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Immer bessere Roboter und ähnliche Technologien beflügeln die Maschinenindustrie. Die weltweit führenden Spezialisten auf diesem Gebiet treffen sich in diesem Jahr zum Gedankenaustausch in der Schweiz: Vom 20. bis 26. August 2017 geht im Tessin der Kongress der Fachorganisation CIRP über die Bühne. Diese internationale Tagung findet nur alle 10 bis 15 Jahre in der Schweiz

Hintergrund der Veranstaltung ist, dass die computer- und robotergesteuerte Herstellung von Dingen jeglicher Art und ihre immer rasantere Entwicklung zunehmend nicht nur zu neuen Formen von Produktions- und Arbeitsabläufen führen, sondern auch zu Veränderungen in der Arbeitswelt. Bisherige Berufsprofile werden obsolet und durch neue ersetzt.

Nicht minder einflussreich ist daher die Forschung auf dem Gebiet der Herstellung von Waren wie auch von Maschinen. Schon vor Jahrzehnten gelangten die Fachleute zur Einsicht, dass eine möglichst koordinierte Förderung der weltweiten Forschungsaktivitäten und eine enge Zusammenarbeit mit der Wirtschaft notwendig seien. Also gründeten sie 1951 in Paris eine Organisation namens "Collège international pour la recherche en productique", kurz CIRP. Diese wird heute offiziell als "International Accademy for Production Engineering" umschrieben.

Automatisierung, Robotik, Nachhaltigkeit punkto Umwelt und die Rolle des Menschen in künftigen Produktionsprozessen: Auf diese Themen richten die Forscher laut CIRP-Präsident Yusuf Altintas, Professor für Maschinenbau an der kanadischen University of British Columbia, gegenwärtig ihr besonderes Augenmerk. Just diese Ausrichtung erklärt auch, warum die 67. Generalversammlung der CIRP in Lugano stattfindet. Die Entscheidung dazu fällte der Vorstand der Organisation auf Anregung der im Tessin angesiedelten Fachhochschule Südschweiz (SUPSI) bzw. von deren Abteilung für innovative Technologien (Dipartimento tecnologie innovative, kurz DTI). Diese bereitete in Zusammenarbeit mit der ETH Zürich den CIRP-Kongress in Lugano vor.

"Produktionstechnologien haben viel mit künstlicher Intelligenz zu tun. Damit auch mit Robotern, und eines unserer Forschungsteams zählt auf diesem Gebiet zu den Top Ten weltweit", sagt DTI-Direktor Emanuele Carpanzano. Der Elektroingenieur und Professor für Produktionssysteme ist Chairman des diesjährigen CIRP-Kongresses und bezieht sich mit seiner Aussage auf die Sphäre der Fachhochschulen. Der Forschung räumt Carpanzanos Abteilung viel Platz ein. Das DTI beschäftigt hierfür sogar mehr Personal als für die Ausbildung und stellt damit unter den Schweizer Fachhochschulen eine Ausnahme dar.

In Carpanzanos Augen ist der Tessiner CIRP-Kongress von grosser Bedeutung für die ganze Schweiz. Denn die nachfolgenden Versammlungen werden für mindestens 10 oder 15 Jahre nicht mehr hier stattfinden. "Wir müssen also diese Chance des unmittelbaren Wissenstransfers nutzen", betont der DTI-Direktor. Derselben Ansicht ist auch Hans Hess, Präsident von Swissmem. Er steht dem Verband für KMU und Grossfirmen der schweizerischen Maschinen-, Elektro- und Metall-Industrie vor und wird als Ehrengast am Luganer Kongress eine Rede halten. Die CIRP sei der wichtigste Fachverband, welcher die Forschung über Produktionstechnologien weltweit fördere, so der Swissmem-Präsident.

Zusammen mit Hess kommen weitere Deutschschweizer und Romands ins Tessin. Dies sind nebst Sponsoren und Firmenvertretern auch Forscher wie ETH-Professor Konrad Wegener, Leiter des Instituts für Werkzeugmaschinen und Fertigung sowie Co-Chairman der diesjährigen CIRP-Generalversammlung. Laut dem ETH-Professor können die Vertreter der Schweizer Industrie in Lugano den Forschern mitteilen, welchen Forschungsbedarf sie haben und was ihre Vorstellungen sind.

Die Themenfelder, die während des CIRP-Kongresses zur Sprache kommen, reichen von innovativen Kontrollsystemen für Produktionsprozesse über Hochpräzisions-Fertigungsanlagen bis zur Herstellung von Chirurgie-Robotern sowie zur Interaktion zwischen Maschine und Mensch. Es handelt sich also um eine Bestandesaufnahme und den Austausch der jüngst gewonnen Erkenntnisse über Produktionstechnologien aller Art.

Doch die Absichten der CIRP reichen weiter. Der Wissensaustausch zwischen der akademischen Sphäre der Forschung und der Industrie soll zum Wachstum der Weltwirtschaft und dem Wohlergehen der ganzen Gesellschaft beitragen, so CIRP-Präsident Altintas. Und der Anfang dürfe in Lugano ruhig bei den Forschern gemacht werden: Die Generalversammlung findet im Palazzo dei Congressi in unmittelbarer Nähe von See und Stadtpark statt.