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Je rund 1,5 Mio. Schweizer Franken erhalten sieben junge Forschende der ETH Zürich aus dem wichtigsten Fördertopf Europas, dem europäischen Forschungsrat. Drei dieser als ERC Starting Grant bezeichneten Unterstützungen gehen an Jungwissenschaftler mit IT-affinen Themen.

So etwa an Torsten Hoefler, der Assistenzprofessor für Informatik ist und erforscht, wie man heterogene Grossrechner mit Millionen Prozessoren unterschiedlicher Architektur effizient programmieren kann. Auf solchen massiv-parallelen Computersystemen höchste Leistung zu erzielen, ist eine zentrale Herausforderung in der Informatik. Komplexe Anwendungen wie etwa Klimasimulationen erfordern, dass möglichst viele Rechenoperationen gleichzeitig auf verschiedenen Prozessoren erfolgen. Herkömmliche Ansätze zur Parallelisierung werden jedoch zunehmend ineffizient. Hoefler und sein Team wollen nun datenzentrische Programmiertechniken entwickeln, die es erlauben, Anwendungen optimiert für verschiedene Computerarchitekturen zu übersetzen.

Eine Förderung erhält auch Vanessa Wood, Professorin im Department Informationstechnologie und Elektrotechnik. Sie möchte mit ihrem ERC-Starting-Grant erforschen, wie die Elektrochemie von Lithium-Ion-Batterien und deren Struktur – von der atomaren Ebene bis zum makroskopischen Objekt – zusammenhängen. Davon erhofft sich Wood ein besseres Verständnis für die Ursachen der Leistungsgrenze von Batterien. Weiters möchte sie Richtlinien entwickeln, um eine höhere Leistungsfähigkeit und Sicherheit von Lithium-Ion-Batterien zu erzielen. Ausserdem wird sie wirtschaftlich tragfähige technische Lösungen erarbeiten, die auf diesen Richtlinien beruhen. Lithium-Ion-Batterien werden heute weit verwendet und haben ein hohes Potenzial für die Elektromobilität und die Speicherung von Strom aus erneuerbaren Energiequellen.

Ein weiterer ERC-Starting-Grant geht an Maryam Kamgarpour. Sie ist Postdoc und Dozentin am Institut für Automatik. Sie interessiert sich in ihrer Forschung dafür, wie sich Unsicherheiten in komplexen dynamischen Systemen wie dem Luftverkehrssystem und dem Stromnetz kontrollieren lassen. In ihrem ERC-Projekt möchte sie eine Theorie sowie Algorithmen für eine Feedback-Steuerung von Stromnetzen zu entwickeln, welche wetterabhängige Schwankungen bei der Produktion von erneuerbarem Strom sowie Nachfrageschwankungen berücksichtigt. Ziel des Projektes ist es, Unsicherheiten besser quantifizieren und kontrollieren zu können und damit die Stabilität und Effizienz des Stromnetzes zu erhöhen.

Die anderen ERC-Starting-Grants gehen an Eleni Chatzi (Assistenzprofessorin am Institut für Baustatik und Konstruktion), Laura Nyström (Assistenzprofessorin am Institut für Lebensmittelwissenschaften, Ernährung und Gesundheit), Martin Pilhofer (Assistenzprofessor am Institut für Molekularbiologie und Biophysik) und Sai Reddy (Assistenzprofessor für Biomolekulares Engineering).

Je rund 1,5 Mio. Schweizer Franken erhalten die sieben Forschenden aus dem wichtigsten Fördertopf Europas. Damit können sie ihre Forschungsprojekte und auch ihre Karriere wesentlich vorantreiben. "Sich dem Wettbewerb zu stellen, ist eine wertvolle Erfahrung für alle Forschenden, von der sie nur profitieren können. Unsere Aufgabe ist es deshalb, junge Talente zu motivieren, die noch ganz am Anfang ihrer Laufbahn stehen", meint Detlef Günther, Vizepräsident für Forschung und Wirtschaftsbeziehungen an der ETH Zürich. Nebst den sieben ausgezeichneten Projekten wurden vier weitere Eingaben vom Forschungsrat als grundsätzlich förderungswürdig eingestuft, die aber aufgrund begrenzter Finanzmittel in diesem Jahr nicht berücksichtigt wurden.

Im letzten Jahr konnten sich Schweizer Forschende nicht um die Starting Grants des Europäischen Forschungsrats bewerben, da die Schweiz nach der Annahme der Masseneinwanderungsinitiative aus dem Forschungsprogramm Horizon 2020 ausgeschlossen worden war. Nach der Teilassoziierung gehen bei dieser Vergabe wieder rund 16 Mio. Schweizer Franken in Form der ERC Starting Grants 2015 an den Zürcher Forschungsstandort. Sollte jedoch bis Dezember 2016 keine Lösung gefunden werden, droht der Schweiz erneut die Zurückstufung zum Drittstaat. Für Detlef Günther ist klar: "Alle Entscheidungsträger der Schweiz sind jetzt gefordert, damit auch den jungen Forschenden in der Schweiz ein Umfeld geboten werden kann, in dem sie sich optimal entwickeln können, um sich in der Top-Liga der Wissenschaft zu positionieren. Wenn sie aus dem europäischen Wettbewerb ausgeschlossen werden, nimmt man ihnen die Chance sich mit den Besten zu messen."



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