thumb

Obwohl Facebook-User immer mehr von sich preisgeben, sind sie dennoch vorsichtiger in Bezug auf die Personen, die diese Inhalte sehen können. Zu diesem Schluss kommt eine Langzeitstudie, die über sieben Jahre ging, der Carnegie Mellon University. Für die Erhebung wurden rund 5.000 Nutzer zwischen 2005 und 2011 herangezogen.

Die permanenten Einstellungs-Änderungen auf der Plattform ermutigten die User, immer mehr Daten über sich und ihre Freunde anzugeben, sich zu verlinken und Informationen zu teilen. Dennoch legen sie immer weniger heikle Inhalte für Fremde dar wie beispielsweise das Geburtsdatum, besuchte Schulen oder Telefonnummern. Zwischen 2009 und 2010 gab es jedoch eine gegensätzliche Reaktion, wobei Nutzer immer präsenter wurden. Forscher erklären dieses Phänomen mit den optimierten Einstellungen zum Datenschutz im Dezember 2009. Eine weitere Studie von 2013 hat zudem ergeben, dass 61 Prozent sich eine Auszeit vom sozialen Netzwerk genommen haben, weil sie unter anderem keine Zeit hatten, ihre Privateinstellungen zu überarbeiten.

"Ich glaube, dass die laufenden Änderungen zum Schutz der Privatsphäre die Sicherheit der Nutzer nicht erhöhen. Es wird vielmehr mühsamer und aufwendiger, diesen Einstellungen nachzukommen", schätzt Datenschutz-Experte Hans Zeger von Arge Daten. Dabei müssen jedoch zwei Nutzergruppen unterschieden werden: Einerseits diejenigen, die alles freigeben und sich nicht um ihre Privatsphäre kümmern. Auf der anderen Seite gibt es die kleinere, jedoch über Facebooks Zukunft entscheidende Gruppe, die das Portal weniger als privates Netzwerk, sondern als berufliche Plattform nutzt und mit seriösen Usern kommunizieren will. "Das sind jedoch vielleicht nur fünf Prozent, die eher auf beruflichen Netzwerken landen werden", sagt er.

Laut Zeger wird die Plattform auf Dauer nicht funktionieren, solange kein überzeugendes Konzept entwickelt wird. "Mit Facebooks Strategie geht sie zwei Schritte nach vorne, indem mehr freigegeben und Spam und Marketing begünstigt werden - dann aber wieder einen Schritt zurück", so der Spezialist. Bald würde die Plattform eine für Zehn- bis 16-Jährige sein.

"Facebook hat bereits ein negatives Image und ich bin mir nicht sicher, ob die Plattform da noch herauskommt. Die Leute, die anfänglich das Zielpublikum waren, werden die Plattform womöglich verlassen", vermutet Zeger. Vor rund 15 Jahren hatte eine Studie prognostiziert, dass das Internet ein Kommunikationsraum für Kinder werde, wenn dessen Konzept gleich bliebe. "Das hatte damals niemand geglaubt. Mittlerweile kann ich mir das vorstellen", schliesst der Datenschützer ab.