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Der weltweite Hackerangriff vom Wochenende hat nach Angaben der europäischen Polizeibehörde Europol mindestens 200.000 Computersysteme in 150 Ländern getroffen. Entgegen erster Meldungen war auch die Schweiz Ziel der Attacke.

Wie Europol-Chef Rob Wainwright gegenüber dem Sender ITV betonte, sei die globale Reichweite des Cyberangriffs ohne Beispiel. Die Attacke habe eine so starke Wirkung entfalten können, weil die Schadsoftware mit einer "Wurmfunktionalität“ gekoppelt gewesen sei, die eine automatische Ausbreitung ausgelöst habe. "Die letzten Zählungen ergeben mindestens 200.000 Opfer, darunter viele Firmen, auch grosse Firmen“, so Wainwright. Der Europol-Chef warnte vor einer neuen Welle von Attacken zu Beginn des Arbeitsbetriebs Anfang der Woche. "Momentan sehen wir uns der Gefahr einer Eskalation gegenüber. Die Zahlen steigen, und ich bin besorgt, wie die Zahlen sich weiter steigern werden, wenn die Menschen am Montag wieder an ihre Arbeitsplätze gehen und ihre Computer einschalten", so Wainwright.

Laut Aussagen von Max Klaus von der Melde- und Analysestelle Informationssicherung (Melani) gab es entgegen ersten Meldungen auch in der Schweiz vereinzelte Betroffene. Klaus: "Wir haben einzelne Meldungen von Privatpersonen und Firmen im KMU-Bereich erhalten." Betreiber kritischer Infrastrukturen wie Spitäler oder Energieversorger seien nach bisherigem Erkenntnisstand jedoch nicht darunter, wie er gegenüber dem "Sonntagsblick" verlauten liess.

Die Hacker nutzten für ihren Angriff eine Sicherheitslücke aus, die vom US-Geheimdienst NSA entdeckt worden war. Geheimdienste sammeln Informationen über IT-Sicherheitslücken, um ihre eigenen Spionage-Programme einzuschleusen. Mit problematischen Folgen: Statt die Lücken weiterzumelden, horten die Schlapphüte ihr Wissen – und verhindern damit, dass die Lücken geschlossen werden. Im aktuellen Fall gerieten die Informationen der NSA an Hacker. Mit dramatischen Folgen.

Ab dem 1. September erhält auch der Nachrichtendienst des Bundes die Möglichkeit, Schnüffelsoftware einzusetzen. Dann tritt das neue Nachrichtendienstgesetz in Kraft. Der Grünen-Nationalrat Balthasar Glättli fordert nun Korrekturen: "Diese Cyber-Attacke zeigt, dass der Einsatz von Spionage-Software durch Geheimdienste die IT-Sicherheit schwächt, statt sie zu stärken."



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