Atempo Kundenzielgruppen (Bild: zVg)

Eine Gruppe von IT-Journalisten nahm es kürzlich auf sich, nach zwei Jahren Corona-Zwangspause einer Einladung der IT Press Tour von Philippe Nicolas zu folgen und wieder für fünf Tage ins kalifornische Silicon Valley zu fliegen, um dort jeden Tag ein paar IT-Hersteller persönlich zu treffen. Die Resultate waren eher gemischt, und das nicht nur wegen des weiter bestehenden Corona-Notstandes.

1. Atempo: Oldtimer mit neuen Ideen:
Vor 30 Jahren gegrūndet, ist der französische Hersteller Atempo nach wie vor bemūht, sich stärker in anderen Ländern und Kontinenten auszudehnen. CEO und Grūnder Luc d‘Orso vermittelte seine Botschaft an die Teilnehmer der IT Press Tour, indem er einen Kurswechsel verkündete: Hatte man es bisher jahrelang mit verschiedenen Produktlinien für unterschiedliche Einsatzzwecke versucht, ist nun Vereinheitlichung angesagt. Die bisherigen Einzelprodukte mit Namen wie Lina und Tina sollen verschwinden, um eine neue Strategie für komplexe Umgebungen auf Kundenseite anzuzeigen. Damit gibt der Hersteller auch etwas versteckt zu, dass die bisherigen Produktangebote zwar vom Namen her interessant klangen, aber nicht unbedingt dem Bedarf der Unternehmen entsprachen.

Unter der neuen übergeordneten Namensbezeichnung "Miria" vereinen sich verschiedene Angebote. Hauptsächlich soll es um Data Protection (DP) und Data Management (DM) gehen: Dafür sollen auch etablierte Partnerschaften mit Firmen wie Techdata, Ricoh, DDN, Huawei, Quantum und anderen ausgebaut werden. Das Partner-Ecosystem ist wesentlich für das Ūberleben dieses Nischenherstellers.

Der Hersteller aus Frankreich macht nach wie vor etwa 70 Prozent seines Umsatzes in Europa mit Schwerpunkt im heimischen Markt und 20 Prozent in den USA. Auf Marketing hat man bisher nicht viel Wert gelegt, was seine Konsequenzen hatte: Der Hersteller ist eher unbekannt, zumal er gleichzeitig mit einem breiten Produktspektrum auftrat. Das soll sich nun ändern. Man will den Status eines Geheimtipps verlassen und mehr die Vorteile herausstellen, die seine Kunden an seinen Produkten schätzen. Also mehr Marketing und Customer Stories.

Nach einer Umbauzeit von etwa zwei Jahren soll Atempo DP nun im Prinzip aus Lina (Live Navigator), Tina (Time Navigator), Yoobackup (Disaster recovery as a service) und Backstone Appliance (Datensicherung) bestehen. Zu Miria soll auch Datenmanagement mit Analyse, Migration und Sicherheitswerkzeugen gehören. Security-Themen sollen weiter in den Vordergrund als bisher gerūckt werden. Neben Legacy-Backups will man sich auch stärker bei Kubernetes- und Container-Schutz profilieren.

2. DDN: Von Frankreich in die weite Welt:
Was ist neu bei DDN? DDN, Hersteller aus Frankreich, hatte sich einen sicheren Marktplatz bei unstrukturierten Daten und Big Data für Unternehmen und Regierungsstellen verschafft. Neu hinzugekommen ist der Fokus auf Artificial Intelligence (AI) und AI Storage. Der frūhere datenzentrierte Architekturansatz erhält durch die vielversprechenden Möglichkeiten von AI einen starken Auftrieb. Die IT-Ansätze der Unternehmen erhalten neue Möglichkeiten. So heisst es bei DDN heute: "AI drängt Unternehmen dazu, grosse Datenbestände nicht mehr in Siloform vorrätig zu halten, um Verwaltbarkeit, Governance, Sicherheit, Leistung und Kosteneinsparungen zu erreichen." Aktuell verweist das Unternehmen auf seinen Partner Nvidia, der nun AI-Storage von DDN bei seinen Kunden einsetze, darunter bei einer Supercomputer-Umgebung in Grossbritannien.

Daten sind für DDN die Basis von AI, neben den Speichergrundlagen. DDN sieht seine Tradition seit 1998 darin, die "schnellsten Supercomputer der Welt" gebaut zu haben einschliesslich paralleler Datenübertragung von einem Systemende zum anderen. Heute komme es darauf an, diese Technologie durch den Einsatz von AI, erweiterter Datenanalyse und Cloud Computing voranzutreiben. Bei DDN heisst es: "Die Ära der seriellen Datenverarbeitung ist vorbei, die nächste Ära hat begonnen." Als ein Beispiel wird auf den Supercomputer-Einsatz im Gesundheitswesen von Grossbritannien verwiesen: "Mit 400 Petaflops der AI-Performance ist der Cambridge-1-Supercomputer in der Lage, die Healthcare-Forscher bei neuen medizinischen Foschungen mit DDN A3I zu unterstützen."

Gleichzeitig will man einen neuen Anlauf machen, um die vor ein paar Jahren erworbene Produktlinie von Tintri mit seinen Multi-Protokoll-Produkten wieder erfolgreich am Markt zu lancieren.

3. Filebase: Weniger Server, weit gespanntes Netz von Object Storage:
Gegrūndet 2019 konnte Filebase im April 2021 Finanzierungsgelder im Umfang von zwei Millionen Dollar auftreiben – für ein so junges Unternehmen ein ordentlicher Betrag. Das Startup hat eine geo-replicated Object Storage Cloud entwickelt, auf der Basis von S3-kompatiblem Object Storage und „powered by Web3“. Anders als bei traditionellen Speicheranbietern stūtzt sich Filebase nicht auf Storage-Server, sondern auf Cluster von Anwendungsservern, die über mehrere dezentralisierte Netzwerke miteinander verbunden werden. Da weniger Server eingesetzt werden, kommt es zu einem niedrigeren Overhead und die Kapitalausgaben sind vergleichsweise gūnstig.

