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Genauso selbstverständlich wie im Privatleben möchten Mitarbeiter heute auch bei der Kommunikation am Arbeitsplatz Videos nutzen. Die IT steht deshalb vor der Herausforderung, das Medium Video in die vorhandenen Infrastrukturen zu integrieren. Das kann sie am besten mit einer Enterprise-Video-Plattform meistern.

Gastbeitrag von Sebastian-Hendrik Picklum, Product Vision Owner bei Movingimage in Berlin

Im Privatleben sind Videos längst eine Selbstverständlichkeit, nun erobern sie auch die Unternehmenswelt: immer mehr Unternehmen setzen Videos immer breiter ein. Das beschränkt sich nicht nur auf die externe Kommunikation von Marketing- oder Personalabteilungen; auch die Mitarbeiter in den Fachabteilungen nutzen sie für die interne Kommunikation, sei es beim E-Learning, zum Wissenstransfer, für die Digitalisierung von Prozessen oder für Ansprachen der Geschäftsführung. Diese internen Videos machen sogar den Löwenanteil aus. Die Erfahrung zeigt, dass meist rund 80 Prozent des Videocontents von Unternehmen für den internen Gebrauch bestimmt sind.

Die IT-Verantwortlichen der Unternehmen stellt der zunehmende Einsatz von internen Videos allerdings vor grosse Herausforderungen. Sie müssen den Mitarbeitern eine Infrastruktur zur Verfügung stellen, mit der sie die Videos wie gewünscht einsetzen können. Dabei sieht sich die IT vor allem mit zwei zentralen Problemen konfrontiert. Zum einen sind die vorhandenen Netzwerke in der Regel nicht für Videos ausgelegt. Sie wurden für einen eher kleinen Datenverkehr geschaffen, bei dem die Mitarbeiter E-Mails austauschen und Transaktionen mit Unternehmensanwendungen durchführen. Zum anderen lassen sich Videos nicht ohne Weiteres einfach in den Fachsystemen für Content Management, E-Commerce oder E-Learning sowie in internen Social-Media-Tools nutzen; denn sie beherrschen allesamt keine Videotechnologien.

Transcoding und Streaming schonen das Netzwerk

Abhilfe schafft hier eine spezielle Enterprise-Video-Plattform (EVP). Sie stellt die nötigen Verfahren und Technologien bereit, um das Medium Video in vorhandene Netzwerk- und Systemlandschaften zu integrieren. Um das Netzwerk zu entlasten, setzt eine solche EVP an mehreren Stellen an. Direkt nach dem Hochladen eines Videos wandelt sie es via Transcodierung in verschiedenste Formate und Qualitätsstufen um. Wird es abgerufen, liefert die EVP automatisch die für das konkrete Endgerät am besten passende Videodatei aus. Damit ist nicht nur sichergestellt, dass jedes Smartphone, Tablet und jeder PC die optimale Version des Videos erhält; es ist auch gewährleistet, dass keine unnötig grossen Datenmengen über das Netzwerk fliessen.

Da die Videodateien aber auch nach der Transcodierung noch relativ gross sind, erfolgt ihre Auslieferung durch die EVP in Form eines echten Streamings. Das heisst: Die Videos werden bereits abgespielt, während das Endgerät die Daten herunterlädt; und dabei wird – mit einem geringen Vorlauf von maximal einigen Sekunden – immer nur das heruntergeladen, was gerade zum Abspielen nötig ist. Da auf diese Weise immer nur kleinere Datenmengen über das Netz laufen, wird anderer Traffic, etwa von kritischen Unternehmensanwendungen, nicht beeinträchtigt. Dadurch lassen sich Videos auch in Umgebungen mit geringen Bandbreiten realisieren.

eCDN entlastet kritische Engpässe

Trotz Transcoding und Streaming bleibt aber der parallele Abruf eines Videos durch viele Mitarbeiter eine Herausforderung. Wird beispielsweise auf der Startseite des Intranets ein Video mit einer neuen Ansprache des CEO an die Mitarbeiter zur Verfügung gestellt, kann man davon ausgehen, dass es unmittelbar nach dem Erscheinen von sehr vielen Personen im Unternehmen gleichzeitig angesehen wird. Das ist vor allem dann problematisch, wenn das Unternehmen über mehrere grosse Standorte mit jeweils vielen Mitarbeitern verfügt. Die Netzwerkverbindungen zwischen diesen Standorten stellen in der Regel kritische Engpässe dar; rufen an jedem Standort viele Personen das Video von zentraler Stelle ab, sind sie schnell überlastet und es kommt bei der Auslieferung des Videos zu erheblichen Verzögerungen oder gar zum Stillstand.

