Tapir: Tier gehört zu jener Art, die in Brasilien viele Unfälle verursacht (Foto: Nina/pixabay.de)

Forscher des brasilianischen Zentrums für Studien zur Strassenökologie an der Bundesuniversität Lavras haben ein System entwickelt, das Autofahrer mittels Künstlicher Intelligenz (KI) und Bilderkennung vor Zusammenstössen mit Wildtieren warnt und diese verhindert. Auf Brasiliens Strassen kommen jährlich durch Kollisionen mit Autos 475 Millionen Tiere ums Leben. In vielen Fällen werden auch Autofahrer verletzt, weil es im grössten südamerikanischen Land viele grosse Tiere gibt.

Erfasst werden sollen die Tiere von Kameras, die am Strassenrand besonders betroffener Regionen montiert sind. Sie senden ihre Bilder an einen Rechner, der sie auswertet und die Bedarfskennzeichen entsprechend steuert, wenn Gefahr droht. "Wir haben eine Datenbank mit brasilianischen Tierarten erstellt und ein Computer-Vision-Modell trainiert, damit es sie eindeutig identifizieren kann", so Gabriel Souto Ferrante, der diese Aufgabe im Rahmen seines Masterstudiums am Institut für Mathematik und Computerwissenschaften der Universität São Paulo in São Carlos löste.

In anderen Ländern sind zwar ähnliche Bilderkennungssysteme entwickelt worden, doch diese sind laut dem Experten für Brasilien ungeeignet: "Sie erkennen unsere Tiere nicht", sagt Rodolfo Ipolito Meneguette, Professor für Mathematik und Computerwissenschaften, der Ferrantes Arbeit betreute. Ausserdem seien sie nicht geeignet, weil sie für die Bildauswertung zu lange brauchten, vor allem bei schlechter Kamerasicht.

Die Datenbank enthält die brasilianischen Tiere, die am häufigsten Unfälle verursachen, darunter Ameisenbären, Tapire, Jaguare und Pumas. Die Bilder haben die Forscher im Internet gefunden. Wo nötig, wurden sie bearbeitet, um zufällige Variationen in Farbe oder Helligkeit zu entfernen, um die Identifizierung der Tiere zu erleichtern.

Anschliessend testeten die Forscher verschiedene Versionen von "Yolo", einem Computer-Vision-Algorithmus, der häufig für die Echtzeit-Erkennung von Objekten, einschliesslich Wildtieren, verwendet wird. Diese Software läuft bereits auf einfachen Computern, was die Kosten der Wildtierüberwachung reduziert. Bei Tests mit Tiervideos, die die Forscher im ökologischen Park von São Carlos aufnahmen, zeigte sich, dass die Software 80 Prozent der Tiere erkannte. Schwierigkeiten hat sie allerdings bei Dunkelheit, Regen und Nebel.