London Stock Exchange am Paternoster Square (Bild: Wikipedia/ Gren)

Mit der geplanten 27 Milliarden Dollar schweren Übernahme des Finanzdatenanbieters Refinitiv sorgt die Londoner Börse LSE für einen Paukenschlag: Mit dem Deal will die Börse ihre Präsenz im lukrativen Datengeschäft ausbauen und unabhängiger vom schwankungsanfälligen Handelsgeschäft werden. Mit ihrem Datenhunger ist die LSE nicht allein – fast alle grossen Börsenbetreiber wollen dieses Geschäft erweitern. Denn die Gewinne im klassischen Aktienhandel sind unter Druck und hängen stark von den Launen an den Finanzmärkten ab.

Gleichzeitig sind Zusammenschlüsse zwischen Börsenbetreibern kaum möglich, wie nicht nur die mehrfach gescheiterten Fusionsversuche von Deutscher Börse und LSE gezeigt haben. Oft vereitelten Kartellbedenken oder der Widerstand gegen den Verkauf eines nationalen Symbols, wie es Börsen für viele Länder sind, solche Vorhaben. Daher suchen die grossen Börsenbetreiber nach anderen Wegen, um zu wachsen. Allein mit Echtzeit-Handelsdaten haben die Börsen in den USA im vergangenen Jahr einen Umsatz von 1,4 Mrd. Dollar gemacht. Hinzu kommen weitere Milliardenerlöse etwa mit Indizes oder verwandten Dienstleistungen – Tendenz steigend.

Schliesslich macht der automatisierte Wertpapierhandel mit Hilfe von Computerprogrammen immer mehr Schule. Dabei entscheidet ein Algorithmus basierend auf entsprechenden Daten automatisch über Kauf oder Verkauf einer Aktie, Anleihe oder eines Finanzderivats. Bei Analysten und an der Börse konnte die LSE mit ihren Plänen zum Kauf von Refinitiv punkten. "Es macht sie wettbewerbsfähiger und zu einem attraktiveren Partner", sagt Analyst Spencer Mindlin vom Analysehaus Aite Group. Die LSE-Aktie sprang am gestrigen Montag um mehr als 15 Prozent auf ein Rekordhoch.



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