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IT-Wissenschaftler des Hasso-Plattner-Instituts (HPI) haben mit "Babelsberg" eine neue Programmiersprache vorgestellt. Eine ausführliche Beschreibung veröffentlichten sie jetzt in der Reihe "Technische Berichte" im Universitätsverlag Potsdam (Band 81, ISBN 978-3-86956-265-0). Autoren sind Doktorand Tim Felgentreff und die Professoren Alan Borning (Gastwissenschaftler von der Washington University, Seattle) und Robert Hirschfeld, Leiter des HPI-Fachgebiets Software-Architekturen.

"Der Name hat sich einfach aus der Lage des Instituts im Potsdamer Stadtteil Babelsberg ergeben", verrät dazu Felgentreff. Nach den Worten des wissenschaftlichen Mitarbeiters findet der Name "Babelsberg" vor allem grossen Anklang bei Amerikanern. "Sie denken dabei auch den in der Bibel erwähnten Turm von Babel und verbinden damit die Hoffnung, dass die neue Programmiersprache über herkömmliche hinauswachsen könnte", sagt der Nachwuchswissenschaftler aus der HPI Research School.

Felgentreff arbeitet mit Borning schon seit zwei Jahren an der Aufgabe, ein neues Design für Programmiersprachen zu entwickeln. Ziel sei es, den Nutzern verschiedener verbreiteter Programmiersprachen ein Werkzeug bereitzustellen, mit dem sie ihre Programme einfacher und insgesamt weniger fehleranfällig gestalten können, teilt das HPI in einer Mitteilung mit. Existierende Programmiersprachen benötigten detaillierte, kleinschrittige Anweisungen, um selbst einfache Aufgaben zu lösen, heisst es. Das mache grosse Programme vielschichtig und komplex. "Mit Babelsberg hingegen eröffnen wir Programmierern die Möglichkeit, die Aufgabe als solche zu formulieren. Wie diese zu lösen ist, versucht der Computer dann selbst herauszufinden", erläutert Felgentreff. So wie ein guter Koch in der Lage sei, ohne Rezept ein Gericht nachzukochen, so könne Babelsberg ohne explizite Anweisungen einen gewünschten Zielzustand erreichen.

Die Potsdamer Informatikerin Maria Graber, die im Rahmen ihrer Masterarbeit an "Babelsberg" mitarbeitet, nennt ein Beispiel: "Mit Babelsberg gelingt es etwa, ein Sudoku zu lösen, ohne dass für den Computer die strategischen Einzelschritte echter Soduko-Spieler im Detail programmiert werden müssen. Die Kenntnis der Regel genügt bereits". Als deutsche Meisterin des Jahres 2010 und mehrfache Teilnehmerin an Sudoku-Weltmeisterschaften weiss Graber besonders genau, wovon sie spricht.

Der neue Ansatz verringere den Programmieraufwand, da viel weniger Code geschrieben werden müsse, heisst es weiters. Dieser Code sei auch leichter
verständlich und schneller prüfbar, wodurch Fehler besser vermieden werden könnten. Gleichzeitig lässt sich Babelsberg den Angaben zufolge in existierende Programmiersprachen integrieren, sodass die Arbeit der letzten
Jahrzehnte nicht hinfällig ist.

An Babelsberg arbeiten neben den Potsdamer HPI-Experten inzwischen auch der Wissenschaftler Todd Millstein (University of California, Los Angeles) und mehrere Forscher des Viewpoints Research Institute, Los Angeles. Dessen Präsident ist der amerikanische Informatikwissenschaftler Alan Kay. 2011 wurde Kay in Potsdam zum HPI-Fellow ernannt.