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Der neue Web-Standard HTML5 wird nach anfänglicher Euphorie von vielen Unternehmen wieder beiseite gelegt. Die Software sei noch nicht Marktreif, heisst es aus den Firmenzentralen. Facebook-CEO Mark Zuckerberg hat unlängst für Aufsehen gesorgt, als er den Umstieg auf HTML5 als grössten Fehler der Unternehmensgeschichte bezeichnete.

Auch die Entwickler-Community ist gespalten und es werden zwei verschiedene Versionen der neuen Internet-Sprache entwickelt. "Der Vorteil von HTML5 ist, dass es plattformunabhängig ist. Deswegen müssen wir nicht mehr für verschiedene Systeme programmieren. Flash ist auf dem Weg nach draussen, obwohl HTML5 noch nicht ganz ausgereift ist", sagt etwa HTML5-Experte Peter Kröner. Der Webdesigner und Frontendentwickler ist davon überzeugt, dass sich der neue Standard durchsetzen wird: "Vor allem grosse Portale können davon profitieren. Bei anspruchsvollen Applikationen wie zum Beispiel Spielen stösst HTML noch an seine Grenzen."

Facebook hat laut eigenen Angaben zwei Jahre mit der Entwicklung einer auf HTML5 basierenden Smartphone-App verloren und musste in diesem Zeitraum auf Einnahmen aus dem mobilen Sektor verzichten. "Das Werkzeugpaket war einfach nicht da", erklärte hingegen Zuckerberg.

Vor allem die Kontrolle von Apple über seinen "App Store" ist ein Dorn im Auge der Entwickler, die mit dem neuen Webstandard eine Alternative zu den weit verbreiteten Apps, die speziell für iOS geschrieben werden müssen, bieten soll. Insbesondere die Medienbranche setzt vermehrt auf den neuen Standard. Die Financial Times hat zum Bespiel ihre iPhone-App mit einer HTML5-Version ersetzt und die New York Times stellte vor kurzem eine entsprechende iPad-Applikation vor. Für Software-Programmierer hat das offene System einen weiteren und vielleicht auch entscheidenden Vorteil: Es entfallen die App-Store-Gebühren, die an Apple zu bezahlen sind.

Es gibt aber auch immer mehr Unternehmen, die vor einem verfrühten Umstieg warnen. Die deutsche Softwareschmiede Wooga etwa hat im Juni die Entwicklung des HTML5-Spieles "Magic Land Island" eingestellt. Als Hauptgrund wurden die hohen Kosten genannt. Softwareanalyst Al Hilwa versucht zu beruhigen: "Zuckerberg hat den Fehler gemacht, dass er zu früh auf den neuen Standard gesetzt hat. Das bedeutet nicht, dass HTML5 nicht funktioniert. Es funktioniert nicht für Facebook."

Um die Vorzüge von HTML5 zu demonstrieren, hat Firefox-Entwickler Mozilla das Multiplayer-Spiel "Browserquest" vorgestellt. Das kostenlose Experiment ist ein Tribut an klassische Videospiele, so Mozilla. Das Spiel ist den Entwicklern zufolge eine Demonstration einer Technologie, mit der man in Echtzeit ein plattformübergreifendes Multiplayer-Spiel erschaffen kann.



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