Dieses Problem kann eine EVP mit Hilfe eines Enterprise Content Delivery Network (eCDN) lösen. Das Grundprinzip eines solchen eCDN ist es, die Flaschenhälse im Netzwerk zu umgehen. Dabei werden gewöhnlich zwei verschiedene Ansätze angewendet. Das sind zum einen virtuelle Appliances, die als Caching-Server für Streams fungieren. Zum anderen kann eine Software auf einzelnen Clients Streams an andere Clients weiterreichen. In beiden Fällen muss ein Client dann nur noch einen Stream von einem Gerät in direkter Nachbarschaft abrufen, was den Bandbreitenbedarf im Unternehmensnetz enorm senkt.

Player-Software versorgt heterogene Client-Landschaft

Mit diesen Technologien und Methoden lässt sich ein effizienter und performanter Transport von Videos durch die Unternehmensnetzwerke sicherstellen. Für die komplette Auslieferungskette bis hin zum Abspielen der Videos auf den Endgeräten fehlt aber noch eine ganz wesentliche Komponente: eine Player-Software, die Funktionen wie Kapitelunterteilung, Untertitelanzeige, Lautstärkeregelung und interaktive Schaltflächen bereitstellt. Die grosse Herausforderung dabei ist, dass diese Software in Unternehmen meist auf eine heterogene Client-Landschaft trifft, die sich aus unterschiedlichen Endgerätetypen, verschiedenen Plattformen wie Windows, iOS oder Android sowie aktuellen und älteren Browser-Versionen zusammensetzt.

Eine EVP ermöglicht es, alle diese unterschiedlichen Technologien zentral zu unterstützen. Die Intelligenz, die eine solche Plattform mitbringt, erlaubt es ihr, zu erkennen, von welchem Endgerät aus ein Video abgerufen wird und wie dessen Umgebung aussieht. Anhand dieser Informationen kann sie beispielsweise erkennen, ob das Endgerät bereits HTML5-Videos unterstützt oder noch auf Flash angewiesen ist, und automatisch einen passenden Player in seinen Browser einbetten. Auf diese Weise gewährleistet die EVP, dass sich Videos auf jedem Endgerät im Unternehmen anzeigen und abspielen lassen.

Out-of-the-Box-Anbindung an gängige Anwendungen

Damit die Mitarbeiter Videos möglichst einfach und vielfältig einsetzen können, muss die Bereitstellungskette direkt in ihren Fachsystemen verfügbar gemacht werden. Deshalb sollte eine EVP idealerweise auf Basis einer REST-API vorgefertigte Integrationen zur Out-of-the-Box-Anbindung an die gängigsten Anwendungen mitbringen – seien es Content- oder Digital-Asset-Management-Systeme, Portallösungen, Enterprise-Social-Media-Tools oder Office-Anwendungen wie E-Mail- und Präsentations-Programme. Über die REST-API können dann auch alle weiteren Anwendungen angebunden werden, für die es noch keine vorgefertigte Integration gibt. Auf diese beiden Arten lassen sich durchgängige End-to-End-Lösungen realisieren. Mitarbeiter laden Videos direkt in ihren Anwendungen in die EVP hoch, dort werden sie automatisch transcodiert und anschließend so in die Applikationen eingebettet, dass sie auf jedem beliebigen Endgerät abspielbar sind.

Die Integration des Mediums Video in die bestehende IT-Landschaft eines Unternehmens ist die zentrale Stärke einer Enterprise-Video-Plattform. Sie stellt alle nötigen Technologien und Verfahren so bereit, dass sie direkt in den Fachsystemen genutzt werden können. Die einzige Alternative wäre, für jedes Programm, in dem die Mitarbeiter Videos nutzen möchten, eine eigene Caching-Server-Infrastruktur und eigene Transcodierungsfunktionen einzurichten. Das wäre sehr komplex und ausgesprochen teuer. Ausserdem sorgt eine EVP für Zukunftssicherheit. Neue Videotechnologien werden vom Anbieter in seine Plattform übernommen und stehen dadurch auch dem Unternehmen sofort zur Verfügung, ohne dass an der Integration etwas geändert werden muss.

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Gastautor Sebastian Picklum, Product Vision Owner bei Movingimage in Berlin (Quelle: Movingimage)
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Bei einem Server-basierten Content Delivery Network werden Videos lokal zwischengespeichert, um Netzwerkengpässe zu entlasten (Quelle: movingimage