. Die Akquisition hat beispielsweise dazu beigetragen, dass Netapp im vergangenen Jahr von Gartner als "Leader" im Magic Quadrant für Solid-State-Arrays ausgezeichnet wurde. Zudem sind wir der All-Flash-Anbieter mit dem höchsten Wachstum: Netapp ist im vergangenen Jahr doppelt so schnell gewachsen wie die Konkurrenz. Für die strategische Einordnung der Übernahme möchte ich hier aber auf ein Interview von CRN mit Dave Wright, dem Gründer von Solidfire, verweisen. Er sagt dabei deutlich, dass Solidfire im Wesentlichen aus zwei Gründen von Netapp akquiriert wurde. Zum einen, weil sich die Technologie des Unternehmens für die neuen Rechenzentren eignet, die nach dem Prinzip der Hyperscaler aufgebaut werden und wo Openstack eine grosse Rolle spielt. Zusätzlich positionieren wir Solidfire auch als einfach zu verwaltenden Speicher in VMware-Umgebungen. Zum anderen spielt Solidfire in Netapps Plänen für ein Hyperconverged-Infrastructure-System (HCI) der nächsten Generation eine wichtige Rolle, indem es die Probleme der ersten HCI-Generation (vor allem bei der Performance) adressiert. Sowohl HCI als auch Hyperscaler-Rechenzentren verlangen nach einfacher Verwaltung – und genau das liefert Solidfire perfekt. Schliesslich entstand das Produkt genau in diesem Umfeld: Dave Wright half Rackspace beim Aufbau einer Cloud-Plattform für Endkunden und löste mit der Gründung von Solidfire das wachsende Storage-Problem.
Als Geschäftssparte von Netapp ist Solidfires Aufgabe nun, die Datenmanagementtechnologie der Zukunft für ein breites Spektrum von Infrastrukturnutzern verfügbar zu machen. Ich bin sicher, dass man in den kommenden Monaten viel von Netapp Solidfire hören wird, da die Lösungen unseren Kunden helfen werden, ihren Rechenzentrumsbetrieb zu transformieren, IT-Services effizient und wirtschaftlich bereitzustellen und von neuen Möglichkeiten am Markt zu profitieren.

ICTkommunikation: Wie sehen Sie aktuell in der Schweiz den Speicher-Markt? Wie sieht es mit der Durchdringung mit All-Flash aus, wie gestaltet sich der Wettbewerb?

Remo Rossi: Werden heute neue primäre Systeme für Applikationen, Datenbanken oder virtuelle Umgebungen beschafft, sind dies praktisch immer All-Flash. Der Schweizer Kunde sucht eine ganzheitliche Lösung, die Backup und Disaster-Recovery kostengünstig integriert. Darüber hinaus sollen Lösungen für Archiv und File-Services sowie neue Technologien wie Container und auch Cloud-Dienste einfach integrierbar sein. Weil bei jeder Beschaffung ein gewisser Kostendruck herrscht, lassen die Kunden verständlicherweise den Markt spielen. Vom Anbieter werden jedoch immer Stabilität, Kundennähe und eine gute Projektumsetzung verlangt.

ICTkommunikation: Welche Partnerstrategie verfolgen Sie in der Schweiz?

Remo Rossi: Unsere Partner verstehen wir als erweiterte Netapp-Mannschaft, die wir für eine erfolgreiche Projektumsetzung beim Kunden benötigen. Die Partner reichern unsere Lösungen mit zusätzlichen Produkten und Know-how an und bieten den Kunden so ein komplettes Paket.

ICTkommunikation: Gibt es im Storage-Bereich der Schweiz noch Potenzial, um neue Kunden zu gewinnen, ausser über den reinen Verdrängungswettbewerb?

Remo Rossi: Im Schweizer Markt ist die Nachfrage hoch nach Lösungen, die Flexibilität und einen weiten Funktionsumfang bieten. Wer dazu passende Lösungen bieten kann, hat noch immer viel Wachstumspotenzial. Netapps Data-Fabric-Konzept eines rechenzentrumsübergreifenden Datenmanagements, das Back-up, Disaster-Recovery und Cloud-Anbindung vereint, kommt hierzulande gut an, weshalb wir in den letzten Monaten viele neue Projekte gewinnen konnten und deutliches Wachstum verzeichneten.