Daten werden aus Compliance- und gesetzlichen Grūnden in einer bestimmten, naheliegenden geographischen Region abgelegt. Die Storage-Lösung reklamiert laut CEO und Founder Joshua Noble (früher bei Western Digital) für sich, weniger als 90 Prozent an Kosten aufzuweisen im Vergleich zu etablierten Providern für Cloud Storage. Das in Boston, USA, ansässige Unternehmen hat bereits mehr als 8.000 registrierte Anwender. Bis zu 5 Gigabyte Speicherplatz sind kostenlos, darüber hinaus kostet eine monatliche Subskription 5,99 Dollar, einschliesslich 1 Terabyte Speicherplatz und 1 Terabyte Datentransfer. Filebase unterstūtzt bis jetzt drei dezentralisierte Netzwerke: Sia, Storj und Skynet. Weitere geplante Netzwerke sind IPFS, Filecoin und Arweave. Alle Netzwerke funktionieren auf Basis von Erasure Coding und benūtzen Blockchain für Datenintegrität.

Das Frontend wird von Filebase zur Verfūgung gestellt, während das Backend ūber Sia, Storj und Skynet kommt. Alle Elemente sitzen in der Cloud, nichts ist mehr on-prem. Filebase bietet ein Cloud-Gateway, das sich in der Cloud befindet und auf dezentralisierten public Cloud-Speicher stūtzt. Zur Zeit gibt es etwa 10 solche Installationen auf dem Planeten.

Laut Zac Cohen, Co-Founder von Filebase, ist Disaster Recovery jetzt sehr einfach durchzuführen: "Dies verdankt sich der native Geo-Replikation, die über dezentralisierte Netzwerke zur Verfūgung gestellt wird. Unternehmen und IT-Verantwortliche müssen sich nicht länger um eine komplexe und teure Strategie für Disaster Recovery kümmern." Filebase sieht sich als einen Cloud-Storage-Dienstleister, der die Basis für solche Services bereitstellt.

In der nahen Zukunft soll CDN (Content Distribution Network) hinzugefūgt werden, um zum Beispiel Funktionen wie Cache Control Header zu bieten.

4. Hammerspace: Vorwärts zum Global Data Environment:
Für David Flynn, seit 2018 Founder und CEO von Hammerspace (und Ex-CEO von Primary Data und Fusion-io), ist sein neues Startup angetreten, um folgendes Problem zu lösen: Den Zugang zu lokalen Daten und Services fūr die Unternehmen so zu gestalten, dass er über mehrere lokale, Cloud-gestūtzte und entfernte Storage-Ressourcen hinweg möglich ist. Kein Speichertyp sei in der Lage, allen Anforderungen gerecht zu werden. Und die heutigen verteilten Speichersysteme und die Anwender, die an allen möglichen Orten tätig sind, verschärfen laut Flynn die Problematik. Es gehe nun darum, ein Global Data Environment (GDE) für hybride Cloud-Umgebungen und Rechenzentren auf NAS-Basis zu schaffen.

Mit einem Global File System soll ein universaler Datenzugang von überall her ermöglicht werden. Flynn erklärt: "Die heutige Welt der IT fällt in viele Teile auseinander, und niemand ist sich darüber richtig im klaren." Deshalb müsse man endlich alle Management-Aufgaben in eine einzige Lösung zusammenführen. Und alle unterschiedlichen Speicherdateien von heute – file, block & object – aggregieren.

Im Sommer 2021 wurde Hammerspace neben Arrikto, Model9 und ScaleFlux in den Gartner-Report "Cool Vendors in Storage and Hybrid Infrastructure“ aufgenommen. Gelobt wurde das Hybrid Cloud NAS des Herstellers, das Daten letztendlich „storageless“ mache. Im einzelnen dient dazu das Global File System von Hammerspace, das im wesentlichen aus zwei Teilen besteht: den Metadata Services, die als ein globaler Backend Service über Cloud- und On-prem-Installationen hinweg laufen, und die Data Services, die folgende Dienste bieten: Storage, Protection, Data Abstraction, Lifecycle Management, Replication, Deduplication, Compression und Connectivity zur Public Cloud. Mit den GDE-Metadaten sind alle Daten sichtbar, und es kann von überall her auf sie zugegriffen werden. Flynn erläutert: "Die Schwerkraft der Daten spielt eine grosse Rolle. Was wir machen besteht darin, die Daten in eine Art Anti-Schwerkraft-Feld zu erheben, um den Zugang zu ihnen in jeder Infrastrukur zu ermöglichen." Damit sollen sich die Daten frei und „storageless“ bewegen können zwischen Block-, File- und Object-Silos.

Auf seiner Webseite finden sich Hinweise zu diversen Kooperationen, darunter mit AWS, Snowflake und Supermicro. Was konkrete Anwender der Hammerspace-Technologie angeht, hält sich das Startup bedeckt. Lediglich ein Kunde wird namentlich genannt.

Atempo Customer Targets (Bild: zVg)
Atempo Customer Targets (Bild: zVg)
Wie Filebase arbeitet (Bild: zVg)
Wie Filebase arbeitet (Bild: zVg)
Was ist Filebase? (Bild: zVg)
Was ist Filebase? (Bild: zVg)
Partner von Atempo (Bild: zVg)
Partner von Atempo (Bild: zVg)