ICTkommunikation: Welche Impulse erwarteten Sie sich von neuen Erzeugern von Massen-Daten wie etwa Internet of Things (IoT), Streamings, Big Data Analytics etc. für die Speicher-Nachfrage?

Remo Rossi: Die exponentiell wachsenden Datenbestände erfordern neue Ansätze für Speicherung und Verarbeitung. Daten, die ein Auto zum Hersteller sendet, müssen dort schnell analysiert werden, um allfällige Aktionen einzuleiten. Weiterführende Analysen dienen als Input für die Produkteentwicklung und die Kundenbetreuung. Danach werden die Daten archiviert und für die zukünftige Verwendung vorgehalten. All dies setzt eine Datenmanagementschicht voraus – zum einen, um dort auf die Daten zugreifen zu können, wo sie benötigt werden, und zum anderen, um sie kostengünstig zu speichern. Auch hier sind wir bestrebt, mit unserer Data-Fabric-Strategie Antworten auf die drängenden Fragen – beispielsweise um das Datenmanagement und die Datensicherung rund um IoT-Projekte – zu liefern.

ICTkommunikation: Ist Datenschutz für Netapp ein Thema oder überlassen Sie dieses Ihren Kunden wie etwa Rechenzentrumsbetreibern oder Service-Providern?

Remo Rossi: Datenschutz und Datensicherheit sind für uns sehr relevante Themen. Daten dienen heute als eine neue Art von Währung und spielen eine wichtige Rolle im Geschäftsumfeld: ohne Daten kein Business. Datenkontrolle und -sicherheit sind daher für jedes Unternehmen essenziell. Für Service-Provider, die in ihren Rechenzentren Daten einer Vielzahl von Kunden konsolidieren, trifft dies in nochmals erhöhtem Mass zu. Die Produkte von Netapp werden mit Blick auf diese Problematik entwickelt. Mit Verschlüsselung auf mehreren Ebenen und Mandantenfähigkeit gewährleisten sie die Vertraulichkeit und Integrität der gespeicherten Daten. Das ist hilfreich sowohl beim Auditing als auch im Fall einer Attacke mit Ransomware.

ZUR PERSON
Remo Rossi ist seit Mai 2013 als Geschäftsführer für den operativen Betrieb von Netapp in der Schweiz zuständig und zudem als Senior Director auch für Österreich verantwortlich. Zuvor war er drei Jahre lang als Vice President, EMEA Emerging Markets bei Netapp tätig. In dieser Position war er verantwortlich für die Geschäftsentwicklung in den Schwellenländern und beaufsichtigte den Vertrieb, das Marketing sowie die Channel-Aktivitäten.
Rossi kam im Februar 2000 als Account Manager zu Netapp. Vor seiner Beförderung zum Vice President, EMEA Emerging Markets, war er Senior Director North East EMEA bei Netapp, wobei er die Geschäfte in Österreich, der Schweiz, Russland, Osteuropa und Skandinavien vorantrieb. Insgesamt ist Rossi nun bereits seit 16 Jahren für Netapp Schweiz tätig.
Remo Rossi ist diplomierter Maschinentechniker TS, der seine berufliche Karriere im Investmentgeschäft startete. Im Jahr 1986 wechselte er dann in die Elektronik- und IT-Branche. Ab 1992 war er Mitinhaber eines Unternehmen, welches im Client-Server Umfeld spezialisiert war.

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\"Werden heute neue primäre Systeme für Applikationen, Datenbanken oder virtuelle Umgebungen beschafft, sind dies praktisch immer All-Flash.\" (Remo Rossi, Senior Director Switzerland & Austria Netapp Switzerland)
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\"Unsere Partner verstehen wir als erweiterte Netapp-Mannschaft, die wir für eine erfolgreiche Projektumsetzung beim Kunden benötigen.\" (Remo Rossi, Senior Director Switzerland & Austria Netapp Switzerland)